Glinde. Das Glinder Top-Paar, Nummer 94 der Welt, tritt am Sonnabend vor heimischem Publikum an.

Wenn Cathrin Hissnauer einen Menschen einschätzen soll, dann schaut die 22-Jährige erst einmal in die Sterne. So war es auch im Jahr 2005, als ihr der aus der Ukraine stammende, damals 18-jährige Stanislaw Hermann als neuer Tanzpartner vorgestellt wurde.

"Er ist Sternzeichen Schütze, impulsiv, ein Träumer, optimal für das Tanzen", schwärmt sie. "Ich selbst bin Krebs, ein Gefühlsmensch", erkannte sie schnell Übereinstimmungen. Das Paar ergänzt sich auch beim täglichen Training gut: "Während ich perfektionistisch bin, sagt er immer: ,Das schaffen wir schon!'"

Auf dieser Basis legten die aus Hamburg stammenden Hissnauer/Hermann, die für den TSV Glinde tanzen und in Braunschweig leben, einen beeindruckenden Aufstieg hin. Besonders erfolgreich war das Jahr 2008, als sie nach drei Hamburger Meistertiteln erstmals auch norddeutscher Meister wurden. In der deutschen Rangliste der Amateure, Bereich Standard, sind sie Dritter, in der Weltrangliste auf Position 94 vorgerückt. "Wir hätten sogar noch höher stehen können, haben aber im vergangenen Jahr viele Turniere getanzt, für die es nur wenige Punkte gab", trauert Hissnauer verpassten Chancen hinterher.

Das soll 2009 anders werden. Und gleich zu Beginn steht eine ganz besondere Bewährungsprobe an: Beim vom TSV Glinde ausgerichteten Ranglistenturnier der Hauptgruppe Sonderklasse Standard (Sonnabend, 17 Uhr, Am Sportplatz) treffen sie als Lokalmatadoren auf ihre schärfsten Konkurrenten, die Zweiten der deutschen Rangliste, Melanie Ahl und Michael Wenger aus Berlin. Das Geschwisterpaar tanzt schon seit der Sandkiste miteinander und ist daher klar im Vorteil. "Beim vergangenen Turnier in Glinde hatten sie daher auch mehr Einsen als wir, aber sie sind für uns schlagbar", blickt Hissnauer voraus.

Doch Druck entsteht beim Auftritt in der Heimat nicht allein aus der sportlichen Konstellation. Verwandte, Vereinsfreunde und nicht zuletzt die eigenen Tanzschüler schauen zu, ob denn die Schrittfolgen präzise und die Bewegungen fließend-elegant sind. Mit Tanzunterrricht und Showvorstellungen finanzieren die beiden ihren Sport, der mindestens 15 000 Euro pro Jahr kostet. "Allein ein Tanzkleid für mich liegt bei 2000 Euro", rechnet Hissnauer vor. Ohne Sponsoren wie Glindes Abteilungsleiter Walter Otto oder Hissnauers Schneiderin Edda Hsu wäre das kaum finanzierbar.

Den Löwenanteil verschlingen die Trainerstunden. Gleich vier verschiedene Trainer sorgen für Inspiration und Feinschliff, denn "einer allein kann einen nicht zum Weltmeister machen" (Hissnauer). Und wenn das alles zukünftig nicht reicht, hilft vielleicht ein Blick in die Sterne...