Fußball Michelle Boll muss einen Gesichtsschutz tragen

Sorgfältig bindet sich Michelle Boll die Haare zu einem Zopf zusammen. Jetzt kommt die schwarzschimmernde Maske zum Einsatz. Sie muss eng sitzen, fast wie eine zweite Haut. Denn der Druck soll über vier Punkte abgeleitet werden. Passt der Gesichtsschutz, zieht Michelle Boll die Bänder an der Seite fest. Noch fehlt der 20-jährigen Spielerin des FSV Geesthacht die Übung, was kein Wunder ist. Schließlich hat sie die Karbonmaske erst vor 13 Tagen bekommen. Mehrfach in der Woche wird sich die Wentorferin künftig dieser Maskerade unterziehen. Denn Michelle Boll will Fußball spielen. Unbedingt. Und das geht ohne Gesichtsschutz nicht mehr.

Wenn die Angreiferin am Sonntag (13 Uhr, Berliner Straße) zum ersten Mal wieder in einem Punktspiel für den FSV Geesthacht auflaufen wird, ist es das vorläufige Ende einer langen Leidensgeschichte. Zweimal hat sich die Auszubildende zur Sozialversicherungsfachangestellten die Nase gebrochen. Dreimal ist sie an ihrem Riechorgan operiert worden. Beim letzten Mal legten ihr die Ärzte nahe, die Fußballschuhe an den Nagel zu hängen.

"Es war in der siebten oder achten Klasse. Da ist ein Junge auf mich draufgefallen und hat mir die Nase gebrochen", erinnert sie sich. Doch die erste Operation vor rund sieben Jahren verlief nicht wie erhofft. "Ich hatte Probleme beim Atmen", erklärt die Wentorferin. 2011 folgte die nächste und während der Weltmeisterschaft im vergangenen Jahr die dritte. Eine weitere Verletzung wäre operativ wohl nicht mehr zu beheben.

Schweren Herzens wollte sie den Rat der Ärzte befolgen. Zwar hatte sich Michelle Boll über Karbonmasken informiert, doch als es um die Kosten ging, zuckte sie zusammen. Den Preis weiß sie auf den Cent genau: "1137,41 Euro." Das konnte sich Michelle Boll nicht leisten. Doch sie hatte nicht mit ihrer Mannschaft gerechnet.

Die wollte nicht hinnehmen, dass sie künftig auf ihre Mitspielerin verzichten müssen. Also wurden Spenden gesammelt, es gab eine Trikotversteigerung, einen Facebook-Aufruf und auch die Siegprämie beim eigenen Turnier wanderte in den Topf für die Maske. Ein ehemaliger Ligaspieler des FSV gab sogar 500 Euro.

Am Montag vergangener Woche hat Michelle Boll zum ersten Mal mit dem neuen Gesichtsschutz trainiert. Für die Angreiferin war es die erste Einheit seit vergangenem Sommer. Noch ist es ungewohnt. Auf Kopfbälle will sie erst mal verzichten.

Doch wie werden ihre Gegnerinnen wohl auf die Maske reagieren? "Die werden bestimmt blöd gucken", glaubt Michelle Boll. Vater Frank-Andree Balz schaut sie an und grinst: "Ich würde dich für ein Raubein halten."