Bitter: SCVM unterliegt SC Victoria nach 2:0-Führung noch 2:3

Die Trommel der Fans des SC Victoria, mit der sie die Zuschauer auf der Sportanlage Fünfhausen bislang mit einem monotonen Gleichklang malträtiert hatten, war verstummt. Der SC Vier- und Marschlande, der designierte Absteiger aus der Fußball-Oberliga, hatte den Dauersängern ("Oh, Vicky allez!") von der Hoheluft die Sprache verschlagen. Mit 2:0 führte der SCVM verdient gegen den Titelanwärter. Und eine gute Viertelstunde vor dem Ende deutete rein nichts auf die Wende hin. "Meine Mannschaft war lethargisch", sagte Gästecoach Lutz Göttling. Aber Victoria erwachte doch noch aus der Trance und stürzte die Vier- und Marschländer mit dem 3:2-Siegtreffer in der Nachspielzeit in die große Leere.

Aber der Reihe nach. Die Gäste begannen forsch, als wollten sie ihren Kontrahenten überrennen. Schon nach 15 Sekunden hatten sie eine erste halbwegs gefährliche Chance. Mitten in Victorias Anfangselan dann der Paukenschlag: Nach einem weiten Einwurf lag Timo Aschenbrenner quer in der Luft und erzielte mit einem schulbuchmäßigen Seitfallzieher das 1:0 für den SCVM - ein Traumtor (5.).

Doch weder die da noch dauertrommelnden Gäste-Fans noch die Göttling-Elf zeigten sich zunächst davon beeindruckt. Zweimal musste SCVM-Torwart Kai Erschens sein ganzes Können gegen Cem Cetinkaya zeigen und konnte gerade so zur Ecke klären (14., 25.). Dazwischen war Yasar Koca nach einer Ecke per Kopf an "Vicky"-Schlussmann Tobias Grubba gescheitert (19.). Die Pausenführung der Hausherren ging in Ordnung.

Und Felix Rehr baute sie sogar per Flugkopfball auf 2:0 aus (59.). Die lautstarke Kabinenpredigt Göttlings zeigte bis auf einen Kopfball von Marcus Rabenhorst, den Erschens erneut stark parierte (63.), keine Wirkung. Nun stellten selbst die "Vicky"-Fans ihre Anfeuerungen ein. Es war still am Sporthallenweg.

Selbst der humorlose Anschlusstreffer durch Ex-Profi Marius Ebbers (74.) wäre nur Makulatur gewesen, wenn, ja wenn Marcel Jeremias nach einem Konter freistehend vor Grubba nicht kläglich vergeben hätte (81.). Danach kam es noch schlimmer. Erst glich Ebbers per Kopf zum 2:2 aus (85.) und schließlich stürzte Jan-Ove Edeling per Kopfballbogenlampe den SCVM ins Tal der Tränen (90.+1).

Während die Gäste den schmeichelhaften Erfolg mit ihrem wiedererwachten Anhang feierten, hatte es dem SCVM die Sprache verschlagen. "Ich habe nichts zu sagen", zuckte Kapitän Denis Urdin mit den Schultern. "Das war die bitterste Niederlage der Saison", resümierte Trainer Olaf Poschmann, während er mit mehreren Spielern konsterniert auf dem Platz saß. Sonst sagte niemand etwas.

SCVM: Erschens (1); Hackstein (2-3), Harder (2), Koca (3), Urdin (2); Ahmadi (5), Satari (1-2), Yousofzai (2) ab 79. Siegmund (-), Rehr (3); Jeremias (5), Aschenbrenner (3) ab 71. Ulusoy (-).