Im Gespräch: TSG-Boss Boris Schmidt über Auswirkungen der Olympia-Bewerbung für Hamburg

Nach der Bekanntgabe, dass Hamburg als deutscher Kandidat für eine Olympia-Bewerbung für die Sommerspiele 2024 und 2028 ins Rennen geht, stand bei Boris Schmidt das Smartphone nicht mehr still. Auf allen Kanälen, von E-Mail bis WhatsApp, erhielt der Vorsitzende der TSG Bergedorf Glückwünsche. Die Sportredaktion hat mit Schmidt über die Auswirkungen einer Olympia-Bewerbung für Hamburg und Bergedorf gesprochen.

Herr Schmidt, die Werbetour der TSG für Olympische Spiele in Hamburg hat sich offensichtlich gelohnt.

Boris Schmidt: Wir haben uns in der Tat extrem engagiert und viele Diskussionsrunden geführt. Eine Ausgabe unseres TSG-Magazins und unser Neujahrsempfang hatten einen Olympia-Schwerpunkt. Und das, obwohl wir damit keine Mitglieder werben.

Warum dann die ganze Arbeit? Außer in Allermöhe sind im Bezirk Bergedorf doch keine Wettkämpfe vorgesehen.

Für den Breiten- und Leistungssport wird es viel leichter werden, Geld für die Sanierung und den Neubau von Sportstätten zu bekommen. Die Olympioniken müssen ja während der Spiele irgendwo trainieren. Ohne Hamburgs Bemühen um Olympia 2012 wäre etwa die Leichtathletik-Halle in Alsterdorf, wo auch unsere Sportler trainieren, nie entstanden.

Haben Sie schon etwas konkret ins Auge gefasst?

Wir führen schon lange einen riesigen Kampf um unseren Hockeyplatz am Schulenbrooksweg. Nur wenn er in einen Kunstrasen umgewandelt wird, können wir eine konkurrenzfähige Abteilung aufbauen. In Bergedorf gibt es das nicht, dabei holt Hamburg die meisten Medaillen im Hockey. Und wenn das Gelände auf der Marienburg in Wentorf wirklich in Bauland umgewandelt wird, hätte Hamburg keine Sportschule mehr. Das wäre kontraproduktiv. Wenn hingegen eine neue gebaut würde, muss man sehen, wie die TSG sich einbringen kann.

Wie kann sich ein großer Verein wie die TSG denn allgemein für Olympia einbringen?

Wir müssen schauen, wie wir über unsere Schulkooperationen die Talentsichtung stärker voranbringen können. Ich denke da derzeit vor allem an Badminton und Leichtathletik. Man kann auch die Begeisterung der Mitglieder wecken, um sich als Volunteer (Freiwillige Helfer, die Red.) zu melden. Und im Vorwege werden viele Sportler in Hamburg Trainingslager abhalten, um sich zu "akklimatisieren". Dort können sich Partnerschaften ergeben.

Zunächst müssen Hamburgs Bürger im Herbst aber erst mehrheitlich für Olympia stimmen.

Richtig. Bis dahin muss die Stadt konkrete Zahlen vorlegen, was Olympia kostet und wer was und wie viel davon übernimmt. Wenn einem das nicht gefällt, kann man noch immer dagegen stimmen. Aber ich finde, dass Hamburg, wie bei der ganzen Bewerbung, hier viel richtig macht. Bedenken Sie, dass allein die Ermittlung der Summe 50 Millionen kostet. Hätte man das vor der Vergabe gemacht und Berlin wäre es geworden, wären diese 50 Millionen in den Sand gesetzt worden.

Sehen Sie persönlich eigentlich Nachteile von Olympischen Spielen in Hamburg?

Natürlich wird es vier Wochen lang Staus ohne Ende geben, die Hotels werden teuer sein - vieles wird anders sein. Aber das muss man akzeptieren und ertragen, weil ich unglaublich mehr Vorteile sehe. Der Tourismus etwa würde über Jahrzehnte zulegen.

Und jetzt Hand aufs Herz: Bekommt Hamburg die Spiele 2024?

Persönlich glaube ich, dass es Boston wird. Die USA sind einfach dran. Für 2028 sehe ich aber große Chancen.