Oststeinbek. Jasmin Huremovic ist spät dran. “Der Flieger aus Zürich“, entschuldigt sich der 42-Jährige während er hinter dem edlen Schieferschreibtisch in seinem neuen Büro in Oststeinbek Platz nimmt. Hier hält sich der ehemalige Fußballer von Bergedorf 85 und der TuS Dassendorf allerdings nur selten auf.

Die meiste Zeit jettet Huremovic durch halb Europa, um seine "Ware" an den Mann zu bringen. Der gebürtige Bosnier kümmert sich um die Belange von Fußball-Profis, ist einer von weltweit derzeit 5178 lizenzierten Spielervermittlern, 269 davon in Deutschland.

Vor acht Tagen saß der viermalige Nationalspieler Bosnien-Herzegowinas in München mit Vertretern eines dortigen Klubs zusammen. Mit welchem will er nicht verraten - Berufsgeheimnis. Von dort zu ging es für Verhandlungen im Zug nach Köln. Spielbeobachtung in Hamburg, ein kurzer Abstecher nach Hause, dann wieder im Flieger nach Madrid und Zürich - das waren die weiteren Stationen seiner Arbeitswoche.

"Dieser Beruf und Familie passen eigentlich nicht zusammen", erzählt Huremovic, der mit Frau und Sohn in Wentorf lebt. "Man kann ihn nicht ewig ausüben. Aber man kann auch sehr gut davon leben."

Zwischen fünf und zehn Prozent der Gesamtsumme eines Transfers stehen dem Berater laut Standardvertrag des Weltverbandes FIFA zu. "Es können aber auch Sonderabsprachen vereinbart werden", sagt Huremovic. Dann erhöht sich seine Provision. "Bevor es zum Abschluss kommt, muss man aber viel Geld investieren. Die Reise- und vor allem die Telefonkosten sind hoch", sagt Huremovic, der seit 2005 im Geschäft ist.

Über einen befreundeten Spielervermittler kam der ehemalige kaufmännische Angestellte, der selbst noch für Hamm United (Landesliga) kickt, auf den Geschmack. In der Zentrale des DFB in Frankfurt legte er die Prüfung ab. 20 Fragen zum Fußball allgemein und Transferwesen im Speziellen sowie Kenntnisse in Zivil- und Vertragsrecht müssen im "Multiple-Choice-Verfahren" (Ankreuztest) nachgewiesen werden.

Mit der Lizenz in der Tasche müssen dann Kontakte geknüpft werden. "Man muss sich in diesem Haifischbecken ein Netzwerk aufbauen. Man braucht Klubs, zu denen man Spieler ins Probetraining schicken kann, und muss Informationen einholen, welcher Verein gerade welchen Spielertypen sucht. Von der Größe bis zum Gehaltsrahmen ist alles detailliert festgehalten", sagt Huremovic, der mit den Ex-Profis Herbert Briem und Egon Flad die Kooperation "prosoco" gegründete. Die Schweizer Zweitligisten Schaffhausen und Wiel arbeiten mit ihnen zusammen. "Ohne Beziehungen geht nichts", ergänzt der 42-Jährige.

Derzeit hat der Wentorfer alleine 16 Spieler unter Vertrag, in seinem "Portfolio" (Huremovic) sind 60 bis 80. Das sind Kicker, die zumindest in losem Kontakt zu ihm stehen. Der bekannteste ist Ciprian Marica (VfB Stuttgart). Wenn Huremovic von seinen Klienten erzählt, klingt es manchmal, als spreche er über eine Ware, andererseits sagt er: "Der Spieler steht im Vordergrund. Für ihn muss ich optimale Voraussetzungen schaffen, Vertrauensperson und Ansprechpartner sein."

In Zürich, beim Traditionsverein Grasshoppers, vertrat er jüngst die Interessen von Danijel Cesarec. Der Kroate von Asteras Tripolis führt aktuell die Torschützenliste in Griechenland an und will wechseln. "Die Rahmenbedingungen sind geklärt. Der Verein muss nur noch Ja sagen. Sie wollen aber noch eine zweite Beurteilung eines Spielerscouts abwarten", verrät Huremovic.