Bergedorf. Bergedorf hat seine Bemühungen, einen Taubenschlag einzurichten, vor einem Jahr aufgegeben. Andere Bezirke gehen nun voran.

Erst gut ein Jahr ist es her, da hat der Bezirk Bergedorf dieses Projekt begraben: Ein Runder Tisch zum Thema Taubenpopulation scheiterte daran, dass sich in der hiesigen City keine Standorte für mögliche Taubenschläge fanden. Mithilfe dieser Schläge sollte die Population der oft kranken und an Hunger leidenden Tiere kontrolliert werden. Doch obwohl Bergedorf den Runden Tisch mit der Forderung einstampfte, dass der Taubenschutz eine hamburgweite Aufgabe sei, zeigt die Senatsantwort auf eine CDU-Senatsanfrage etwas anderes: Vielmehr ringen in ganz Hamburg die Bezirke für sich allein um Lösungen – und das mit sehr unterschiedlichen Ergebnissen.

Während in Altona, Mitte und Wandsbek aktuell konkrete Standorte geprüft werden, ist Harburg noch nicht so weit. Hier werde zunächst nur „grundsätzlich“ geprüft, ob das Einrichten eines Taubenschlages möglich und finanzierbar sei, heißt es in der Senatsantwort. Anders in Nord: Dort werden tatsächlich Mittel für einen Schlag am Barmbeker Bahnhof bereitgestellt. Ein Novum: Bisher gibt es nur vier private Taubenschläge in der Stadt. Der Bezirk Bergedorf hat das Vorhaben mit dem Hinweis abgeblasen, eine gesamtstädtische Finanzierung sei unabdingbar. Nur Eimsbüttel hat sich bisher keine Gedanken gemacht.

Überpopulation an Stadttauben gilt als problematisch

Dabei gilt das Problem als drängend. Die Stadttauben – oft Nachkommen von Hochzeits- oder Zuchttauben – leiden enorm unter der Überpopulation und dem Hamburger Fütterungsverbot. Hungrig flattern sie in Bäckereien, jagen jedem Krümel nach, nerven die Bürger und hinterlassen jede Menge Dreck. Das Fütterungsverbot gilt zwar als juristisch zweifelhaft – eine Tierschutzorganisation klagt aktuell dagegen, da es sich bei den Tauben eben um Nachkommen von Haustieren handele, deren Fütterung nicht verboten werden könne, doch eine letzte gerichtliche Entscheidung steht noch aus.

Dass Taubenschläge sinnvoll sind, meint auch der Senat. Denn dort erhalten die Tiere nicht nur artgerechtes Futter und gesundheitliche Überwachung. Es wird zudem die Population eingedämmt, indem die Eier gegen Attrappen eingetauscht werden. Noch im April 2022 hatte der Senat aber auf eine andere Anfrage der Linken mitgeteilt, es gebe derzeit keinen konkreten Ansatz „zur Einführung eines stadtweiten Taubenprojektes durch den Senat“.

Die Einführung eines Stadttaubenkonzeptes für eine Großstadt sei ein „äußerst umfangreiches und komplexes Unterfangen“, das schon einmal an fehlenden Standorten gescheitert sei. Immerhin soll das Projekt am Barmbeker Bahnhof nun aber „aussagekräftige Daten für die Beurteilung von betreuten Taubenschlägen in Hamburg“ liefern, heißt es.