Bergedorf. Montagmittag stießen Arbeiter am Neuen Weg auf ein verdächtiges Metallrohr. Der Kampfmittelräumdienst rückte an.

Ein unheimlicher Fund sorgte am frühen Montagnachmittag bei den Arbeiten am neuen Lagerhauses am Neuen Weg für einen sofortigen Baustopp: Im Untergrund stießen die Tiefbauer auf einen länglichen metallenen Gegenstand. Ihre Befürchtung, es könnte sich um eine Bombe aus dem Zweiten Weltkrieg handeln, meldeten sie per Notruf an die Feuerwehr.

Dort wurde das per Ferndiagnose bestätigt und als Verdacht auf einen Stabbrandbomben-Fund an den Kampfmittelräumdienst weitergegeben. Die Experten rückten um 13.40 Uhr nach Bergedorf aus, um die etwa einen halben Meter lange runde Metallröhre in Augenschein zu nehmen und gegebenenfalls zu entschärfen.

Bombenalarm: Kampfmittelräumdienst untersucht unbekannten Gegenstand

Doch schon um 14.06 Uhr konnten die Fachleute Entwarnung geben: Es handelte sich lauf Feuerwehr-Pressestelle zwar tatsächlich um einen munitionsähnlichen Gegenstand. Aber er entpuppte sich als einfaches Metallrohr.

Dass der Verdacht nicht unbegründet war, zeigt ein Blick in die Geschichte des Zweiten Weltkriegs: Seit 1940 wurden rund 80 Millionen Stabbrandbomben vor allem von der britischen Royal Navy über deutschen Städten abgeworfen. Bergedorf war zwar nur einmal Ziel dieser Angriffe, als 1942 die Sternwarte ins Visier der Flieger geriet. Sie galt als kriegswichtiges Institution, weil hier die exakte Zeit gemessen und an die Schiffe im Hamburger Hafen weitergeben wurde – eine wichtige Grundlage für die exakte Navigation.

Beim Angriff auf die Sternwarte wurden im Juli 1942 rund 100 Brandbomben eingesetzt

Beim Angriff vom 26. Juli wurden 100 Brandbomben eingesetzt. Aber auch bei den häufigen Anflügen der Briten und Amerikaner auf den Hamburger Hafen und seine Werften, kam es vor allem bei den Großangriffen vom Juli 1943 immer wieder zu Notabwürfen über Bergedorf, wenn Bomber von der Flugabwehr getroffen wurden.

Dass ausgerechnet auf der Lagerhaus-Baustelle noch immer ein Blindgänger liegen könnte, galt indes als eher unwahrscheinlich. Schließlich ist das Areal schon vor rund einem Jahrzehnt Großbaustelle gewesen. Damals baute hier das Autohaus Michael seine Bergedorfer Filiale und musste dafür einigen Bodenaushub vornehmen und verschiedene ehemalige Hallen der Verkehrsbetriebe Hamburg-Holstein (VHH) und ihres Vorgängers Bergedorf-Geesthachter Eisenbahn (BGE) abreißen.