Bergedorf. Mittlerweile lebt er wieder ganz in der Nähe seiner alten Wirkungsstätte, der Halle Am Bult. Hier unterrichtete Rudi Albusberger 17 Jahre lang Turnen und Gymnastik für die Bergedorfer Turnerschaft von 1860 (BT 60), die später mit Spiel und Sport Bergedorf zur TSG fusionierte.

Die Zahl seiner Schüler und Schülerinnen dürfte in die Tausende gehen. Menschen wie der heute 90-Jährige haben eine ganz Generation geprägt.

Für Albusberger war die Turnerei immer eng mit seinem Leben verbunden und manchmal half sie zu überleben. In Kriegsgefangenschaft bot er dem Lagerkommandanten an, Gymnastik zu unterrichten - für einen halben Liter Suppe mehr. Gesagt, getan. Jeden Tag der Woche trat eine andere Hundertschaft an.

Zwei Jahre nach Kriegsende verschlug es Albusberger zum ersten Mal nach Bergedorf. Bei der BT 60 suchten sie einen Turnlehrer. In seine Heimat, das Erzgebirge, konnte er nicht zurück. Dort waren die Kommunisten. Er aber brauchte die Freiheit. Albusberger sagte zu. Der gelernte Maschinenbauzeichner konnte seine große Leidenschaft zum Beruf machen. 1948 heiratete er seine Hildegard. "Durch sie ist Bergedorf zu meiner zweiten Heimat geworden."

Einmal, Ende der 50er-Jahre, vertrat er die Hamburger Gymnastikwartin bei einem Treffen der Landesverbände in Wiesbaden. Die 15 Damen guckten nicht schlecht. Einen Mann, der was von Gymnastik verstand, das kannten sie nicht. Doch es ging gut. "Am Ende haben sie mir ein Röckchen angezogen", erinnert sich Albusberger schmunzelnd. Doch 1964 war Schluss in Bergedorf. Albusberger folgte einem Ruf der Universität Marburg. Bis zur seiner Pension kümmerte er sich um die Ausbildung der angehenden Sportlehrer.

Vor gut einem Jahr kehrte er nun mit seiner Frau zurück - auf Wunsch seiner Tochter. Als Grund verweist Albusberger auf sein Alter. "Ich habe den Entschluss nie bereut", sagt er. Noch immer, wie jetzt zu seinem 90. Geburtstag im Oktober, schicken ihm seine alten Bergedorfer Schüler und Schülerinnen Glückwünsche und bedanken sich für seinen Einsatz. Mit der heutigen Turnerei kann Rudi Albusberger hingegen nur noch wenig anfangen. "Ein doppelter Salto auf dem Schwebebalken. Das ist doch Akrobatik", erklärt er mit einem verächtlichen Unterton. Der 90-Jährige sieht sich eher in der Tradition von Turnvater Jahn, dem Begründer der deutschen Turnbewegung. Körper und Geist schulen, Gemeinschaft, darauf ist es ihm immer angekommen. "Ich bin vom Turnen beseelt", sagt er.