Marcel Greve hatte alles probiert. Einzig in der Partie der Fußball-Landesliga seines SV Börnsen gegen den VfL Lohbrügge gingen die Schachzüge des Trainers nicht auf. Bereits nach 30 Minuten nahm er den indisponierten Innenverteidiger Dima Woronow vom Platz, brachte den Mittelfeldspieler Sebastian Fuchs.

Norman Strickert rückte in die Viererkette zurück. "Ich wollte hinten mehr Stabilität und durch den 'Fuchser' ein weiteres kreatives Element", erläuterte Greve. Ergebnis gleich null. Die Wahl, nach 64 Minuten gegen die längst in Unterzahl agierenden Lohbrügger einen frischen Stürmer zu bringen, verpuffte ebenso wirkungslos. Von einer Reaktion auf seine sicher feurige Halbzeitansprache beim Stand von 0:3 ganz zu schweigen. Erst die Hereinnahme von Finn Bern machte sich in der Schlussphase bezahlt. Doch da war bereits Hopfen und Malz verloren. Börnsen unterlag 2:5.

Dabei waren die Lohbrügger nach zuletzt mageren Ergebnissen nicht gerade mit breiter Brust zum Derby gekommen. "Dafür haben meine Spieler gezeigt, dass sie richtig heiß auf die Begegnung waren", freute sich VfL-Coach Sven Schneppel. In der Tat. Während der SVB sich "hinten und vorn katastrophal" (Greve) präsentierte, agierten die Gäste wie aus einem Guss. Bereits nach neun Minuten setzte sich Felix Bültemann energisch auf dem rechten Flügel durch. Seine Flanke spitzelte Patrick Steffens zur frühen Führung ins Tor. Eine perfekte Flanke von Daniel Aydin köpfte Bültemann dann schulmäßig aus vollem Lauf zum 2:0 genau in den Winkel (30.). Und schließlich sorgte Kazim Ayanoglu, der überraschend vor der Abwehr abräumte, seine Aufgabe aber vorzüglich löste, für den 3:0-Pausenstand (41.).

Der übermotiviert zu Werke gehende Bültemann sah eine Minute vor dem Halbzeitpfiff noch die Ampelkarte. Doch der VfL ließ sich auch davon nicht aus der Bahn werfen. SVB-Kapitän Martin Stern, der wie viele andere einen rabenschwarzen Tag erwischt hatte, unterlief einen langen Ball. Der überragende Steffens nahm das Leder volley und lupfte den Ball ins lange Eck (55.). Es kam einer Demütigung gleich, als sich VfL-Abwehrchef Adam Hamdan nach einem Doppelpass mit Steffens ebenfalls in die Torschützenliste eintrug (60.).

Erst mit Beginn der Schlussphase kamen auch die Börnsener zu Chancen. Zweimal musste Fabian Ziethmann nur noch den Fuß hinhalten, um auf 2:5 zu verkürzen (73., 79.). Doch die freistehenden Stern (82.) und Maik Freschke (83.) vergaben aus kurzer Distanz kläglich. So meldete sich der VfL eindrucksvoll im Kampf um die Spitze zurück. "Die Jungs haben eine tolle Leistung abgeliefert", lobte Schneppel. Griffe in die Trickkiste hatte er deshalb auch nicht nötig.