Hamburg. Seit 60 Jahren vermittelt Elsbeth Korff die Liebe zur Musik und die Technik und Magie der Tasten. Dabei hatte sie einst andere Pläne.

In Elsbeth Korffs Wohnzimmer trifft Gemütlichkeit auf moderne Technik – und ganz viel Musik: Es ist das Reich von Bergedorfs wohl dienstältester Klavierlehrerin. Fast auf den Tag genau seit 60 Jahren führt die heute 82-Jährige Menschen jeden Alters in die Geheimnisse der 88 Tasten ein – und vermittelt ihnen die Magie dieser Musik.

Dabei wollte sie als Jugendliche nie Klavierlehrerin werden: „Mein Vater hat mich in diesen Beruf gedrängt. Damals in den 50er-Jahren hatten die Eltern das letzte Wort bei der Berufswahl. Vor allem bei Mädchen“, erinnert sich Elsbeth Korff. „Eigentlich wollte ich Jura studieren, Konzertpianistin werden und auf der ganzen Welt unterwegs sein. Aber er hat das verhindert, ich sollte eine Familie gründen, ein Zuhause haben.“

Musik ist das Leben von Elsbeth Korff – von Klassik bis Boogie

Tatsächlich spielte das Musizieren in ihrem Elternhaus eine große Rolle. Ihr Vater, der Sänger Willi Schulz Hoffmann, studierte Gesang in Berlin. Im Alter von elf Jahren erlernte die Tochter das Klavierspielen von einer Freundin der Familie. Von 1958 bis 1962 studierte sie dann Klavierpädagogik an der Staatlichen Musikhochschule Hamburg. Und dort begann sie, sich allmählich mit den väterlichen Vorgaben für ihre Lebensplanung anzufreunden: „Es war eine tolle und elitäre Bildung, ich konnte sehr viel über Harmonielehre, Chorgesang und Kultur lernen.“

Als musikalisch einflussreichste Person ihres Lebens bezeichnet sie ihren damaligen Lehrer, den Pianisten Adolf Drescher. Eine Antwort auf die Frage nach ihren Lieblingskünstlern kann Korff nicht geben. Zu viele sind in ihrem Kopf. Neben Ikonen der Klassik wie Beethoven, Mozart oder Bach faszinieren sie auch moderne Stile wie Blues oder Boogie.

In den 1970er-Jahren war sie Lehrerin an der Grundschule Nettelnburg

Elsbeth Korff unterrichtet heute 24 Schülerinnen und Schüler im Alter von fünf bis 64 Jahren. Besonders wichtig ist ihr der lockere Umgang mit den Kindern. „Ich genieße es, wie sie mir in die Arme fallen und bin stolz, wenn sie Fortschritte machen“, so Korff, die viele ihrer Eltern selbst noch als Grundschüler kennt: Von 1975 bis 1978 war sie Musiklehrerin an der Grundschule Nettelnburg.

Bis heute ist Elsbeth Korff mindestens technisch auf Augenhöhe mit den jungen Leuten: Die Kommunikation mit ihren Schülern läuft über WhatsApp und statt fliegender Notenblätter hat sie fast alles auf dem Computer gespeichert. Außerdem ist der Unterricht bei ihr noch nie ausgefallen, sogar während der coronabedingten Kontaktverbote konnte er stattfinden. Mit den Schülern traf sie sich dann eben zur Videokonferenz auf Zoom. „Kein einziger meiner Schüler hat während des Lockdowns gekündigt“, erzählt Elsbeth Korff stolz.

Musik: Fehler beim Spielen wurden früher bestraft

Natürlich hat sich der Klavierunterricht in den vergangenen sechs Jahrzehnten grundlegend verändert: „Wenn Schüler in den 1960er-Jahren Fehler während des Spielens gemacht haben, so wurden sie als dumm abgestempelt. Oder sogar bestraft.“ Für Korff war das schon immer der falsche Weg: „Ich lege großen Wert auf gehirngerechtes Lernen, wie es die Wissenschaft empfiehlt – insbesondere durch Bilder.“ Wichtig sei ihr, dass ihre Schüler lernen zu verstehen und nicht bloß nachzumachen.

Ans Aufhören mag Elsbeth Korff keinen Gedanken verschwenden. „Ich liebe es, mit Menschen zu arbeiten, eine klare Aufgabe zu haben und wertgeschätzt zu werden“, sagt die Klavierlehrerin. Kaffee trinken und zu Hause sitzen, das sei nichts für sie. Noch lieber als Schülerinnen und Schüler bei sich zu Hause zu unterrichten, kommt sie übrigens zu ihnen: Mit ihrem Auto macht sie sich dann auf den Weg, um nach Börnsen, Wentorf oder sogar darüber hinaus zu fahren. „Meine Arbeit hält mich fit“, sagt die 82-Jährige – und ist ihrem strengen Vater dafür vielleicht auch ein bisschen dankbar.