Boberg (neu). Am Abend des 4. Juni 2008 saßen die Segelflieger des Hamburger Aero Clubs Boberg in ihrem Vereinsheim zusammen. Die Männer und Frauen berieten die Planung für den nächsten Tag. Der Deutsche Wetterdienst hatte gute thermische Verhältnisse vorausgesagt.

Als Sebastian Huhmann am nächsten Morgen erwachte, wusste er, was die Stunde geschlagen hatte. "Es war vier, fünf Grad kalt, die Luft ganz klar und der Himmel stahlblau. Ich habe schon gerochen, dass es ein toller Tag werden würde", erinnert sich der 31-jährige, der auch im Berufsleben in die Luft geht. Er ist Flugkapitän. Als dann auch noch Schäfchenwolken mit dunkler Unterseite am Himmel auftauchten, war Huhmann hin und weg - perfektes Segelflugwetter.

Im Dreiecksflug über die Mecklenburgische Seenplatte gen Dresden und wieder zurück flog er mit einem Dutzend Vereinskameraden an diesem Tag. Drei von ihnen legten über 800 Kilometer zurück. Arnold Tolle, Achim Suckfüll und eben Huhmann sicherten mit diesem Ergebnis dem HAC Boberg im vergangenen Jahr die deutsche Meisterschaft im Streckenflug in der 18-Meter-Klasse und sind deshalb für unsere Wahl zu Bergedorfs Sportler des Jahres als Mannschaft nominiert.

Der dezentrale Charakter der Meisterschaft macht es möglich. Wann immer die Segelflieger während ihrer Saison vom 1. März bis zum 15. September zu einem Flug starten, der in die Wertung eingehen soll, brauchen sie nur den "Datenlogger" einzuschalten und ihr Ergebnis hinterher auf der Internetseite www.segelflugszene.de online zu stellen. Die drei Piloten eines Vereins, die am Ende zusammen die größte Strecke zurückgelegt haben, gewinnen den Titel. Extra-Punkte gibt es für die Flieger, die ihre Strecke in Dreickecksform zurückgelegt haben. "Wer so fliegt, hat mit mehr Wetterbedingungen zu kämpfen, als jemand der nur hin und her fliegt", erklärt Huhmann. "Man muss nur aufpassen, dass man rechtzeitig umdreht. Ansonsten ist der Tag über Magdeburg zu Ende. Und wer will das schon?"

Der Vorteil des Flugplatzes des HAC ist, dass er mitten in der Stadt liegt. Abends treffen sich die Piloten und fachsimpeln in Fliegerlatein über den Tag. "Alles muss haarklein erzählt werden", sagt Huhmann lachend. In diesem Jahr werden sie wieder dem Titel hinterher jagen. Die Boberger starten, wenn sie riechen, dass ein Rekord in der Luft liegt.