Allermöhe. Nach vier Jahren Zweifeln und Zaudern gab Bernd Krohn dann doch nach. Immer wieder hatten seine Trainingspartner bei den Fußball-Senioren des SC Vier- und Marschlande - die meisten sind zehn bis 15 Jahre jünger - den 66-Jährigen dazu aufgefordert, wieder aktives Mitglied zu werden und somit auch an der Punktspielrunde teilzunehmen.

Vor 40 Jahren hatte der gelernte Gärtner sein letztes Pflichtspiel für die Spielvereinigung Ochsenwerder absolviert. "Ich hab sie gefragt, was sie mit einem Opa wie mir denn wollen", erinnert sich Krohn, der vor acht Jahren einen Schlaganfall erlitten hat. "Aber dann haben mich 'die Brüder' doch überredet." Nicht zuletzt sein Mitspieler Uwe Kleber, mit 47 Jahren der Benjamin des Teams, überzeugte den Ältesten. Zum Wohle der Mannschaft: In zehn Saisonspielen erzielte Krohn zwei Tore.

Mit 26 Jahren hatte er sich dazu entschieden, einen Busführerschein zu machen. "Ich wollte was von der Welt sehen", berichtet Krohn. Zunächst standen "nur" Deutschland und die Niederlande auf dem Programm. Der gebürtige Reitbrooker versuchte, den neuen Job mit seiner Leidenschaft, dem Fußball, unter einen Hut zu bekommen. Die Mitspieler und erst recht die Gegner machten Augen, wenn er auch schon mal kurzerhand mit dem zehn Meter langen Gefährt beim Training oder dem Spiel auftauchte.

Doch dann wurden die Strecken länger. Immer wieder ging es nach Frankreich. Der Beruf hatte Vorrang, für Sport blieb keine Zeit. "Meine Frau Marlis hat mich dabei immer sehr unterstützt, ohne sie hätte ich das alles nicht geschafft. Sie ist mein ruhender Pol", dankt der seit mittlerweile 31 Jahren verheiratete Berufskraftfahrer. Er fuhr und fuhr. Bis ihm im Jahr 2000 sein Körper einen Strich durch die Rechnung machte. Den leichten Schlaganfall, nach dem er drei Wochen im Krankenhaus Barmbek lag und dann eine Reha absolvieren musste, empfindet der Vater einer Tochter heute als "Warnung zur rechten Zeit". Die Landesversicherungsanstalt (LVA) billigte ihm eine Erwerbsunfähigkeitsrente zu. "Das war wie ein Lottogewinn", empfand Kohn, "fortan brauchte ich nicht mehr zu arbeiten, konnte endlich wieder mehr für meinen Körper tun."

Zunächst stellte der Rekonvaleszent seine Ernährung um. Langsam und bedacht begann er wenig später wieder, Sport zu treiben. Gymnastik an jedem Morgen sowie Radfahren und Schwimmen mit anschließendem Saunagang stellten den Anfang dar. Wann immer möglich, holt er außerdem bei seiner Tochter, die 200 Meter weiter die Straße hinunter wohnt, die drei Hunde ab und streicht mit ihnen durch die Felder oder umrundet den Eichbaumsee. Vor vier Jahren kam dann auch wieder der Fußball hinzu. "Es ist schon verrückt. Die LVA führt die durchschnittliche Lebenserwartung von Busfahrern mit 62 Jahren. Und ich fange da wieder mit dem Kicken an", erzählt Krohn lachend, der bei 1,80 Metern Körpergröße genau 80 Kilogramm auf die Waage bringt. "Chapeau, der Bengel ist noch richtig knackig. Dem laufen bestimmt noch die Frauen hinterher", vermutet Teamkollege Uwe Kleber anerkennend.

Auch diese Woche stand der "Oldie" des SCVM wieder auf dem Grandplatz am Elversweg. Seine Augen leuchten, als er die Schürfwunde an seinem linken Schienbein zeigt. "Fußball ist kein Marmelspielen, sondern ein richtiger Männersport. Und er tut mir einfach gut."