Geesthacht (ako). Es lief bereits die 75. Spielminute. Pascal Nägele war gerade erst beim spanischen Fußball-Erstligisten Levante UD eingewechselt worden, da fing er einen Pass von Benedikt Höwedes auf Heiko Westermann ab.

Ein paar Meter dribbelte der zentrale Mittelfeldspieler noch mit dem Ball, dann zog er aus 20 Metern ab. Manuel Neuer tauchte blitzschnell runter und lenkte den Ball um den Pfosten. "Da sah man seine enormen Qualitäten", erinnert sich Nägele.

Das alles passierte am 13. Januar 2009. Zwar war die Partie gegen den FC Schalke 04 nur ein Vorbereitungsspiel, aber für Pascal Nägele das erste Spiel im Trikot der Profis von Levante. "Sicherlich mit der prägendste Moment meiner bisherigen Karriere", sagt der 22-jährige Geesthachter. Nägele ist Fußballprofi. In Deutschland kennt ihn jedoch kaum jemand, denn seit 2005 verdient er sein Geld im Ausland.

Alles begann in einem Spanienurlaub. Mit seinen Eltern wollte Nägele ein paar Wochen in Valencia verbringen. Aber statt sich in der Sonne zu bräunen, trainierte der damals 15-Jährige zum Spaß bei den Jugendteams der spanischen Profivereine FC Valencia und Levante DU mit. Er überzeugte, und beide Klubs machten ihm ein Angebot. Zu dieser Zeit hatte der Barcelona-Fan jedoch einen Platz in der Nachwuchsakademie des Hamburger SV. "Ich habe mich über das Interesse der Spanier gefreut, aber ein Wechsel ins Ausland war zunächst kein Thema. Ich fühlte mich beim HSV sehr wohl und konnte mir nicht vorstellen, alleine ohne meine Eltern nach Spanien zu gehen", erinnert sich Nägele.

Erst als sich seine Familie 2005 dazu entschied, auf die iberische Halbinsel auszuwandern, eröffneten sich dem begabten Mittelfeldspieler neue Möglichkeiten. Er wechselte in die U16 von Levante, durchlief alle Jugendteams und schaffte den Sprung in die zweite Mannschaft. Dort schoss er drei Tore in 67 Liga-Spielen. 2009 das Highlight: Das Debüt bei den Profis gegen Schalke. Weitere Einsätze blieben jedoch aus. Zumindest in der Realität. Auf der Playstation absolvierte er etliche Partien im Trikot der Profis. Beim Konsolen-Fußball-Spiel FIFA 2011 findet man ihn im Levante-Kader.

"Meine Freunde vermisse ich am meisten", sagt der Abiturient, dessen lange, dunkle, meist zum Zopf gebundene Haare zu seinem Markenzeichen geworden sind. Beim sozialen Netzwerk Facebook hat Nägele bereits eine eigene Fanseite. Dort verkündete er im vergangenen Jahr auch seinen Wechsel nach Zypern. Nach sechs Jahren in Spanien unterschrieb er einen Zwei-Jahres-Vertrag beim zypriotischen Zweitligisten PAEEK Keryneias. Nägele gibt zu: "Anfangs war mir nur der Name ein Begriff. Als dann feststand, das ich nach Zypern wechseln werde, habe ich mich intensiv mit der Liga und dem Verein beschäftigt."

Mittlerweile ist die Saison auf Zypern beendet. PAEEK wurde Vierter und verpasste damit den Aufstieg. Nägele erzielte in 21 Partien zwei Tore. "Das Jahr war sehr wertvoll für meine persönliche und sportliche Entwicklung", erklärt Nägele, den es nun aber weiterzieht. Seinen Vertrag löste er vorzeitig auf, um sich einer neuen Herausforderung zu stellen. Momentan ist er auf Vereinssuche. "Mein Ziel ist es, wieder in Deutschland zu spielen", sagt er. Und wer weiß: Vielleicht bekommt er dann noch einmal die Möglichkeit, Manuel Neuer zu überwinden.