Bergedorf (vg). Die großen Stadtmarathons spalten Jahr für Jahr die Gemüter. Ist es nun vernünftig oder verrückt, wenn Hobby-Läufer die eigenen Knochen der Belastung eines Straßenlaufs über 42,195 Kilometer Asphalt aussetzen?

Professor Klaus-Michael Braumann, Leiter des Instituts für Sport- und Bewegungsmedizin an der Universität Hamburg, überlegt einen Moment, bevor er antwortet: "Es ist schade, wenn der Eindruck vermittelt wird, das alles sei ganz gefährlich. Grundsätzlich ist jede Form eines Ausdauersports toll. Allerdings gibt es die alte Regel, dass sich auch Freizeitsportler einmal im Jahr medizinisch durchchecken lassen sollten."

Und doch müssen die Organisatoren stets auf das Schlimmste gefasst sein, so wie vor vier Jahren, als ein Mann einen Infekt verschleppt hatte und kurz vor dem Ziel tot zusammenbrach. Um die 20 185 Starter am Sonntag beim Hamburg-Marathon kümmern sich 400 Rettungskräfte vom Deutschen Roten Kreuz, Malteser-Hilfsdienst und den Johannitern. Sie sind mit genauso großem Enthusiasmus dabei wie die Sportler.

So klingelt der Wecker für Sven Möller am Sonntag bereits um 4.30 Uhr. Der 32-jährige Bergedorfer von den Johannitern, der selbst gerne läuft, leitet einen der sechs Abschnitte, in die sich die Hilfsdienste die Strecke aufgeteilt haben. "Es ist realistisch, dass wir jeden Sportler, der zusammenbricht, binnen 30 Sekunden erreichen können", erklärt Möller. Dafür treffen die Rettungskräfte umfangreiche logistische Vorbereitungen. Sechs Rettungswagen, ein Notarzt-Einsatzfahrzeug und drei Motorräder stehen bereit.

Vieles ist über die Jahre Routine geworden. "Wir nennen solche Veranstaltungen wie den Marathon ,Schubladen-Einsätze', weil jeder genau weiß, was er zu tun hat. Das läuft einfach", sagt Jürgen Mittas. Der Bergedorfer vom Deutschen Roten Kreuz hat am Sonntag die Gesamtleitung der Rettungskräfte. Doch alle Helfer wären froh, wenn die Läufer ihre Dienste gar nicht erst benötigen würden.

Für Interessenten: Wer Rettungskraft werden will, kann sich unter www.juh-bergedorf.de oder telefonisch bei Sven Möller (0163-62 00 837) näher informieren.