Bergedorf (vg). Als Rebecca Krümpelbeck zum ersten Mal eine Radtour durch die Vier- und Marschlande unternahm, rieb sie sich verwundert die Augen. “Das ist ja wie bei mir zu Hause“, staunte die 30-Jährige, die in dem winzigen Dorf Becherbach bei Idar-Oberstein aufgewachsen ist. “So eine Idylle hätte ich mir in einer Großstadt nicht vorstellen können.“

Wenn Krümpelbeck an diesem Wochenende bei den deutschen Leichtathletik-Meisterschaften der Senioren in Düsseldorf über 200 und 400 Meter an den Start geht, ist das der vorläufige Höhepunkt eines sensationellen Comebacks. Dass die Grundschul-Lehrerin im Jahr 2007 der Liebe wegen nach Hamburg gezogen ist, hat sich längst als Glücksfall für die Bergedorfer Leichtathletik herausgestellt. Denn als Jugendliche gehörte sie bereits dem deutschen National-Kader an, bestritt 1997 sogar einen Länderkampf gegen Großbritannien. Doch während des Studiums in Kassel, wo sie keine Trainingsgruppe fand, gab sie den Leistungssport Stück für Stück auf. Erst als Examen und Referendariat geschafft waren und sie nach Bergedorf zog, schloss sie sich der TSG-Trainingsgruppe des früheren Ingo-Schultz-Coaches Jürgen Krempin an.

Der merkte natürlich schnell, was für ein Talent ihm da zugeflogen war. "Egal, um welche Übung es ging, Rebecca kannte sie alle", erinnert er sich an die Anfangszeit. "Mir hat vor allem die Mischung in der Gruppe gefallen", sagt Krümpelbeck, "vom Alter her und, dass Freizeit- und Leistungssportler gemeinsam trainieren."

Im vergangenen Oktober entschloss sich Krümpelbeck, es noch einmal mit dem Leistungssport zu versuchen. "Mal schauen, was geht", wie sie es ausdrückt. Aber das mit aller Konsequenz: Sie reduzierte ihre Lehrer-Stelle und trainierte fortan fünfmal pro Woche. Mit durchschlagendem Erfolg. Auf Anhieb wurde sie Hamburger und norddeutsche Meisterin. "Rebecca ist sehr fleißig und ehrgeizig", urteilt Krempin, "jede Aufgabe im Training setzt sie eins zu eins um."

In Düsseldorf hat sie über 200 (25,90 Sekunden) und 400 Meter (56,88) die schnellsten Zeiten aller Konkurrentinnen stehen. Trotzdem setzt sie sich nicht unter den Druck, siegen zu müssen. "Mal schauen, was geht", lautet wieder ihre Devise. Zumindest die norddeutsche Konkurrenz weiß ja schon, was das bedeutet . . .

Rebecca ist sehr fleißig und ehrgeizig. Jede Aufgabe im Training setzt sie eins zu eins um."

Jürgen Krempin TSG-Leichtathletik-Trainer