Kirchwerder (neu). Es läuft bereits die dritte Minute der Nachspielzeit. In der Viertelfinal-Partie zwischen dem SC Vier- und Marschlande und dem SC Condor um den Fußball-Oddset-Pokal steht es 2:1 für die Gäste.

Da drischt SCVM-Torhüter Sven Lütten noch einmal einen Freistoß aus der eigenen Hälfte in den SCC-Strafraum. Dort schraubt sich Torben Schimmelpfennig hoch und bekommt den Kopf an den Ball. Das Spielgerät senkt sich über den verdutzten Keeper Sascha Kleinschmidt hinweg zum verdienten Ausgleich ins lange Eck - Verlängerung.

Doch als wäre das für einen Bezirksligisten im Kampf mit einem Team aus der Hamburger Oberliga nicht bereits Sensation genug: Mit dem Ablauf der zweiten Halbzeit der Verlängerung klärt die Abwehr Condors einen Einwurf von Nils Füllenbach nur halbherzig. 20 Meter vor dem Tor lauert Kevin Herzberg und knallt das Spielgerät volley zum 3:2-Siegtreffer in die Maschen. Der Rest ist grenzenloser Jubel, der SCVM steht im Halbfinale.

Lange hatte es nach einer typischen Pokal-Partie ausgesehen. Der Außenseiter legte alles in die Waagschale, der Favorit setzte auf individuelle Klasse. Die Hausherren spielten munter mit, das Tor aber machte wie aus dem Nichts aber der SC Condor. Mike Griesch setzte sich gegen Marco Mydlach durch und traf genau in den Winkel (19.).

Nach tollem Beginn in der zweiten Hälfte, als zunächst Peter Marks (47.) und dann Jan Oltmann (49.) vergaben, traf Marks schließlich zum Ausgleich (53.). Doch eine Ecke von Sören Grudzinski landete über Umwege bei Florian Niemann, der aus der Drehung heraus den alten Abstand wiederherstellte (71.). In der Folge schien es zunächst, als wäre der Bezirksligist geschlagen. Den Angriffsversuchen fehlte die nötige Zielstrebigkeit. Bis zur Schlussminute . . . Nach dem Abpfiff musste sich Abteilungsleiter Siegfried Niemand einige Freudentränen aus den Augen wischen. Derweil sang Obmann Karl-Heinz Seidenstücker mit den Spielern. Als Zieglowski Ende November, nachdem er von seiner Demission zum Saisonende erfahren hatte, nach seinen Saisonzielen befragt wurde, entgegnete er spontan: "Den Pokalsieg." "Aber das war doch nur spaßig gemeint", sagte "Ziege" nach dem Einzug ins Halbfinale und musste eine Mineralwasserdusche seiner Spieler über sich ergehen lassen. "Wir haben nie aufgesteckt und sind dafür belohnt worden", resümierte er.

SCVM : Lütten; Oltmann, Rüdian (83. Oehlenschläger), Füllenbach; Kosik, K. Herzberg, Marks, Mydlach (80. D. Herzberg); Smolinski, Fritsch (74. Wiegratz), Schimmelpfennig.