Bergedorf. Die Tänzer im Alter von drei bis 22 Jahren haben große Ziele. Warum die angesehene Einrichtung dennoch um den Bestand bangen muss.

Da fliegen die rosa Tutus, tippeln die kleinen Ballettschühchen: Es ist schon eine muntere Truppe, die sich mindestens zweimal pro Woche zum Tanzen trifft. Seit 1994 gibt es in Bergedorf das Tanztheater Grazia, gegründet von der Spätaussiedlerin Emilia Klein.

„Durch den Tanz können wir viel leichter unsere Gefühle vermitteln, die man nicht einmal durch die schönsten Worte erfassen könnte“, erklärt die Ballettmeisterin, die viele Nationen verbindet: „Ich mag am liebsten die Polka“, meint etwa die sechsjährige Türkin Havin. Neben ihr wärmt sich Alexandra (7) auf: „Ich liebe den Cha-Cha-Cha“, sagt die kleine Ukrainerin und dreht sich munter vor der Spiegelwand.

Grazia: Tanztheater hat neue Räume in Bergedorf bezogen

Anfänglich startete der Verein in Neuallermöhe, probte schließend fast 25 Jahre lang im Jugendclub „Stein-Juz“ an der Marta-Damkowski-Kehre. Doch immer wieder hatten andere Vereine und die Jugendlichen angemerkt, dass sie ihren Saal wieder selbst nutzen wollten. Und so hatte das Bezirksamt schon vor fünf Jahren angekündigt, dass es mit der kostenfreien Nutzung bald vorbei sein werde.

Zum Jahresbeginn war es nun soweit: Mit der Kündigung musste sich Grazia neue Räume suchen und wurde bei „Budo Kampfsport“ an der Kurt-A.-Körber-Chaussee 73 b fündig.

Monatlich werden für Grazia nun 3500 Euro Miete fällig

Seither allerdings müssen die Tänzer um den Fortbestand kämpfen, denn die Kosten sind immens: „Uns geht langsam die Kraft aus“, sagt Tanzdozentin und Sozialpädagogin Kristina Klein, die die Leitung von ihrer Mutter übernommen hat und jetzt monatlich 3500 Euro für den 200 Quadratmeter großen Saal bezahlen muss.

Und das bei schwindender Teilnehmerzahl: Waren es vor der Corona-Pandemie noch gut 300 Tänzer, sind es heute 110 im Alter zwischen drei und 22 Jahren. „Die meisten zahlen monatlich 39 Euro. Das kommt gerade so ganz knapp hin, weil wir ja insgesamt vier Tanzlehrer haben. Wobei ein junger Ukrainer sogar ehrenamtlich unterrichtet“, sagt Kristina Klein und betont: „Wir brauchen neue Kinder.“

Tänzer waren schon bei Weltmeisterschaft in Spanien erfolgreich

Und die dürfen sich nicht nur auf körperliche Fitness und Rhythmusgefühl freuen, sondern sogar auf Pokale. Zuletzt holten sie einen fünften und siebten Platz bei der Weltmeisterschaft in Spanien, wo Tänzer aus 70 Ländern antraten.

„Wir sind im Sommer 2022 mit 60 Kindern und Jugendlichen hingefahren, haben alle eine Woche lang auf einem Campingplatz übernachtet“, erzählen die Tanzlehrer, die auch jetzt wieder mit großer Motivation dabei sind: Südlich von Köln, in der Stadt Wesseling, geht es im März um die deutsche Qualifikation. Wer hier auffällt, darf Ende Juni dann zum Dance World Cup ins portugiesische Braga fahren.

Nicht nur Gruppen, auch Solisten sind bei Grazia gefragt

Bis dahin wird noch fleißig trainiert, werktags zwischen 16 und 21.30 Uhr sowie sonnabends von 10 bis 15 Uhr. Nicht nur Gruppen, auch Solisten sind gefragt, die Modern Jazz, Showtanz, Hip-Hop oder auch Akrobatik vorführen. Wer dabei sein will, kommt einfach mal vorbei – oder meldet sich an beim Grazia-Trägerverein „Bühne art&ShoK“, der erreichbar ist unter www.art-shok.com. stri