Curslack. Die Frohnatur Timo Nührmann schlenderte gedankenverloren über den Kunstrasen am Gramkowweg. Zur Pause des Pokal-Achtelfinales zwischen den Fußball-Oberligisten SV Curslack-Neuengamme und SC Victoria wirkte der sonst stets optimistische Torwart-Trainer der Gastgeber irgendwie ein wenig bedrückt.

"Es gibt da ja so eine Statistik", begann der 35-Jährige schließlich zu sinnieren. Es folgte eine kurze Atempause nach der Nührmann weiter ausholte: "Die besagt, dass Tore kurz vor der Halbzeit gar nicht so wichtig sind", erklärte der Blondschopf. Skepsis und Hoffnung zugleich klangen aus der Stimme des Mannes, der kurz zuvor mitansehen musste, wie sein Team in der Nachspielzeit des ersten Abschnitts den Anschlusstreffer zum 2:1 kassierte. Wer so genau Buch geführt hatte über die Tore zum angeblich "psychologisch wichtigen Zeitpunkt", wusste Nührmann aber nicht. Fakt ist jedoch, im Falle der Vierländer traf die Analyse nicht zu. Denn der späte Gegentreffer durch Roger Stilz (45.+1) sollte die Mannschaft von Coach Torsten Henke vollkommen aus dem Tritt bringen. Die Hausherren verloren die Partie nach furioser erster Hälfte am Ende noch 2:5.

"Das Tor war sicher entscheidend", meinte Gäste-Coach Bert Ehm nach einer Begegnung, in der seine Elf bereits wie der sichere Verlierer ausgesehen hatte. So ließ sich der amtierende Hamburger Meister zunächst von den aggressiven Curslackern den Schneid abkaufen und fand überhaupt nicht in das Spiel. Der agile Julian Sander (8.) nutzte einen kapitalen Fehlpass von Stilz zum 1:0 (8.), bevor Marco Theetz eine mustergültige Vorlage von Nils Pichinot, der trotz Fußverletzung mitwirken konnte, zum zweiten Treffer verwerten konnte (14.). Anschließend versäumten es die Hausherren, gegen konfuse Gäste die Vorentscheidung zu erzielen. Statt einer 3:0- oder 4:0-Führung der Vierländer schlug nach 45 Minuten nur ein 2:1 zu Buche, weil Stilz kurz vor der Pause per Abstauber verkürzte. Der 31-jährige Schweizer war es auch, der mit einem Freistoß nach der Halbzeit ausglich (50.). Allerdings war dem Standard eine äußerst fragwürdige Entscheidung von Referee Sven Ehlert (Groß-Flottbek) vorausgegangen. "Das war der Knackpunkt", meinte Henke.

Von diesem Schock erholte sich der SVCN nicht mehr. Der bis dato unscheinbare Stephan Rahn (65., 88.) und Sezgün Akgül (90.+1) entschieden das Pokal-Duell mit ihren Toren zugunsten des Favoriten. "Heute hat die Statistik nicht gepasst", gab Nührmann letztlich doch zu. Verteidiger Marcel Schmidt wollte auf derlei Zahlenspiele nichts geben: "Wir sind einfach eingebrochen, das war absolut unnötig."

SVCN: Schönsee; Schmidt, Figge, Blättermann, Kock; Wyrwinski (67. Khastoo), Sander, Carstensen (80. Tamm), Khalili (59. Többen), Theetz; Pichinot.