Fünfhausen (dsc). An Ruhe ist derzeit nicht zu denken. Fast pausenlos klingelt bei Christina Meier nach ihrer Rückkehr aus Südamerika von der Rallye Dakar das Telefon. Als die Fünfhausenerin gestern ihr Handy einschaltete, zeigte das Display 13 Anrufe in Abwesenheit an.

Dazu kamen mehr als ein Dutzend SMS und rund 150 ungelesene E-Mails. Die Medien reißen sich um die attraktive 36-Jährige, wollen wissen, was ihr auf der spektakulärsten und gefährlichsten Rallye der Welt widerfahren ist: Gestern Abend war sie auf "Sat 1" in der Sendung "Sat 1 live" zu sehen, heute stellt sie sich den Fragen in der "NDR Talk Show" (N3, 22 Uhr). Am 6. Februar geht es schließlich noch aufs Rote Sofa bei "DAS" (ebenfalls N3).

Dabei war Meier die meiste Zeit noch nicht einmal aktiv dabei, nachdem die Elektrik ihrer Yamaha auf der zweiten Etappe den Geist aufgegeben hatte. Doch die spektakulären Bilder aus der Pampa und der Atacama-Wüste, dazu die Nachrichten von den vielen haarsträubenden Stürzen und Verletzungen, zum Teil sogar mit Todesfolge, machen neugierig - und die Teilnehmer sogar süchtig. "Das ist ein Junkietreffen", sagt Meier, "wir sind alle Rallye-verrückt."

Darum nutzte die 36-Jährige, die Zeit nach ihrem Ausfall, in der sie den Tross als Helferin des Franzosen Laurent Meffre begleitete, um sich auf die "Dakar 2010" vorzubereiten. Doch auch ohne die kräfteraubenden Stunden am Lenker durch feinsten Sand, über hohe Dünen oder durch ausgetrocknete Flussbetten waren die Strapazen enorm. Die Tage verbrachte die Fünfhausenerin stattdessen im Service-LKW. Im Camp musste sie auf Meffre warten, der meist als einer der Letzten ankam. Dann wurde die ganze Nacht am Motorrad geschraubt. An Schlaf war nicht viel zu denken.

Doch als Meffre wegen körperlicher Entkräftung aussteigen musste, kehrte sie - außer Konkurrenz - aufs Motorrad zurück. "Ich hatte das Glück, dass ich Laurents Maschine über die Anden überführen durfte. Ich konnte fahren und hatte trotzdem Zeit, die Landschaft zu genießen. Aber nach einer Weile in der Höhenluft über 4000 Metern bin ich richtig müde geworden. Erst als ich eine Cola getrunken hatte, ging's mir wieder besser." Für die "Dakar 2010", die wegen der großen Begeisterung erneut in Südamerika stattfinden dürfte, wird sie daher eine kleine Sauerstoffflasche im Gepäck mitnehmen. "Ich habe fürs nächste Mal viel gelernt", verspricht Meier.

Ende März ist die 36-Jährige wieder in der Wüste unterwegs. Dann startet sie bei der "Tuareg" in Marokko. "Nach der Rallye ist vor der Rallye", sagt sie - von einer Sucht kommt man eben nicht so schnell los.