Büchen/Las Vegas. Über 500 Zuschauer drängten sich im Convention Center des Hotels Caesars Palace in Las Vegas.

Wo früher der Magier David Copperfield sein Können vorführte, zeigten nun über 600 Karatekämpfer aus aller Welt bei den USA-Open ihre Tricks. Unter ihnen auch Ralph Lehnert (Bakushin Büchen), der in der Altersklasse über 45 Jahre Runde um Runde gewann, bis er schließlich im Finale stand. "Ich war so nervös wie selten bei einem Wettkampf zuvor", gab er zu. Kein Wunder bei dieser Kulisse.

Gut eine Minute würde gleich über Sieg und Niederlage entscheiden. Lehnert und sein Finalgegner, der Peruaner Jimmy Wong, maßen sich in der Kata. Das bedeutet, sie kämpften nicht direkt miteinander, sondern traten in einem Vergleichswettbewerb im Schattenkampf gegeneinander an. Das mag für den Laien auf den ersten Blick wie ein wahlloses Herumgefuchtel mit Armen und Beinen anmuten, ist aber doch das ganze Gegenteil. Denn jede einzelne Bewegung innerhalb der komplexen Abläufe ist mit voller (!) Intensität durchzuführen. "Im Grunde genommen lässt sich eine Kata mit einem 400-Meter-Lauf vergleichen", schätzt Lehnert. Eine schweißtreibende Angelegenheit, die zudem höchste Ansprüche an Koordination und Konzentration stellt.

Ein weiterer Aspekt, der bei einem so großen Turnier hinzukommt, ist die Taktik. Denn jede Kata darf nur ein einziges Mal gezeigt werden. Lehnert hatte richtig spekuliert und im Halbfinale den Kanadier John Barnes mit seiner zweitbesten Kata bezwungen. Somit blieb sein bestes Programm für das Finale übrig. Vier bis sechs Wochen hatte sich der 49-jährige Geschäftsführer des Hamburger Sportbunds im heimischen Keller in Schwarzenbek intensiv auf diesen Moment vorbereitet. Doch auch der Peruaner war in Topform. Nachdem beide ihre Darbietungen gezeigt hatten, lag ihr Schicksal in den Händen der drei Kampfrichter. Die zeigten zwei rote Kellen für den Südamerikaner, aber nur eine blaue für Lehnert - Platz zwei. "Mehr war nicht drin. Leistung und Platz sind okay", urteilte er, "ich wollte halt nicht als Statist anreisen." Das gelang ihm auch einen Tag später beim Ozawa-Cup im Hilton-Hotel, wo er ebenfalls Zweiter wurde. Das Spielerparadies Las Vegas war für ihn also auf jeden Fall eine Reise wert.