Hamburg

60 Jahre Großmarkt – Blumenhändler Buhk hat sie miterlebt

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Thomas Heyen
Werner Buhk (77), Blumengärtner aus Curslack, inmitten von Freilandrosen aus eigener Produktion. Sie werden als Schnittblumen auf dem Großmarkt verkauft.

Werner Buhk (77), Blumengärtner aus Curslack, inmitten von Freilandrosen aus eigener Produktion. Sie werden als Schnittblumen auf dem Großmarkt verkauft.

Foto: Thomas Heyen

Auf dem Blumengroßmarkt in Hammerbrook hat Gärtner Werner Buhk aus Curslack quasi alles erlebt – und plaudert aus dem Nähkästchen.

Hamburg. Der Großmarkt Hamburg am Standort in Hammerbrook (Oberhafen) wird am 4. Juni 60 Jahre alt. Die dreischiffige Großmarkthalle vereint zahlreiche Händler, Einkäufer und Mitarbeiter, die Tag und Nacht auf dem Großmarkt unterwegs sind, um sicherzustellen, dass rund zehn Millionen Menschen in der Region mit frischem Gemüse, Obst und Blumen versorgt werden. Einer der Händler ist Werner Buhk (77). Der Gärtner aus Curslack arbeitet seit knapp 60 Jahren auf dem Großmarkt.

Die Großhandelsfirma Buhk kauft und verkauft Schnittblumen aller Art aus Ländern rund um den Globus. Seit 1984 arbeitet Werner Buhk auf dem Großmarkt in Hammerbrook. Damals zog der Blumengroßmarkt auf dem Gelände ein. Zuvor, seit 1962, wurden Blumen in den Deichtorhallen gehandelt. „Dort hatten wir anfangs einen Zehn-Quadratmeter-Stand, am Ende dann 25 Quadratmeter“, sagt Buhk.

In Hammerbrook startete das Familienunternehmen dann mit 60 Quadratmetern Verkaufsfläche. „Wir haben uns damals gefragt, ob wir überhaupt so viel Ware anbieten können.“ Der Betrieb konnte: Heute ist er mit 500 Quadratmetern Standfläche einer der größten auf dem Blumengroßmarkt.

Vor 1962 und dem Blumengroßmarkt gab es einen winzigen Stand

Als Kind begleitete Buhk seinen Vater an den Klosterwall, wo Blumen vor 1962 gehandelt wurden. „Dort hatten wir einen 3,5 Quadratmeter-Stand. Damals wurden aber auch nur geringe Mengen an Blumen produziert.“ Später in den 60er-Jahren holte der Gärtner zugekaufte Ware oft um Mitternacht mit einem Kleintransporter am Hauptbahnhof ab. „Damals wurden die Blumen trocken in kleinen Kartons per Bahn auf die Reise geschickt. „Seit der holländische Export in den 70er-Jahren deutlich zunahm, kommen die Blumen per Lkw. Seit den 90er-Jahren werden sie in Wassereimern geliefert.“

Der Senior hat die Firma 2013 an seinen Sohn Stefan (55) übergeben. Inzwischen arbeitet auch Enkel Paul (24) mit in dem Unternehmen. Buhk: „Wir haben uns auf dem Markt stetig vergrößert, standen ständig auf Wartelisten, weil es nicht genug freie Flächen gab.“ Mittlerweile sei ein Viertel der 10.000 Quadratmeter großen Blumenhandelsfläche nicht belegt, weiß Stefan Buhk: „Immer mehr Gärtner hören auf, geplagt von Nachwuchssorgen und steigenden Kosten, etwa der CO2-Steuer.“ Von den 115 Blumenhändlern handle es sich bei knapp 100 um kleinere Betriebe, die es besonders schwer hätten.

Werner Buhk kommt mit den Nachtschichten gut zurecht

Werner Buhk fährt aber noch immer nachts zum Großmarkt. Um 0.30 Uhr schlägt er dort auf, um zwischen 2 und 8 Uhr gemeinsam mit seinem Sohn und Mitarbeitern Kunden zu bedienen. „Mir macht meine Arbeit Spaß. Es wird viel gescherzt, man kennt sich.“ Er arbeite, „um in Gang zu bleiben und um meine Familie zu unterstützen“. Auch wenn heute alle mehr Druck und weniger Zeit hätten. Mit großen und kleinen Lkw liefert die Firma Buhk in ganz Norddeutschland auch aus.

Wann Werner Buhk schläft? „Ab 13 Uhr halte ich zwei Stunden Mittagsschlaf. Abends gehe ich gegen 19 Uhr ins Bett – seit Jahrzehnten. Verschlafen habe ich noch nie.“

Wissenswertes über den Großmarkt

  • Auf der Brandshofer Schleuse 4/Banksstraße ist der größte Umschlagplatz für Obst und Gemüse in Deutschland und eine wesentliche Bezugsquelle für Wochenmärkte, Gastronomie, Facheinzelhandel und Supermärkte. Direkt am Hafen, mit dem Hauptbahnhof um die Ecke und der Autobahn vor der Tür, ist Norddeutschlands größtes Frische-Zentrum verkehrstechnisch optimal angebunden.
  • Erzeuger und Großhändler sind überwiegend Familienbetriebe, die zum Großteil in den Vier- und Marschlanden sitzen und teilweise in der vierten oder fünften Generation tätig sind.
  • Die rund 350 Firmen schlagen jährlich etwa 1,5 Millionen Tonnen Obst und Gemüse um – Waren im Wert von rund zwei Milliarden Euro. Das grüne Herz Hamburgs gehört damit zu den Top Ten der europäischen Großmärkte. Rund 6200 Gewerbekunden beziehen auf dem Großmarkt ihre Produkte, davon sind etwa 1900 registrierte Käufer auf dem Blumengroßmarkt.
  • Die Großmarkthalle mit dem wellenförmigen Dach gilt als eine der bedeutendsten Betonschalenkonstruktionen Hamburgs, prägt das Stadtbild und ist seit 1996 denkmalgeschützt.
  • Die offizielle Einweihungsfeier musste auf den 4. Juni 1962 verschoben werden, weil Hamburg im Februar von einer schweren Sturmflut getroffen worden war. Drei Jahre später besuchte die britische Königin Elisabeth II. den Großmarkt.
  • Mit dem neuen Großmarkt war der nur wenige Hundert Meter entfernte Deichtormarkt am Klostertor Geschichte. Dort war seit 1911 mit Obst und Gemüse gehandelt worden. Zuvor gab es Märkte am Meßberg und am Hopfenmarkt.
  • 1984 zog der Blumengroßmarkt auf dem Gelände mit ein. Er war zuvor, seit 1962, in den Deichtorhallen.
  • Laut Senatsbeschluss soll der Großmarkt bis mindestens 2044 am heutigen Standort bleiben.
  • Seit vier Jahren werden nächtliche Führungen über den Markt angeboten.

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