Bergedorf. Für so manche Mannschaft war es eine lange Fußball-Saison. Während die einen nach dem letzten Spiel zur obligatorischen Ausfahrt in Richtung Mallorca starteten, mussten andere in den Relegationsspielen “nachsitzen“. Doch auch für sie ist die Spielzeit 2009/09 seit der vergangenen Woche beendet.

Zeit, eine Bilanz zu ziehen. Daher hat die Sportredaktion getagt und präsentiert heute unsere Mannschaften und Spieler der Saison im Hamburger Osten.

Die Mannschaften: Bei keiner Entscheidung haben wir uns so schwer getan. Daher gibt es zwei Sieger: der SV Curslack-Neuengamme und der Oststeinbeker SV. Nicht nur, dass die Vierländer im Januar Hamburger Hallenmeister wurden, in der Oberliga stand am Ende zudem ein hervorragender sechster Platz zu Buche. Auch der OSV leistete Großes, sicherte sich am vorletzten Spieltag die Meisterschaft und damit den direkten Aufstieg in die Oberliga.

Der Trainer: Während sich seine Spieler über den Aufstieg in die Oberliga freuten wie kleine Kinder, saß Sven Schneppel nach der Partie gegen den TSV Uetersen apathisch auf der Trainerbank und blickte ins Leere. Erst durch einen Treffer in der Nachspielzeit beim Bramfelder SV (3:3) war seine Mannschaft überhaupt in das Relegationsspiel zur Oberliga gelangt. Und jetzt bescherte das 2:1 von Patrick Steffens, wiederum in der Nachspielzeit, dem VfL den Aufstieg. Daran hat Schneppel großen Anteil. Denn dem Lohbrügger Trainer ist es gelungen, mit einem vergleichsweise geringen Etat und einer jungen Mannschaft den VfL ganz nach oben zu führen.

Der Torhüter: Keine Frage, hätte Frederik Gößling von Beginn an für den Oststeinbeker SV gespielt, er wäre unser Torhüter der Saison. In zwölf Spielen musste Gößling nur einmal hinter sich greifen. Doch der frühere Profi des VfL Osnabrück kam erst zur Rückrunde an den Meessen. So haben wir uns für Frank Böse entschieden. Der 40-Jährige, der schon beim FC St. Pauli in der 2. Liga zwischen den Pfosten stand, hatte großen Anteil daran, dass der SC Wentorf (Kreisliga 3) nur 23 Gegentore kassierte.

Der Abwehrspieler: Dass der Oststeinbeker SV in der gesamten Saison nur 18 Gegentore hinnehmen musste, ist vor allem ein Verdienst seiner überragenden Innenverteidigung. An Ishmael Brown und Jeremy Boakye gab es kaum ein Vorbeikommen. Wir haben uns für Brown entschieden, weil er es auf zahlreiche Nennungen in unserer "Elf des Tages" brachte. Zudem erzielte der kopfballstarke 25-Jährige sieben Tore in der abgelaufenen Saison. Inzwischen hat er den OSV verlassen und sich Hamm United angeschlossen.

Der Mittelfeldspieler: Man kann ihn kaum vom Ball trennen, er hat Übersicht und kann ein Spiel lesen. Wenn Deran Toksöz die Kugel am Fuß führt, wissen sich seine Gegenspieler meist nur durch ein Foul zu helfen. Obwohl eher klein gewachsen, ist der Mittelfeldspieler von Bergedorf 85 zudem sehr kopfballstark. 15 Tore erzielte der quirlige 21-Jährige - mehr hat keine andere "Elster" auf dem Konto. Ob er in Bergedorf bleibt, ist noch ungewiss.

Der Stürmer: Keine Wahl ist uns so einfach gefallen wie diese. Der beste Stürmer im Heimatgebiet und wohl der gesamten Oberliga spielt beim SV Curslack-Neuengamme und heißt Christian Spill. Mit 28 Treffern sicherte er sich die Torjägerkrone. Dabei ist der 23-Jährige nicht mal der Schnellste. Aber er hat das, was einen guten Stürmer auszeichnet: Spill verfügt über den Instinkt eines Torjägers. Nimmt er einmal Witterung auf, ist der Tesper nicht mehr zu halten. Der SVCN-Angreifer weiß, wo er stehen und wie er laufen muss.

Die Aufsteiger: Spill wäre wohl nicht der erfolgreichste Oberliga-Stürmer geworden, wenn er mit Nils Pichinot nicht einen kongenialen Partner gehabt hätte. Der 19-Jährige hat in seinem ersten Herrenjahr eine überragende Saison gespielt. Meist lauerte er hinter Spill und "fütterte" ihn mit Vorlagen. Dabei ist er selbst äußerst torgefährlich, erzielte 17 Treffer. Kein Wunder, dass er auch aufgrund seines jungen Alters Begehrlichkeiten bei anderen Vereinen weckte. Pichinot unterschrieb beim FC St. Pauli, wo er, wenn alles gut läuft, für die zweite Mannschaft in der Regionalliga spielt. In dieser Spielklasse wird er auf Oliver Ioannou treffen, mit dem er sich den Titel "Aufsteiger der Saison" teilt. Der 20-Jährige spielte bei Bergedorf 85 ebenso überragend und wird sein Können in der neuen Spielzeit bei Hannover 96 II zeigen. Ioannou wechselt in der Winterpause von der Außenverteidigung ins defensive Mittelfeld, wo seine Fähigkeiten noch mehr zur Geltung kamen. Er ist schnell, zweikampfstark und passsicher.

Der Absteiger: Wohl keine Mannschaft hat so enttäuscht wie der FC Voran Ohe. Lediglich fünfmal ging die Mannschaft von Trainer Jan Schönteich, der im Laufe der Saison das Handtuch schmiss, und seines Nachfolgers Peter Wiehle als Sieger vom Platz. Dabei kassierte Voran 91 Gegentore in 34 Spielen - der verdiente Abstieg.

Das Theater der Jahres: Bis zuletzt durfte der SC Vier- und Marschlande auf den Landesliga-Aufstieg hoffen. Erst im dritten Relegationsspiel, beim SC Sperber (0:5), zerbarsten alle Träume. Zudem erreichte der SCVM fast sensationell das Pokal-Halbfinale. Würde man nur nach sportlichen Gesichtspunkten urteilen, der Klub hätte eine ordentliche Saison gespielt. Wären da nicht die Geschehnisse abseits des Platzes gewesen. Ausgangspunkt war die Entscheidung des Abteilungsvorstandes, den Vertrag mit Trainer Christian Zieglowski nicht mehr zu verlängern, die just zu einem Zeitpunkt öffentlich gemacht wurde, als es mit dem SCVM wieder aufwärts ging. Nach dem letzten Bezirksliga-Spieltag folgte der Höhepunkt: Die Mannschaft wollte lieber auf Ausfahrt gehen statt die komplette Aufstiegsrunde zu spielen. Der neue Coach Jan Schönteich legte sich nach Spielschluss mit der halben Mannschaft an, die offen gegen ihn rebellierte. Alle Protagonisten gingen schwer angeschlagen aus diesem Frühsommer-Theater heraus.