Geesthacht/Lohbrügge. Irgendwo auf der Welt gibt es einen Menschen, für den ist der Geesthachter Christian Henkel ein Lebensretter, vielleicht sogar ein Held. Dieser Mensch leidet an Leukämie (Blutkrebs), einer bösartigen Erkrankung der weißen Blutkörperchen, die vom Knochenmark ausgeht.

Häufig ist die einzige Überlebenschance eine Übertragung von Stammzellen. Die Patienten sind auf einen Spender angewiesen, einen "genetischen Zwilling". Einen wie Henkel.

Es begann im März 2006. Die Feuerwehr Elmenhorst hatte dazu aufgerufen, sich für einen 16-jährigen an Leukämie leidenden Jungen typisieren zu lassen. Henkel, auf den Fußballplätzen als Schiedsrichter des VfL Lohbrügge bekannt, machte mit und gab eine Blutprobe ab. Wie erwartet passierte nichts. Die Chancen, dass die Gewebemerkmale zwischen Spender und Empfänger zu 100 Prozent übereinstimmen, sind gering. In den kommenden fünf bis zehn Jahren nach der Typisierung erhalten nur fünf Prozent aller bei der Deutschen Knochenmarkspenderdatei (DKMS) erfassten Personen, die Möglichkeit zu spenden. Bei Henkel ging es schneller.

Am Heiligabend 2008 bekam der 46-Jährige Post von der DKMS. Er würde eventuell als Spender in Frage kommen. "Mein schönstes Weihnachtsgeschenk", freute sich der Lehrwart des Bezirksschiedsrichterausschusses Bergedorf. Nach weiteren Untersuchungen seines Blutes stand fest: Henkel ist spendenfähig. Am 5. März fuhr der Bankkaufmann in eine Klinik nach Dresden - hier war gerade ein Platz frei.

Fünf Tage vor dem Termin musste sich Henkel ein Hormon spritzen, das das Wachstum der Stammzellen anregt. "Das ist nicht schlimm und tut nicht weh", sagt er. Am vergangenen Donnerstag um 8 Uhr ging's los. "Die Knochenmarkspende ist wie eine Blutspende. Nur länger", weiß Henkel. Nach vier Stunden war alles vorbei. Zunächst stand er etwas wackelig auf den Beinen, doch schon am Abend ging es in die Semperoper.

In den kommenden Tagen wird Henkel erfahren, an wen seine Spende gegangen ist. Nach kurzer Zeit ist eine anonyme Kontaktaufnahme möglich, in zwei Jahren darf er den Empfänger seines Knochenmarks treffen. "Ich möchte wissen, ob die Behandlung überhaupt angeschlagen hat", sagt Henkel. "Es ist doch schön, wenn man mit einem Pieks ein Leben retten kann."

Weitere Informationen zum Thema gibt es unter www.dkms.de