Von Hanno Bode

Lohbrügge.
Kurz nach dem Abpfiff der Landesligapartie beim MSV Hamburg läutete das Mobiltelefon von Alexander Dartsinis. "Papa" leuchtete auf dem Display des Handys vom Technischen Direktor des abstiegsbedrohten VfL Lohbrügge auf. Er musste seinem Vater Niki Dartsinis, dem Obmann des Fußballklubs, schlechte Nachrichten übermitteln: "Du darfst nicht mehr zum VfL kommen." Grund des nicht ganz ernst gemeinten Verbots war die Tatsache, das Lohbrügge eine beachtliche Serie gestartet hat, seitdem Dartisinis senior seit einigen Wochen aus Aberglauben den Partien seines Teams fernbleibt. Das 2:0 in Mümmelmannsberg war der vierte Erfolg aus den vergangenen fünf Partien und vermutlich der vorentscheidende Schritt zum Klassenerhalt.

"Jetzt können wir fast anfangen zu planen", frohlockte Dartsinis junior nach der überzeugenden Vorstellung an der Kandinskyallee. "Wir brauchen als Minimum noch einen Sieg", erhob Coach Peter Martens sogleich den warnenden Zeigefinger. Angesichts des schweren Restprogramms (Türkiye, Ohe, Concordia) könnte es für den VfL tatsächlich noch einmal eng werden. Andererseits trat die vor wenigen Wochen noch sehr verunsichert und fragil wirkende Mannschaft gegen den MSV erneut derart geschlossen und selbstbewusst auf, dass Zweifel am Klassenerhalt schwerfallen.

Vor 120 Schaulustigen zeigte Lohbrügge über die gesamte Distanz die reifere Spielanlage als der ebenfalls akut abstiegsbedrohte MSV. Während die Gäste die richtige Balance zwischen Kampf und Spielkunst fanden, agierte der Kontrahent verkrampft und einfallslos. "Wir müssen schon zur Pause mit 3:0 führen", resümierte Martens. Sein Team lag nach 45 Minuten aber nur mit 1:0 in Front. Angreifer Faik Algan hatte Julian Kerschke bedient, der per Kullerball erfolgreich war (18.). "Die beiden sind Glücksgriffe", lobte VfL-Präsident Jens Wechsel die Offensivmänner, die im Winter den Weg an den Binnenfeldredder gefunden hatten.

Nach dem Seitenwechsel agierte die Martens-Elf kurzzeitig etwas zu passiv und lief so Gefahr, die Begegnung aus den Händen zu geben. Doch die Mümmelmannsberger rückten nur halbherzig auf und versuchten beinahe ausschließlich, ihr Glück mit langen Bällen zu erzwingen. Ein wirkungsloses Stilmittel gegen einen hervorragend gestaffelten VfL. Selbst die Gelb-Rote Karte gegen Arafat Akyil (77.) konnte ihn nicht aus dem Konzept bringen. Marco Braesen sorgte an alter Wirkungsstätte schließlich für die Entscheidung (83.).

Und Dartsinis senior? Der 74-Jährige reagierte trotz des Sieges unwirsch auf das "Verbot", wieder Spiele seines VfL zu besuchen. "Ne, ne, ne", rief er durchs Telefon. Einzig, der Sohnemann blieb bei seiner Meinung: "Das habe ich eben entschieden."

VfL:
Nennhaus (3); Schenkenberg (2-3), Peters (2-3), Akyil (3), Santelmann (2-3); Polat (1), Hafiz (3) ab 55. Fehlandt (3), Nägele (2), Kerschke (2), Braesen (2-3) ab 89. Pallasch (-); Algan (2).