Blumenladen

Opfer der Corona-Krise: BlumenSilke in Bergedorf schließt

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Jan Schubert
Jeden Tag gestaltet sie das Entrée zu ihrem Geschäft neu mit Palettenlandschaften voller Begonien, Gänseblümchen oder Bornholm-Margeriten. Am kommenden Freitag dann zum letzten Mal: Silke Schmidt gibt ihr Blumengeschäft „BlumenSilke“ in Nachbarschaft zum Friedhof auf. 

Jeden Tag gestaltet sie das Entrée zu ihrem Geschäft neu mit Palettenlandschaften voller Begonien, Gänseblümchen oder Bornholm-Margeriten. Am kommenden Freitag dann zum letzten Mal: Silke Schmidt gibt ihr Blumengeschäft „BlumenSilke“ in Nachbarschaft zum Friedhof auf. 

Foto: Jan Schubert

Der Blumenladen nahe dem Bergedorfer Friedhof ist nur noch bis Freitag, 30. April, geöffnet. Die Gründe fürs Aus sind vielschichtig.

Hamburg. Die gemütliche grüne Holzbank vor dem Schaufenster, sie taugt dazu, sich in nicht-pandemischen Zeiten näher und ins Gespräch zu kommen. Als „Vermittlerbank“ bezeichnet Silke Schmidt das Möbelstück. Wer seit August 2014 in ihrem Laden kaufte, der unterhielt sich danach nicht selten mit der 47 Jahre alten Floristin oder mit anderen Kunden. Was für ein Genuss im Schatten eines Kastanienbaums, der an der Straße steht.

„Da sind die tollsten Dinge besprochen worden“, sagt Silke Schmidt. Doch das endet leider jetzt: Nach sechseinhalb Jahren an der August-Bebel-Straße 197 schließt „BlumenSilke“ die Türen.

Probleme in der Corona-Krise: BlumenSilke in Bergedorf macht dicht

Es tue weh, die Entscheidung sei aber bereits zu Jahresbeginn gereift, sagt die Wentorferin. „Weil man einfach nicht weiß, wann sich die Situation wieder verbessert.“

Kurios auf den ersten Blick: Ein Blumenladen schließt, obwohl auf der anderen Straßenseite der Bergedorfer Friedhof liegt? Das Geschäft liegt zwar gegenüber der kleinen Eingangspforte zum alten Teil – doch auch dort hat das Coronavirus den Alltag verändert.

Schmidt betont: „BlumenSilke ist keine Friedhofsgärtnerei“

Silke Schmidt betont: „BlumenSilke ist keine Friedhofsgärtnerei, das war bei einigen im Kopf drin.“ Klar, durch die räumliche Nähe kaufte der eine oder andere bei ihr auch mal etwas Hübsches fürs Grab ein. Doch das wurde im vergangenen Jahr auch weniger: „Die Leute haben Angst und bleiben lieber zu Hause.“ Laufkundschaft gebe es bei der Randlage ohnehin nicht, dafür aber eine stattliche Anzahl an Stammkunden.

Doch darin lag gewissermaßen das Hauptproblem. Zwar kommen Leute wie die Bergedorfer Rentnerin Anke Esbruch, die sich jeden Freitag einen frischen Strauß Gerbera besorgt.

Sämtliche Aufträge für Hochzeiten, Jubiläen & Co. sind weggefallen

Aber: Lukrativer für Schmidt sind Hochzeitsgesellschaften sowie große Auftraggeber wie Restaurants oder andere Großunternehmen, die Events wie Geburtstage, Jubiläen, Präsentationen und dergleichen planen. Das fiel zuletzt komplett weg. Gut zu dokumentieren an Hochzeiten: Normalerweise bindet die Wentorfer Pflanzenexpertin Brautsträuße, kreiert Tischdekorationen für etwa 15 bis 20 Hochzeiten im Jahr. Im vergangenen Jahr waren es nur drei.

Doch das ist nicht der einzige Grund für die Geschäftsaufgabe. Das Kaufverhalten hat sich in der Pandemie verändert und mit ihr die Blumenbranche.

Supermärkte mit Blumenangebot werden zur Niedrigpreis-Konkurrenz

Es gibt neue „Konkurrenz“. Silke Schmidt meint: „Viele Geschäfte wie zum Beispiel Lebensmitteldiscounter sollten nur das verkaufen, wofür sie auch stehen.“

Denn nicht wenige Supermärkte bieten neben Lebensmitteln zum Beispiel auch Rosen, Tulpen, Geranien & Co. zum Niedrigpreis an – was wiederum die Situation der stets qualitäts-, aber auch preis­bewussten BlumenSilke („Man muss auch immer etwas für den kleineren Geldbeutel anbieten“) erschwerte: „Wenn man häufiger bei kleineren Geschäften kaufen würde, wird es dort logischerweiseauch billiger.“

Silke Schmidt bleibt ihren Blumen und ihrer Berufung treu – nur woanders

Nur noch bis nächste Woche Freitag steht die grüne Bank vor BlumenSilke, sind nette Gespräche bei einer Tasse Tee unter dem Kastanienbaum möglich – mit Abstand natürlich.

Das bedeutet aber nicht, dass Silke Schmidt ihren Beruf ­aufgeben wird. Sie wird anderswo ihrer Berufung und Passion weiter nachgehen. „Ich bleibe meinen Blumen treu.“