Solawi Vierlande

Viel Platz für Jungpflanzen-Aufzucht

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Thomas Heyen
Ole Halver (39) und Dr. Inga Röwer (40) vom Verein Solawi Vierlande bauen ein altes Foliengewächshaus am Neuengammer Hausdeich nahe der Reitbrooker Mühle ab, um es am Neuengammer Hinterdeich wieder aufzustellen.

Ole Halver (39) und Dr. Inga Röwer (40) vom Verein Solawi Vierlande bauen ein altes Foliengewächshaus am Neuengammer Hausdeich nahe der Reitbrooker Mühle ab, um es am Neuengammer Hinterdeich wieder aufzustellen.

Foto: Thomas Heyen

Die Ernte fiel in diesem Jahr niedriger aus. Schuld waren das Wetter und Schnecken. Jetzt aber laufen die Planungen für 2022.

Hamburg. Die Gemüseanbausaison in diesem Jahr war für den Verein Solidarische Landwirtschaft (Solawi) Vierlande die bisher schwierigste seit dem Start 2018. Kälte und Nässe bereiteten den Bio-Gemüsebauern große Probleme, Schnecken fraßen einen Großteil frisch angebauter Kulturen. Entsprechend kleiner fallen die Erträge aus, die den Mitgliedern des Projekts zum Abholen in verschiedenen Depots bereitgestellt werden.

Erstmals sind die Erträge der Solawi Vierlande niedriger

„Zum ersten Mal sind die Erträge etwas dünner“, sagt Ole Halver, einer von vier angestellten Gärtnern des gemeinnützigen Vereins. Schnecken fraßen zwei Drittel einzelner Kulturen, etwa Kürbis, der ein zweites Mal gesät und schließlich doch erfolgreich geerntet wurde. „Im Sommer konnten wir vieles nachpflanzen“, sagt der 39-Jährige.

Doch nicht alles: Andere Gemüsesorten wie Knollensellerie und Weißkohl litten unter der Gefräßigkeit der Schnecken. Nun ist die Solidarität der rund 220 Haushalte gefragt, die in der Solawi Vierlande vereint sind: Denn die Kosten sind fest, egal wie die Ernte ausfällt. „Das Risiko wird halt geteilt“, sagt Halver. „Dieses Solidaritäts-Prinzip sichert das langfristige Bestehen des Projekts.“

220 Haushalte bekommen 140 ganze und halbe Ernteanteile

Der Verein beschäftigt neben den vier Gärtnern eine Honorarkraft im Büro und zwei Aushilfen, die im Sommerhalbjahr auf dem Feld mit anpacken. Mit den etwa 220 Haushalten, die 140 ganze und halbe Ernteanteile bekommen, sei die maximale Größe erreicht, sagt Inga Röwer, studierte Bodenkundlerin und Solawi-Gärtnerin.

„Es gibt aber immer Fluktuation, deshalb sollten sich Interessierte auf die Warteliste setzen lassen.“ Die Solawi-Initiatoren gehen davon aus, dass ein Ernteanteil für zwei Erwachsene und zwei Kinder reicht, „wenn zu Hause viel Gemüse gekocht und gegessen wird“ (Halver).

60 Prozent der Flächen werden aktuell mit Gründungung bewirtschaftet

Die Flächen des Projekts – drei Hektar Acker/Freiland und 800 Quadratmeter unter Glas – befinden sich am Neuengammer Hinterdeich (Gewächshäuser und Freiflächen) und auf dem weitläufigen Gelände von Hof Eggers am Kirchwerder Mühlendamm. „Unser Acker dort muss sich aber bis zur Saison 2023/2024 regenerieren“, sagt Halver.

„Deshalb gibt es dort derzeit nur Gründüngung. Insgesamt 60 Prozent unserer Freilandflächen werden derzeit nur mit Gründüngung bewirtschaftet.“ Am Neuengammer Hinterdeich wachsen nun unter anderem Grün-, Rosen- und Wirsingkohl, Porree, Feldsalat und Tellerkraut. Viel Gemüse wird in einer Kühlkammer eingelagert.

Ein altes Foliengewächshaus wird am Hinterdeich wieder aufgebaut

Am Neuengammer Hausdeich, nahe der Reitbrooker Mühle, bauen Halver und Röwer ein Foliengewächshaus ab, das 30 Jahre alt und lange nicht mehr genutzt worden ist. Das 240 Quadratmeter große Haus soll am Neuengammer Hinterdeich wieder aufgebaut werden.

Halver: „Die Besitzer freuen sich über eine weitere gartenbauliche Nutzung in der Region.“ In dem „neuen“ Gewächshaus sollen Jungpflanzen aufgezogen werden. Dies sei bisher „an verschiedenen Ecken“ in den bestehenden Gewächshäusern passiert, betont der Gärtner.

Nutzung des neuen Gewächshauses für Jungpflanzen ab 2023

Aufgebaut wird das Folienhaus auf einer ungenutzten Fläche. Im Sommer soll ein neue Folie aufgezogen werden. „Das müssen wir bei warmen Temperaturen machen, denn dann dehnt sich die Folie aus. Bei Kälte wäre sie zusammengezogen, und im darauffolgenden Sommer würde sie lose herumflattern.

Wir müssen sie mit maximaler Dehnung straff aufziehen, damit sie dauerhaft straff bleibt und es später keine Schäden durch Wind geben kann. So richtig genutzt werden kann das Gewächshaus erst von 2023 an“, sagt der 39-Jährige.

Gemüsebauern suchen Platz für neue Verteilerstelle

Anfang Februar gibt es eine neue Bieterrunde, bei der die Ernteanteile unter den Interessierten verteilt werden. Namen auf der Warteliste werden „chronologisch abgearbeitet“, sagt Halver. Inga Röwer fügt hinzu: „Derzeit stehen nur wenige Namen auf der Liste. Die Chancen auf einen Einstieg bei uns sind also ganz gut.“

Die Gemüsebauern suchen auch Platz für eine neue, neunte Verteilerstelle, an der sie ihre Erzeugnisse deponieren können. Wer sich für die Warteliste interessiert oder dem Verein ein Depot anbieten möchte, der sendet eine E-Mail an buero@solawi-vierlande.de.

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