Amateurfußball

Hamburgs Schiedsrichter tanzten nach seiner Pfeife

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Lena Diekmann
Helmut Timmann (75) aus Neuengamme engagierte sich 47 Jahre ehrenamtlich im Hamburger Fußball-Verband (HFV).

Helmut Timmann (75) aus Neuengamme engagierte sich 47 Jahre ehrenamtlich im Hamburger Fußball-Verband (HFV).

Foto: Lena Diekmann

Helmut Timmann setzte Unparteiische im Hamburger Amateurfußball an. Nach 47 Jahren Ehrenamt ist nun Schluss.

Neuengamme.  Es liegt noch nicht lange zurück, da fiel Helmut Timmann beim Aufräumen ein ganz besonderer Zettel in die Hände: Ein handgeschriebenes Autogramm von Fußballlegende Uwe Seeler. „Auf seinen Autogrammkarten war die Unterschrift vorgedruckt, deswegen war diese Unterschrift schon etwas ganz besonderes für mich“, erklärt Helmut Timmann, der damals bei der Einweihung eines Sportplatzes in Börnsen als Linienrichter angesetzt war.

Die Begegnung mit dem kürzlich verstorbenen HSV-Idol, der damals mit der „Uwe Seeler Traditions-Elf“ in Börnsen zu Gast war, gehört zu den besonderen Begegnungen, die Helmut Timmann während seiner Zeit als Ehrenamtlicher im Hamburger Fußball-Verband (HFV) erlebte – und die dauerte fast fünf Jahrzehnte. Insgesamt 47 Jahre engagierte sich der 75-Jährige aus Neuengamme im HFV.

Amateurfußball: Helmut Timmann koordinierte die Schiedsrichter

Nun hat er sein Amt abgegeben: „Irgendwann muss auch mal Schluss sein. Jetzt ist die Zeit für Jüngere gekommen“, sagt Helmut Timmann, dem neben der Begegnung mit Uwe Seeler auch Besuche in St. Petersburg, Chicago oder des Jubiläumskongresses anlässlich 100 Jahren Deutscher Fußball-Bund (DFB) in Leipzig besonders in Erinnerung blieben.

Angefangen hat sein Engagement 1964 beim SV Curslack-Neuengamme mit dem Schiedsrichterschein. Dort ist er noch immer Mitglied, in diesem Jahr sind es 60 Jahre. In seiner Jugend hatte er beim SVCN auch selbst gespielt. Doch er sei nie der begnadetste Fußballer gewesen, gesteht Helmut Timmann. Als der Verein dann Schiedsrichter brauchte, sei das die optimale Lösung gewesen, um zwei Fliegen mit einer Klappe zu schlagen: dem Verein zu helfen und weiterhin auf den Fußballplätzen der Region unterwegs zu sein. „Es hat mir viel Spaß gemacht, und so bin ich einfach dabei geblieben“, sagt Helmut Timmann.

Als Schiedsrichter leitete er Spiele bis zur Verbandsliga (heutige Oberliga) und stand als Assistent auch bis zur Regionalliga am Spielfeldrand. Natürlich sei man auch mal von Zuschauern „angequakt“ worden, so Timmann. So mancher junge Schiedsrichter, der Anfeindungen ausgesetzt sei, würde auch schon mal schnell wieder sein Amt niederlegen.

Als Schiedsrichter gelernt, Entscheidungen zu treffen und durchzusetzen

Das sei natürlich furchtbar ärgerlich, schließlich gebe es sowieso schon zu wenig Aktive. Aus Sicht von Helmut Timmann habe das auch etwas mit dem geänderten Freizeitverhalten zu tun: „Früher gab es eben nicht viel anderes außer Fußball“, sagt der 75-Jährige.

Auch wenn das Dasein eines Schiedsrichters auf dem Platz im Gegensatz zum Mannschaftssportler auch schon mal recht einsam sein kann, könne er das Amt empfehlen: „Ich habe viel dadurch gelernt. Ich musste Entscheidungen treffen und habe gelernt, mich durchzusetzen“, resümiert Helmut Timmann, der sich nach seiner aktiven Zeit als Schiedsrichter auch als Schiedsrichter-Beobachter engagierte.

Ohne groß nachzudenken, habe er immer mehr Aufgaben übernommen und wurde so vom Schiedsrichter-Obmann im SVCN zum Obmann im Bezirksschiedsrichterausschuss Bergedorf (BSA) und Ansetzer auf bezirklicher Ebene. Unparteiische für etwa 200 Spiele im Herren- und Jugendbereich galt es da zu koordinieren. Dabei gab es zu Beginn seiner Tätigkeit noch nicht einmal Computer: Da mussten dann alle Partien auf einer langen Liste notiert und die Schiedsrichter noch per Postkarte eingeladen werden.

Nun will sich Helmut Timmann verstärkt um Haus und Garten kümmern

„Heute geht das mit ein paar Klicks natürlich alles viel leichter und schneller, waren manchmal schon nach wenigen Sekunden die ersten Zu- oder Absagen eingegangen“, erinnert sich der Vierländer, der sich zuletzt 22 Jahre lang im Verbandsschiedsrichterausschuss (VSA) engagierte und die Unparteiischen für Ober- und Landesliga ansetzte.

Jetzt freut er sich, dass er sich keine Sorgen mehr machen muss, das am Sonntagmorgen das Telefon klingelt und ein Schiedsrichter dran ist, um sich krank zu melden und seinen Einsatz abzusagen. So kurzfristig dann noch Ersatz zu bekommen, sei manchmal ganz schön schweißtreibend gewesen, berichtet Helmut Timmann.

Ins Schwitzen will er nun nur noch kommen, wenn er Haus und Garten in Neuengamme pflegt. „Der ist in all den Jahren ein wenig zu kurz gekommen“, sagt der 75-Jährige. Außerdem freut er sich nun auf ausgiebige Radtouren mit Ehefrau Ingrid. Gemeinsam organisiert das Paar auch jedes Jahr eine Radtour der TSG Bergedorf, bei der Helmut Timmann die Strecken plant und ausarbeitet – „ich mag es eben, zu koordinieren.“

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