Bergedorf. Oliver Ioannou hat es geschafft. Dem defensiven Mittelfeldspieler von Bergedorf 85 liegt ein Vertrag von Hannover 96 vor. Unterschreibt der 20-Jährige und danach sieht es aus, spielt er in der kommenden Saison für die “Zweite“ der Leinestädter in der Fußball-Regionalliga.

Auf seinen alten Verein wird Ioannou dann nicht treffen. Die "Elstern" haben ihre Bewerbung für die 4. Liga zurückgezogen.

Kurz nach 16 Uhr des gestrigen Tages telefonierte "85"-Manager Rüdiger Schwarz mit dem Deutschen Fußball-Bund. Der hatte in einer Sitzung zuvor beschlossen, Bergedorf die Lizenz zu verweigern. Zwar wäre ein Gang vor das Schiedsgericht und eine Nachbesserung bis Ende Juni möglich gewesen, doch die "Elstern" wollen nicht mehr. "Wir haben alles getan, was in unserer Macht steht", erklärt Schwarz.

Der DFB bemängelt in einer dem Klub schriftlich vorliegenden Beurteilung, dass ein Ausweichstadion sowie die Benennung von zwei hauptamtlichen Mitarbeitern und eines Medienverantwortlichen (in Teilzeit) in den Bewerbungsunterlagen fehlen. "Die hätten die Hälfte unseres Etats ausgemacht", sagt Schwarz. Zwar wäre unter Umständen auch eine Lösung mit Honorarkräften möglich gewesen. Aber darauf will sich der Manager nicht einlassen. Denn beim dritten Punkt, den der DFB bemängelt - es geht um den Auszahlungstermin einer Bankbürgschaft -, beharrt der Verband auf seine Erfüllung. Sollte Bergedorf zudem auch nach dem Gang vors Schiedsgericht die Lizenz verweigert werden, hätte "85" der zweiten Mannschaft des FC St. Pauli den Platz weggenommen, da die Relegationsspiele schon für den 10. und 13. Juni angesetzt sind. "Der DFB will kleine Vereine in dieser Liga einfach nicht haben", resümiert Schwarz.

Die "Elstern" gehen schweren Zeiten entgegen. Den vielen jungen Spielern im Team, denen das Ziel "Regionalliga" in Aussicht gestellt wurde, fehlt jetzt die Perspektive. Abgänge scheinen die logische Konsequenz. Während andere Vereine zudem den Kader für die kommende Saison schon unter Dach und Fach haben, hat "85" nicht einmal angefangen. Zumal weniger Geld zur Verfügung steht, da einige Sponsoren abgesprungen sind und es keine zusätzlichen Mittel wie für die laufende Saison durch die Teilnahme am DFB-Pokal gibt.

Immerhin geht es jetzt los. Jens Seddig, der bereits kurz vor und nach der Ära Mathias D. Kampmann für "85" tätig war, wird die Gespräche führen. Erster Ansprechpartner ist Trainer Manfred Nitschke. Ein weiteres Engagement des 61-Jährigen, der nach dem Spiel gegen den FC St. Pauli II erklärt hatte, das er weitermachen will, ist völlig offen. "Meine Euphorie ist verflogen. Dass die Zuständigkeit im Verein so lange nicht geklärt werden konnte, hat mich etwas zermürbt", sagt Nitschke.

Erfreulich aus Bergedorfer ist, dass die Nachfolge des scheidenden Managers Schwarz geklärt werden konnte. Seddig sowie Michael Tolksdorf und Mathias Hammer aus dem Vorstand der Jung-Elstern werden sich die Arbeit teilen.

Überhaupt steht der Club vor einer neuen Zeitrechnung. Am Freitag, den 19. Juni (19 Uhr, Krusestraße), lädt der Vorstand zu einer außerordentlichen Mitgliederversammlung ein. Einziger Tagesordnungspunkt: die Ausgliederung der Fußball-Abteilung. Dazu soll ein neuer Verein gegründet werden. Die Mitglieder, die nicht zur Fußball-Abteilung gehören, müssten dann das finanzielle Risiko, das besonders durch die Liga entsteht, nicht mehr tragen. Es sollen zudem neue Strukturen geschaffen werden, damit eines Tages vielleicht doch Regionalliga-Fußball in Bergedorf möglich ist. Treibende Kraft der Ausgliederung sind die verbliebenen Sponsoren. Nur ein Nebenaspekt, wenn auch ein wichtiger ist der Name des neue Klubs. Kommt jetzt der FC Bergedorf 85?