Spannend: VfL Geesthacht schlägt HSG Kropp/Tetenhusen II mit 24:23 und steht vor dem Klassenerhalt

Die Halle schweigt. Blankes Entsetzen macht sich auf der Tribüne breit. Das Klatschen verstummt. Die Zuschauer in der Halle Neuer Krug können nicht glauben, was sie zu sehen bekommen. "Thomas, mach was!", schreit einer der verzweifelten Anhänger. Aber Thomas Brodeßer wirkt ratlos. Der Trainer des VfL Geesthacht fährt sich immer wieder durch die Haare, verharrt dann kurz mit beiden Händen auf dem Kopf. "Es war wahnsinnig nervenaufreibend", sagt er später. Sein Team, die Handballerinnen des VfL, taumeln in diesem Moment im Abstiegsendspiel der Schleswig-Holstein-Liga gegen die HSG Kropp/Tetenhusen II in ein Desaster.

Seit elf Minuten haben die Geesthachterinnen kein Tor mehr geworfen. Dabei lagen sie zur Halbzeit noch mit 15:12 in Führung. Doch nach dem Wechsel spielt und vor allem kämpft nur noch der Gast. "Sie haben uns den Schneid abgekauft", weiß Brodeßer. Jedes Tor bejubelt die HSG jetzt frenetisch, selbst in doppelter Überzahl ist der VfL chancenlos. Sechs Tore später führen die Gäste völlig verdient mit 18:15. Mit einem Sieg würden sie die Klasse halten, der VfL müsste runter. Dieses Wissen lähmt die Elbestädterinnen. Sie wirken wie ein angeschlagener Boxer, der vor dem K. o. steht.

Doch Janine Wiebracht schlägt zurück - 16:18 (45.). Jetzt ist auch Brodeßer wieder wach. Er nimmt die glücklose Stephanie Gelsen vom Feld und bringt Ina Dehms auf der Mittelposition. Ein Glücksgriff: Dehms haucht ihrem Team wieder Leben ein. "Man kann der Mannschaft eines nicht absprechen, und das ist Kampfgeist", lobt der Coach. In der 55. Minute gelingt Claudia Franke der Ausgleichstreffer (22:22).

Auch die Zuschauer wissen jetzt wieder, was sie zu tun haben: klatschen, anfeuern, bei Toren jubeln. Nun wirken die Gäste wie gelähmt. Auch Imke Seidel, die Leihgabe aus der Regionalliga-Mannschaft der HSG, gelingt nicht mehr viel. Geesthacht geht in Führung (23:22), aber die Gäste gleichen 15 Sekunden vor dem Ende aus (23:23). Der Punkt würde dem VfL zum Klassenerhalt reichen. Aber Dehms will den Sieg. Sie stürmt auf das HSG-Tor zu, Saskia Weiss läuft mit, kriegt den Ball und wird in der letzten Sekunde regelwidrig am Torwurf gehindert: Siebenmeter. Als Maren Bostel antritt, herrscht Totenstille. Der Wurf, das Tor, der Jubel ist grenzenlos. Geesthacht gewinnt mit 24:23 und bleibt in der Liga - vorerst. Jetzt fließen Tränen, auf beiden Seiten. Bei den Geesthachterinnen nach einer Saison mit zahlreichen Verletzungen vor Freude. Wobei, noch sind sie nicht gänzlich gesichert. Denn wenn die Lauenburger SV den Oberliga-Klassenerhalt nicht schaffen sollte, würde auch der Drittletzte der Schleswig-Holstein-Liga absteigen.

VfL-Tore: Wiebracht (8), Bostel (6/6), Franke, Peuker (je 4), Gelsen, Weiss (je 1).