Hamburg. Das Geschehene zu realisieren oder gar rational in Worte zu fassen, es war Patrick Steffens bei all dem Trubel um seine Person schier unmöglich.

Und so bediente sich der emotional sichtlich bewegte Fußball-Angreifer des VfL Lohbrügge nach seinem 2:1-Siegtreffer in der dritten Minute der Nachspielzeit im Relegationsspiel der Landesliga-Vizemeister gegen den TSV Uetersen immer wieder nur eines einzigen Wortes: "Geil!" Immerhin brachte der gerade einmal 20 Jahre alte Stürmer unmittelbar nach dem Schlusspfiff einer denkwürdigen Begegnung überhaupt einige Buchstaben über die Lippen.

Anderen Lohbrüggern hatten die Ereignisse vor 300 Zuschauern am Sportplatzring in Stellingen gänzlich die Sprache verschlagen. So saß Coach Sven Schneppel zunächst abseits des Freudentaumels geradezu apathisch auf der Bank und blickte lange Zeit ins Leere. "Ich muss wohl ein Hufeisen in der Tasche haben", sagte der 36-Jährige schließlich zum sehr glücklich zustande gekommenen Erfolg, der den Oberliga-Aufstieg bedeuten könnte. Voraussetzung: Der Hamburger SV II müsste den Klassenerhalt in der Regionalliga schaffen oder der Reserve des FC St. Pauli gelingt der Sprung dorthin.

Sollte am Ende tatsächlich die Qualifikation für Hamburgs Beletage stehen, täte Schneppel gut daran, die nächste Kirche aufzusuchen und eine Kerze anzuzünden. Denn nach dem schmeichelhaften 3:3 im abschließenden Landesliga-Duell beim Bramfelder SV, als der VfL den Ausgleich sogar erst in der vierten Minute der Nachspielzeit erzielt hatte und nur dadurch überhaupt in die Relegation gekommen war, hatte sein Team auch gegen Uetersen sprichwörtlich den Papst in der Tasche.

Der Tabellenzweite der Hammonia-Staffel war über weite Strecken der Partie das deutlich aktivere und agilere Team und besaß zudem ein Chancenplus. Im ersten Abschnitt scheiterten die Rosenstädter indes mehrmals in aussichtsreicher Position, sodass zur Pause ein für den VfL glückliches 0:0 zu Buche stand.

Nach dem Seitenwechsel schlug sich Fortuna dann aber zunächst auf die Seite der Mannen von Coach Peter Ehlers. Nach einem eigentlich harmlosen Freistoß von Christian Förster staubte Routinier Roland Anders (36) unter Mithilfe von Adam Hamdan, der falsch stand, zum 1:0 ab (59.). Nun waren die so häufig zitierten "echten Männer" gefragt, die in solchen Situationen Verantwortung übernehmen.

Davon hatte Schneppel in Steffens, Ricardo Nunes und Kazim Ayanoglu gleich drei auf der Bank sitzen, die er nun als Joker zog. Und sie alle stachen. Zunächst beförderte Ayanoglu einen Nunes-Freistoß per Seitfallzieher zum Ausgleich ins Netz (78.), bevor Steffens in der Schlusssekunde auf Vorlage von Felix Bültemann den Triumph perfekt machte. "Ist das geil hier", eiferte Präsident Jens Wechsel verbal dem Torschützen nach. Der wurde derweil vom mitgereisten Anhang lautstark in den Fußball-Himmel gehoben: "Paddy Steffens Fußball-Gott."

VfL: Wilkens; Flick, Hamdan, Graf, Kaffke (76. Nunes); Feddern (60. Ayanoglu), Aydin, Braun, Smaga; Exposito (64. Steffens), Bültemann.