Bergedorf. 40 Ölbilder erinnern an den verstorbenen Künstler Shahabudin aus Malaysia. Seine Werke sind ab dem 17. April in Bergedorf zu sehen.

In der Küche liegt roter Teppich, alle Türen sind mit Dschungelmotiven bemalt, im Atelier dient ein Strohhut als Lampenschirm: Wer die Wohnung von Brigitte Shahabudin im Wohnturm des CCB in Bergedorf betritt, bekommt sogleich eine Ahnung von Malaysia. Denn da verbrachte die 79-Jährige sechs geliebte Jahre. „Ich hatte ein tolles Atelier in Kuala Lumpur“, sagt die gebürtige Luxemburgerin, die ihr Leben der Kunst verschrieben hat.

Wobei sie da freilich nicht davon leben konnte, die Rente hilft: „Ich habe Bildende Kunst in Paris unterrichtet und war bald 40 Jahre lang Kunsterzieherin am Luruper Gymnasium“, erzählt die Künstlerin, die nicht nur Ölgemälde fertigt, sondern auch Fotos, Tonfiguren und gebundene Bücher, in denen sie ihre Wut und Frustration kreativ umsetzt. Das war zuletzt oft nötig, dazu kommt nun eine große Portion Trauer: Am 26. Dezember starb ihr Mann Syed Azzudin Shahabudin, geschwächt nach einer Corona-Infektion. Ihre große Liebe, ihre gigantische Inspiration und ihr Schicksal.

Syed Azzudin Shahabudin wurde am 27. April 1933 in Malaysia geboren. Seine Kunst stellte er in London und Oxford aus, in Paris, Hamburg, Thailand und Luxemburg.
Syed Azzudin Shahabudin wurde am 27. April 1933 in Malaysia geboren. Seine Kunst stellte er in London und Oxford aus, in Paris, Hamburg, Thailand und Luxemburg. © Privat | Shahabudin

Von alten Meistern inspiziert

„Am Schluss, im Wentorfer Pflegeheim, hat er mich nicht mehr erkannt. Die Demenz hat ihn unsere tollen 40 Jahre vergessen lassen.“ Dabei hat sie gemeinsam mit ihrem Mann im Bergedorfer Schloss ausgestellt, im Reinbeker Rathaus, dazu in Paris und Thailand. Seine Werke – allesamt Aquarelle auf handgeschöpftem Papier – orientieren sich an alten Meistern wie Tizian, Diego Velázquez und Lucas Cranach. Und sehr oft standen ihm dabei nackte Frauen Modell, denn der weibliche Körper, das Geheimnis der Schönheit von der Geburt bis zum Tod, faszinierte ihn.

1933 in Malaysia geboren, ging der sehr gläubige Muslim Syed Azzudin Shahabudin, zunächst nach England. An der Sandhurst-Akademie wurde er zum Offizier ausgebildet. „Dann aber wurde er in Ehren entlassen, um Architektur und Kunst studieren zu können“, erzählt seine zweite Ehefrau. Mit der ersten hat der Künstler fünf Kinder – nur eine Tochter kam zur Beerdigung.

Egozentrisch und herausfordernd

Mit der zehn Jahre jüngeren Brigitte, die in Schönberg bei Kiel aufgewachsen ist, freute sich der freie Künstler 1984 über seine deutsche Staatsbürgerschaft – und scharte seit 2015 auch in Bergedorf stets viele Freunde um sich herum: „Er war ein gewinnender Mensch, höflich und liebenswert. Aber wenn er getrunken hatte, konnte er auch sehr frech und anstrengend sein“, beschreibt sie ihren egozentrischen Mann, der sie provozierte, aber auch künstlerisch herausforderte.

Und so kommt es, dass nun 40 seiner Werke und 24 ihrer Werke im offenen Atelier in Bergedorf ausgestellt werden. Passend zu seinem 90. Geburtstag heißt es „Celebrating Life“ im ersten Stock des CCB. Das Leben soll vom 17. bis 28. April gefeiert werden, täglich von 10 bis 20 Uhr ist die Kunst zu besichtigen – „wobei ich auch immer von 12 bis 18 Uhr da sein will, um mit den Besuchern über Kunst zu sprechen“, sagt Brigitte Shahabudin, die keineswegs in Trauer und Erinnerung versinken möchte, denn: „Ich habe ein Talent zum Glück.“