Bergedorf
(vg).
Kaum war gestern Vormittag die Nachricht durchgesickert, dass Bruno Labbadia neuer Trainer beim Fußball-Bundesligisten Hamburger SV wird, liefen die Diskussionsforen im Internet heiß. Hohn und Spott ergoss sich über den Traditionsverein. "Der HSV hat die Richterskala des Dilettantismus gerade nach oben durchbrochen", twittert beispielsweise Ex-Nationalspieler Dietmar Hamann. Martin Roschitz, Moderator der NDR 2-Bundesliga-Show, stöhnte auf Facebook: "Bist du mal 'ne Nacht nicht in der Stadt, ist schon wieder 'n neuer Trainer da." Und sein Kollege Armin Krause witzelte gar: "Eilmeldung! Klopp wird Nachfolger von Labbadia beim HSV. Er soll schon das Nachmittagstraining leiten." Aber so weit kam es dann doch nicht. Während sich also Labbadia mit seinen Kickern auf ins Trainingslager machte, haben wir nachgefragt, was HSV-Anhänger im Heimatgebiet von ihm halten.

Torsten Henke (Trainer SV Curslack-Neuengamme):
"Das ist schon der allerletzte Strohhalm, den der HSV da ergreift. Ich bin bestimmt kein Labbadia-Fan, aber vor seiner Verpflichtung lagen die Chancen auf den Klassenerhalt bei null Prozent. Jetzt sind sie auf zehn gestiegen."

Marco Blättermann (ehemaliger Spieler HSV II):
"Am Montag haben wir mit der HSV-Altliga noch im Volkspark gespielt. Der Kunstrasen dort ist ein Traum. Da steht man vor dem Stadion und denkt, wie toll wäre es, hier trainieren zu dürfen. Doch in der Mannschaft sieht man diese hundertprozentige Leidenschaft nicht."

Peter Stut (ehemaliger Spieler TSV Kirchwerder):
"Ich war erst geschockt, dass es Labbadia ist, aber nachdem ich darüber nachgedacht habe, finde ich die Lösung nicht so schlecht. Er ist ein Trainer, der emotionalisiert, ein guter Motivator."

Ralph Vollmers (zweimaliger Schiedsrichter des Jahres in Hamburg, vom FSV Geesthacht):
"Für mich ist das ein Schritt zurück. Labbadia hat man doch früher schon vom Hof gejagt. So ein gebranntes Kind zurückzuholen, ist für mich ein Zeichen von totaler Panik und Ideenlosigkeit."

Friedrich "Tiroler-Friedl" Schuler (Begründer des HSV-Fanclubs Lohbrügge):
"Ich kenne Bruno Labbadia ja noch von damals, als er 2009 bis 2010 schon einmal HSV-Trainer war, und habe ihm gleich ein Begrüßungsfax geschickt. Das ist ein ganz anständiger, ruhiger Mensch. Früher hätte ich gesagt: zu artig für die Bundesliga, aber er hat inzwischen dazugelernt. Wenn Tuchel nur bei einem Klassenerhalt kommen wollte, hat er genauso wenig einen Arsch in der Hose wie Teile der Mannschaft."

Gregor Drewelowski (Gründungsmitglied des Geesthachter HSV-Fanclubs "Rauten Rowdys"):
"Man hätte auch mit Scheuklappen weiter ins Verderben laufen können, aber dann hätte der HSV wohl keinen Punkt mehr geholt. Daher ist es in Ordnung, noch etwas zu versuchen. Wenn er es schafft, wird man ihn auf Händen tragen. Labbadia wird sicherlich Rafael van der Vaart aufstellen und auf Impulse von ihm hoffen."

Marcel Jeremias (Spieler SC Vier- und Marschlande):
"Das ist eine Katastrophe. Es gab damals Diskrepanzen mit Labbadia, jetzt holt man ihn zurück, obwohl vor zwei Tagen gesagt wurde, dass es keinen Trainerwechsel geben wird. Das bringt doch nur Unruhe. Aber Hoffnung mache ich mir schon, sonst würde ich nicht am Wochenende nach Bremen und am vorletzten Spieltag nach Stuttgart fahren."