5. Hanse Cup: Afrikanische Jugendliche begeistern bei der Bergedorfer Großveranstaltung

Lautstarker Jubel am Sonnabend beim 5. Hanse Cup der TSG Bergedorf in der Sporthalle am Ladenbeker Furtweg, als Ryan Munaki hochsteigt und einen seiner gewaltigen Rückraumwürfe loslässt. Drin! Die anderen Handballteams aus Dänemark, Schweden, den Niederlanden, Frankreich, der Schweiz und aus ganz Deutschland sind aus dem Häuschen. Längst haben sie sich auf die Seite den Underdogs aus Simbabwe geschlagen. Mit rhythmischem Klatschen peitschen sie die B-Jugendlichen von der Südhalbkugel im Spiel gegen den TV Mascherode (Braunschweig) nach vorn. Doch die Kräfteverhältnisse sind eindeutig: Mashonaland verliert alle seine Partien haushoch.

Um 2 Uhr morgens sind sie am Tag zuvor in Simbabwes Hauptstadt Harare gestartet und nach 20 Stunden Flug in Hamburg gelandet. In einer anderen Welt. Irgendwann mitten in der Nacht kamen sie in ihrem Quartier in Schwarzenbek an. Kein Wunder, dass sie nun mit ihren Kräften am Ende sind. Vor allem Munaki. Mit schmerzverzerrtem Gesicht wankt er wenig später vom Feld. Ein Krampf in der rechten Wade. Nichts geht mehr. Doch einen Auswechselspieler haben die Afrikaner nicht. Sie müssen zu sechst weitermachen. Nette Geste: Mascherode nimmt zwischendurch ebenfalls einen Spieler runter, damit die Simbabwer nicht in Unterzahl geraten. Nach dem Spiel schenken die Niedersachsen dem Team aus Afrika auch noch einen Vereinswimpel, der künftig nun wohl eine Sporthallenwand in Chinhoyi zieren wird, einer 56 000-Einwohner-Stadt im Norden Simbabwes.

Shona - so heißt in Simbabwe die größte Bevölkerungsgruppe, die rund 70 Prozent der Einwohner stellt und vor allem im Norden und Nordosten des Landes beheimatet ist, dem Mashonaland. Auch wenn der große Nachbar Südafrika hier weit entfernt ist, ist sein Einfluss doch unverkennbar. Fußball, Rugby, Kricket, die traditionellen Lieblingssportarten der Südafrikaner, faszinieren auch die Jugendlichen im Mashonaland. "Wir können südafrikanisches Fernsehen schauen, wo alle Spiele übertragen werden, auch die Fußball-Bundesliga", berichtet Collin Matiza, Sportredakteur bei "The Herald", der größten Zeitung Simbabwes.

Andere Sportarten haben es gegen diese Phalanx schwer. Doch an den Schulen ist Handball der neue Hit. "Wir haben vor fünf Jahren angefangen", erklärt der Trainer Alfos Mkondiwa, "wir sind im Sommer bei einem Turnier in Göteborg und jetzt für 16 Tage in Deutschland. Solche Reisen sind für die Jugendlichen natürlich sehr attraktiv. Für Talente im Fußball ist so etwas nur schwer zu erreichen." Finanziert hat den Besuch in Hamburg der "Freundeskreis des deutschen Handballs". Der Kontakt entstand - na klar - über Südafrika.

30 Schulteams gibt es im Norden Zimbabwes, einen regelmäßigen Spielbetrieb aber noch nicht. In den kommenden Tagen sollen die 14- und 15-Jährigen gemeinsam mit vier deutschen Teams trainieren und dabei ihre technischen und taktischen Fähigkeiten verbessern. Denn es gibt viel aufzuholen. "Vor allem in Schweden ist das Niveau bei den Unter-16-Jährigen enorm hoch", weiß Mkondiwa.

Auch die Jugendlichen wissen um die Unterschiede zwischen Afrika und Europa. "Sie sind jetzt nicht völlig am Boden zerstört", beschwichtigt der Trainer nach dem Auftritt beim Hanse Cup. Schließlich ist diese Reise auch ein großes Abenteuer. Und Mkondiwa weiß genau, was er von Deutschland sehen möchte: "Die Reste der Mauer in Berlin, das wäre toll."