Oberliga: 0:3 gegen FC Elmshorn - Rot für Keeper Frederic Böse und Verteidiger Martin Sobczyk

Den Begriff "Krise" hat es im Vokabular des SV Curslack-Neuengamme seit Ewigkeiten nicht gegeben. Der Vierländer Klub ist eine Erfolgsgeschichte, vom Bezirksligisten in zehn Jahren zu einem der besten Hamburger Fußballvereine gewachsen. Aber auch Märchen haben ein letztes Kapitel und manchmal ohne Happy End. Nach dem 0:3 gegen den FC Elmshorn, der vierten Pleite in den vergangenen fünf Oberligapartien, sitzt Trainer Torsten Henke mit versteinerter Miene auf der Pressekonferenz und spricht von einer "ganz schweren Zeit für uns". Der 47-Jährige ist bemüht, Haltung zu bewahren, Stärke zu demonstrieren. Wie sehr der Tiefflug des hoch gehandelten SVCN an ihm nagt, dass er nur schlecht wird schlafen können, Henke versucht es professionell zu vertuschen. Er leugnet aber nicht die Realität: "Wir sind im freien Fall."

Der "freie Fall" jedoch ist eine Art Sündenfall. Curslack wollte mit einem exquisit besetzten Kader hoch hinaus. Und ist gemessen an den eigenen Ansprüchen tief gefallen. "Es wurde eine andere Zielsetzung ausgegeben", erklärt Henke, stockt einen Moment und ergänzt dann vielsagend: "Nicht von mir." Der Vater der Vierländer Erfolgsgeschichte scheint nicht konform zu gehen mit den Titelträumen der Vereinsführung, gibt sich aber kämpferisch. "Aufzugeben habe ich nicht vor. So lange man mich machen lässt, werde ich hier weitermachen", sagt der Coach.

Hinter ihm lag eine Partie, in der es seine offensiv doch so stark besetzte Mannschaft erneut nicht verstanden hatte, Chancen in Zählbares umzumünzen. Jan Landau (19.) und Innenverteidiger Martin Sobczyk (41.) vergaben in einer von beiden Seiten intensiv geführten Begegnung im ersten Abschnitt die besten Möglichkeiten für die Hausherren.

Nach dem Seitenwechsel hatte der SVCN Pech, als Alexander Pohlmann mit dem Kopf nur die Latte traf (48.), und Ivan Sa Borges Dju das Ziel um Zentimeter verfehlte (54.). Es folgte wenig später die entscheidende Szene des Spiels: Curslacks Keeper Frederic Böse konnte Maurizio D'urso im Strafraum nur mit unlauteren Mitteln stoppen und erhielt dafür die Rote Karte (61.). Weil die Hausherren keinen Ersatzkeeper auf der Bank sitzen hatten, musste Angreifer Landau die Handschuhe überziehen. Zunächst mit Erfolg. Elmshorns Jan-Henrik Kaetow flatterten beim Elfmeter die Nerven. Er schoss am Gehäuse vorbei (63.).

Doch Landau wurde nicht zum Helden des Spiels. In der 77. Minute kam er bei einer Flanke zu zögerlich heraus und ermöglichte Patrick Scheidt so das 1:0. Der Innenverteidiger traf anschließend zwei weitere Male (79., 90.+3) - jeweils per Strafstoß. Vor dem letzten Penalty soll Sobczyk mit der Hand auf der Linie geklärt haben. Dafür gab es "Rot". So gehen Henke vor dem Pokalduell am Mittwoch beim SC Wentorf zwar langsam die Spieler aus, nicht aber die Zuversicht: "Solche Phasen gibt es im Fußball. Die muss man durchstehen."

SVCN: Böse (3); Pettersson (2-3), Barlak (4), Sobczyk (3), Wilhelm (3); Metzler (3-4) ab 76. Schraub (-), Zöpfgen (3), Papke (3), Pohlmann (3-4) ab 65. Mahrt (-), Landau (3); Sa Borges Dju (3-4) ab 67. von Hacht (-).