Bergedorf. Prominente Adresse an der Ecke zum Bergedorfer Markt: Auch die neuen Citymanagerinnen werden in ehemalige „Only“-Filiale einziehen.

Jetzt darf die Initialzündung für Bergedorfs Innenstadt der Zukunft kommen – und es braucht sie möglichst schnell: „Wir haben nur zweieinhalb Jahre Zeit, dann müssen die Kernprojekte angelaufen oder zumindest vorbereitet sein“, brachte es Bergedorfs Baudezernent Lars Rosinski in der jüngsten Sitzung vom Runden Tisch Einzelhandel auf den Punkt.

Adressaten der Runde aus Wirtschaft und Verwaltung waren Bergedorfs neue Citymanagerinnen. Seit einem Monat sind Julia Staron von der Stadtmanufaktur am Neuen Wall und Tanja Tribian von der Deutschen Stadt- und Grundstücksentwicklungsgesellschaft DSK verantwortlich dafür, Sachsentor & Co. eine Zukunftsperspektive zu geben, die nicht allein aus Einzelhandel besteht. Erstes Projekt wird Bergedorfs Künstler- und Handwerkerhaus sein, das ins prominente weiße Geschäftshaus am Bergedorfer Markt einzieht, direkt gegenüber vom Herrenausstatter Willhoeft.

Künstler- und Handwerkerhaus in der Innenstadt Bergedorf

Die seit einem Jahr verwaiste ehemalige „Only“-Filiale wird samt Obergeschoss schon bis zu den Sommerferien mit buntem Leben gefüllt: Hier zieht das Künstler- und Handwerkerhaus ein, das die Vielfalt der Bergedorfer Gewerke zeigen soll – vom Bausektor bis hin zu Juwelieren, Optikern oder Schneidern, die längst ein wichtiger Wirtschaftsfaktor der Einkaufsstraße sind. Wie genau sie sich präsentieren, welche Mitmachaktionen es geben wird, befindet sich noch in der Absprache. Sicher ist aber schon, dass es hier neben Bereichen für die Kunst auch viel Platz für alle Bergedorfer gibt, ihre eigene Kreativität zu entdecken.

Zudem zieht das Büro der Citymanagerinnen ins Künstler- und Handwerkerhaus ein und wird regelmäßig für Gespräche, Ideen sowie auch Kritik besetzt sein. „Wir wollen keine Berge von Konzeptpapieren füllen, sondern Maßnahmen und Projekte anschieben, die auch nach unseren zweieinhalb Jahren in Bergedorf weiterlaufen“, spricht Julia Staron das Kernproblem an: Die gut 850.000 Euro aus dem Bundesfonds zur Belebung der Innenstädte finanzieren das Citymanagement nur bis Herbst 2025 – und sind im Vergleich zu den 4,5 Millionen Euro, die es parallel für Hamburgs City gab, eher knapp bemessen.

Es braucht also weitere Fördertöpfe, damit das jetzt Anzuschiebende eine eigene Dynamik entwickeln kann. „Genau dafür hat der Senat Bergedorfs und Lohbrügges City in das Programm der Regionalen integrierten Stadtteilförderung, kurz Rise, aufgenommen“, sagte Bezirksamtsleiterin Cornelia Schmidt-Hoffmann. Aber Rise basiere einerseits darauf, dass schon förderfähige Projekte existierten und andererseits würden von dort nur 50 Prozent der Kosten übernommen. „Der Rest muss anderweitig beschafft werden, wobei wir als Verwaltung natürlich gern helfen. Schließlich haben auch in unserem Rathaus alle ein Interesse daran, dass unsere City ein Identifikations- und Treffpunkt für die Bergedorfer und eine Visitenkarte des Bezirks bleibt.“

City-App, um die Vielfalt der Innenstadt sichtbar zu machen

Einige Kernprojekte auf dem Weg dahin stellten die Citymanagerinnen dem Runden Tisch Einzelhandel bereits vor – in ersten groben Zügen. Neben dem Künstler- und Handwerkerhaus soll es eine City-App geben, die aktuelle Angebote der Geschäfte ebenso präsentiert, wie kulturelle Veranstaltungen und die Entwicklung der Bergedorfer City. „Das alles wird in ein Tourismus-Konzept eingebunden, das die Hotspots Bergedorfs wie Schloss und Sternwarte mit seiner City verknüpft – und die wiederum mit Hamburg“, sagt Tanja Tribian.

Kernfrage zum Start des Citymanagements ist für Kollegin Julia Staron zunächst: „Für wen soll Bergedorfs Innenstadt der Zukunft eigentlich sein?“ Antworten sollen verschiedene Arbeitskreise geben, in denen Einzelhändler, Politiker, Kulturschaffende, Sportvereine und auch „normale“ Bürger zu Wort kommen. Auch dabei wollen die Citymanagerinnen Tempo machen und konkrete Ergebnisse drängen. „Denn es gibt hier bereits etliche Kreise, die teils seit Jahren tagen, aber nebeneinander her arbeiten. Dieses Engagement gilt es jetzt zu bündeln.“

In den kommenden Monaten soll nun eine konkrete, möglichst eingängige „Marke Bergedorf“ entwickelt werden, hinter der sich der ganze Bezirk versammelt. Dass es dafür sehr schnell großen Bedarf gibt, unterstrich unter anderem Michael Solscher von der Grundeigentümer-Initiative BID Sachsentor: „Im Sommer 2024 legen wir, ebenso wie das Lohbrügger BID Alte Holstenstraße, die Inhalte für die Neuauflage unseres Zusammenschlusses fest. Spätestens dann ist es entscheidend, dass wir wissen, welche Rolle die BIDs für die Zukunft unserer Innenstadt spielen sollen.“