Schwarzenbek. Seinen Gefühlen ließ Christoph Hammel an jenem 16. November 2008 freien Lauf. Hemmungslos weinte der Mittelfeldspieler des SC Schwarzenbek nahe der Eckfahne auf dem Boden liegend.

Der 25-Jährige war auf dem Sprung zum Profi-Fußballer bis ihn das Verletzungspech einholte.

Es waren aber nicht die körperlichen Schmerzen, die den 25-Jährigen nach einem eher harmlosen Foul plagten. "Es kam alles wieder hoch. Die Angst nicht mehr spielen zu können. Dass alles auf einmal vorbei ist", sagt der Geesthachter nachdenklich. Viermal hatte sich der ehemalige Oberligaspieler von Vorwärts-Wacker Billstedt bereits das Kreuzband gerissen - dreimal rechts und einmal links. Doch besonders schossen ihm die Erinnerungen an den November 2001 wieder in den Kopf

Rückblende: Hammel ist 17, hinter ihm liegt ein kometenhafter Aufstieg. Nur ein halbes Jahr kickte er nach dem Wechsel vom MTV Lüneburg bei Billstedt in der B-Junioren-Regionalliga bis er in die A-Jugend befördert wurde. Mit 17 nominierte Coach Uli Schulz den Jugend-Auswahlspieler für die Herren-Oberliga. Bereits nach einer Saison spielte Hammel bei diversen Profiklubs vor. Dann der Schock: Beim Heider SV bleibt er beim Sprungversuch im Boden hängen.

Die Diagnose ist viel niederschmetternder als "bloß" ein Kreuzbandriss. "Der Arzt stellte fest, dass mir die Gelenkflüssigkeit fehlt. Er sagte, dass ich nie wieder leistungsorientiert spielen könne", erzählt Hammel. "Wenn man das mit 17 hört: Es hat mir den Boden unter den Füßen weggezogen. Für mich brach eine Welt zusammen."

Auch eine unendliche Ärztetour, die ihn sogar zum Arzt der deutschen Nationalmannschaft, Hans-Wilhelm Müller-Wohlfahrt, führte, brachte keine andere Diagnose. "Ich hätte fast den Halt verloren. Am Ende habe ich sogar ärztliche Hilfe gesucht, um da raus zu kommen", gesteht der selbstständige Versicherungsvertreter.

Vom Fußball - wenn auch nur noch auf "Hobby-Ebene" (Hammel) - konnte er aber dennoch nicht lassen. 18 Monate später trat er beim TSV Tespe wieder gegen den Ball. Über Eintracht Lüneburg und drei weitere Kreuzbandrisse landete er in Schwarzenbek. "Ich war immer so doof, wieder spielen zu wollen", sagt Hammel. Als unumstrittener Leitwolf führte er die Europastädter in die Landesliga. Dann kam das eingangs erwähnte Foul in der Partie gegen den TSV Neuland. "Ich hatte wieder die gleiche Panik. Aber noch einmal Glück im Unglück", sagt Hammel. Hört sich fast zynisch an, wenn man bedenkt, dass er sich die rechte Kniescheibe gebrochen hatte - wenigstens war es wieder das vermaledeite Kreuzband. Und so will es Gefühlsmensch Hammel, allen Warnungen von Familie und Freunden zum Trotz, noch einmal wissen. "So kann ich nicht aufhören."