Geesthacht. Mit einem Superman-Shirt bekleidet sitzt Thorsten Röpke auf seinem Bett im Universitätsklinikum Lübeck. Hinter dem Möllner liegen Tage der Ungewissheit. Sein Leben hing an einem seidenen Faden. Doch jetzt kann der dreifache Familienvater endlich wieder lachen.

Und die Freude wird noch größer, als Thorsten Krütze das Zimmer betritt. Röpke umarmt den Geesthachter herzlich, nennt ihn später "meinen Lebensretter". Gestern Nachmittag sahen sich die beiden zum ersten Mal wieder seit jenem Tag, der für den 40-jährigen Röpke beinah der letzte in seinem Leben geworden wäre.

Rückblick: Es ist Sonntag, der 1. Februar. In der Sporthalle Auf dem Schulberg läuft das Spiel der Handball-Kreisoberliga zwischen der Möllner SV und dem VfL Geesthacht. Im Tor der Gastgeber steht Röpke. Er hält bärenstark, sein Team liegt deutlich vorn. Kurz vor dem Halbzeitpfiff, gegen 18.25 Uhr, verlässt "Rübe", wie ihn seine Freunde und Bekannten nennen, das Spielfeld. Er fühlt sich nicht gut. An der Geesthachter Bank kümmert sich Betreuer Thorsten Krütze derweil um VfL-Spieler Christian Scheulen, der umgeknickt ist. Plötzlich kommt Holger Hinz hinzu. "Irgendwas stimmt da nicht bei den Möllnern", sagt der stellvertretende Abteilungsleiter der Gäste.

Krütze geht rüber und sieht den Möllner Keeper am Boden liegen. Dessen Zustand verschlimmert sich dramatisch. Die Atmung setzt aus, der Kreislauf bricht zusammen. Der Geesthachter Betreuer lässt sich schnell seinen Erste-Hilfe-Koffer bringen. Sofort beatmet er den Torhüter mit einem sogenannten Ambo-Beutel, mittels Herz-Druck-Massage versucht der 41-Jährige, den Kreislauf wieder in Gang zu bekommen. "Vergehen mehr als zehn Minuten ohne Wiederbelebung, hat man ganz schlechte Chancen", wird Professor Peter Radke von der Uniklinik Lübeck später sagen. Schließlich trifft der Notarzt ein und macht weiter. Das Herz beginnt wieder zu schlagen, die Atmung setzt ein. Röpke wird ins Krankenhaus gebracht.

"Man darf so etwas nicht an sich heranlassen, muss versuchen, alles sachlich zu sehen", sagt Krütze, wenn er an seine Rettungstat denkt. Dass der zweifache Vater sofort wusste, was zu tun ist, kommt nicht von ungefähr. Krütze arbeitet bei der Berufsfeuerwehr in Hamburg, ist ausgebildeter Rettungsassistent. Zudem gehört der 41-Jährige der Freiwilligen Feuerwehr Geesthacht an.

"Betrachtet man die Umstände, kann man wohl von einem unglaublichen Glücksfall sprechen", sagt Professor Heribert Schunkert, der Direktor des Klinikums Lübeck über die Rettung. Das weiß auch Röpke: "Wunder gibt es eben immer wieder", sagt er verschmitzt.