Von Matthäus Kosik

Allermöhe.
Liebe Leser, bevor sie in den Text einsteigen können, müssen sie mir einen Gefallen tun. Schauen sie sich bitte einmal ihre Handflächen an. Sie sehen doch diese Wölbung unter ihrem Daumen. Wussten sie, dass man am Daumenballen Muskelkater haben kann? Ich nicht. Bis ich CrossX getestet habe. Das von der TSG Bergedorf angebotene Work-out war eine der extremsten Körpererfahrungen meines Sportlerlebens.

Ich spiele dreimal die Woche Fußball, ein- bis zweimal mache ich zusätzlich ein 45-minütiges Work-out. Ich dachte eigentlich, ich wäre fit. Aber das ist Quatsch! Das Fitnessprogramm von Markus Hegemann und Antje Schneider hat mir ganz deutlich meine Grenzen aufgezeigt. "Das erste Mal ist für jeden extrem", sagt Schneider. Sie und Hegemann sind das Extreme gewöhnt. Beide sind Triathleten, haben den Ironman erfolgreich hinter sich gebracht.

Ich hingegen hatte Schwierigkeiten, das zweistündige Work-out zu überstehen. Jedes Training ist in vier Blöcke unterteilt, in denen jeweils vier Stationen zu absolvieren sind. Von Mal zu Mal mit unterschiedlichen Schwerpunkten: Cardio, Kraft oder Koordination. Diesmal gab es von allem ein bisschen. Jede Übung muss insgesamt achtmal durchgeführt werden. Ein Durchgang dauert jeweils 20 Sekunden, zwischen den einzelnen Sets gibt es zehn Sekunden so etwas wie Erholung. Seinen Ursprung hat CrossX - wie sollte es anders sein - in den USA. Dort trainieren Soldaten nach dieser Methode, um Geschwindigkeit, Ausdauer und Kraft zu erhöhen.

Für mich kam die pure Ernüchterung schon bei der zweiten Station, der Klimmzugstange. Ich hatte davor einen - wirklich schweren - Medizinball aus einer Kniebeuge heraus immer wieder an die Wand geworfen und aufgefangen. An der Klimmzugstange gaben meine müden Arme dann den Geist auf, während neben mir eine zierlich aussehende Frau einen Klimmzug nach dem nächsten machte. Respekt!

Um Vergleiche geht es beim CrossX aber eigentlich gar nicht. "Man kämpft mit sich und gegen sich. Das ist das Schöne: Jeder geht an seine eigenen Grenzen", erklärt Hegemann. Damit das den Teilnehmern auch gelingt, hilft der Langstreckentriathlet kräftig nach. Er motiviert, feuert an, drillt seine Schützlinge unentwegt. Als ich im zweiten Block bei den Ausfallschritten angekommen bin - im stetigen Wechsel vom rechten auf das linke Bein - kommt Hegemann auch zu mir. Meine Oberschenkel brennen. Er sagt nur: "Genießen."

Dass muss man bei dieser Art von Fitness können: den Schmerz genießen. Man muss sich immer vor Augen halten, wofür man seinen Körper dieser Anstrengung aussetzt. "Man fühlt sich danach einfach richtig gut", sagt Schneider. Mir fehlt im dritten Block so langsam die Fantasie, irgendetwas Gutes daran zu finden. Ich mache gleitende Liegestütze. Dabei sind die Hände jeweils auf einem Stück Teppich, die beim Absenken nach außen geschoben werden. Ich gebe alles, aber Hegemann sieht noch Potenzial: "Da kannst du aber noch ein Stück tiefer gehen." In diesem Moment hasse ich ihn.

Aber ich mache weiter, will das Training unbedingt durchziehen. Im letzten Durchgang gibt es noch mal die volle Breitseite: Burpees! Die berüchtigten Liegestützsprünge. Bei Schneider und Hegemann muss man allerdings nach dem Liegestütz nicht nur hochspringen, sondern auch noch die Knie anziehen.

Dann ist es nach zwei Stunden geschafft. Alle sind erleichtert, klatschen, freuen sich. Ich merke sofort: Von diesem Training habe ich noch länger etwas - nämlich ganze vier Tage Muskelkater. An den verrücktesten Stellen. "Nach drei-, viermal wird es besser mit dem Muskelkater", sagt Schneider, "dann bleibt er nur noch einen Tag."

CrossX: mittwochs, 18.30 Uhr, Gretel-Bergmann-Schule (Margit-Zinke-Straße, Neuallermöhe)