“Ich muss ein bisschen weinen“, sagte Léon zu seiner Mama, als sie ihn aus dem Auto in den Rollstuhl hob. Der Sechsjährige bemerkte gar nicht, dass allen die Tränen in den Augen standen, die zu seiner Begrüßung gekommen waren.

Vier Monate hat Léon im Krankenhaus gegen die Leukämie gekämpft. Jetzt ist er endlich zu Hause.

Vier Monate lag der Kleine im Universitätskrankenhaus Eppendorf und hat gegen die Leukämie gekämpft. In dieser Zeit haben nicht nur seine Eltern Tanja und Alexander Bührke gehofft und gebangt, ob der tapfere Junge es schaffen würde. Das Schicksal des Kleinen bewegte die ganze Stadt, und in einer beispiellosen Aktion hatten sich im Sommer 1300 Menschen aus Lauenburg und Umgebung testen lassen, in der Hoffung, der geeignete Knochenmarkspender für Léon zu sein. 85 000 Euro gingen auf dam Spendenkonto ein, um die Typisierungsaktion zu bezahlen. Der geeignete Spender kam schließlich aus den USA.

Das alles rückte gestern erst einmal in den Hintergrund, denn Léon durfte endlich nach Hause. Alle seine Freunde aus der ehemaligen Kindergartengruppe waren gekommen, um ihn zu begrüßen. Schon lange vorher hatten die Kinder den Eingang des Hauses mit selbstgemalten Plakaten geschmückt und Luftballons aufgeblasen. Wenn Léon auf der Fahrt vom Krankenhaus zu seinem Haus kurz vor Lauenburg ab und zu aus dem Autofenster geschaut haben sollte, hat er bestimmt ein paar Herzen fliegen sehen, denn der stürmische Wind riss einigen Kindern die roten Ballons aus den Händen, so dass sie wie zu Léons Begrüßung in den Himmel flogen. Im Minutentakt erhielt Claudia Daniels eine SMS nach der anderen. Die Freundin von Léons Mutter wurde immer aufgeregter. "Wir sind in Schnakenbek", simste Tanja Bührke und wenig später: "Jetzt fahren wir in Lauenburg ein".

"Wir müssen Gas geben, sie sind gleich hier", spornte Claudia Daniels Léons kleine und erwachsene Freunde an. Wie schon die gesamte Spendenaktion, koordinierte die Lauenburger Polizistin jetzt mit großem Organisationstalent die Begrüßung des Kleinen.

Einem Mädchen fiel das Warten besonders schwer. Die sechsjährige Flurina hatte ihren besten Freund Léon schließlich vier Monate nicht gesehen. "Aber ich habe ihm Karten und Briefe gemalt und ins Krankenhaus geschickt, damit er mich nicht vergisst", erzählte sie und baute ein riesengroßes Schild vor dem Hauseingang auf. "Wann Freunde wichtig sind" - so beginnt das Gedicht, das ihre Mama darauf geschrieben hatte. "Ich kann ja noch nicht richtig schreiben, aber die bunten Handabdrücke sind von mir", sagte sie stolz und strahlte über das ganze Gesicht.

Léons Oma Anita Eisenblätter war die Anspannung der letzten Wochen und Monate anzumerken. Die Vorstellung, ihren Enkel jetzt gleich zu Hause in den Arm nehmen zu können, überwältigte sie fast. "Auch wenn der Kleine noch sehr schwach ist, hier zu Hause wird er sich von den Strapazen der Behandlung sicher am besten erholen können", meinte sie.

Als Léon seine vielen Freunde sah, war er völlig überwältigt, er lachte und weinte abwechselnd. Ein bisschen blass ist er, und das Laufen wird er erst wieder lernen müssen, denn durch das lange Liegen ist seine Muskulatur stark geschwächt. "Aber das schafft er ganz schnell", weiß seine Freundin Flurina und freut sich schon, bald wieder mit ihm spielen zu können. Als könnte sie es selbst kaum glauben, sagte sie immer wieder: "Mein Freund Léon ist wieder da!"