Bergedorf. 62-Jährige hat seinen Job mit Herzblut gemacht und erinnert sich an legendäre Mittagspausen und den plattdeutschen „Schnack“.

Bunte Luftballons, Girlanden, Fotos, Konfetti und natürlich das geliebte Werder-Bremen-Wappen: Für Ronald Rahlfs letzte Ausfahrt schmücken die Kollegen „seinen“ Wagen am Kampweg, damit niemand diesen besonderen Tag verpasst. „Ronny“ verabschiedet sich nach 42 Jahren von der Stadtreinigung in Bergedorf. „Ich hab das hier nie bereut und würde es jedem weiterempfehlen“, sagt der 62-Jährige.

Angefangen hat der Tag eigentlich wie immer: Um 4.15 Uhr klingelt der Wecker in Tatenberg, wo Ronald Rahlf mit Frau und Sohn Niclas lebt. Dienstbeginn ist um halb sechs, Feierabend pünktlich um 14.06 Uhr. Routiniert fährt er seine Touren seit zehn Jahren am Steuer eines 26-Tonners – immer mit denselben Leuten: Kevin, Svenni und Dominik, der Ronnys Position als Fahrer übernehmen wird.

Ronald Rahlfs erinnert sich an legendäre Mittagspausen

Der letzte Tag verläuft aber dann doch etwas anders. In der Pause wird sich Zeit genommen, Anekdoten aus 42 Jahren auszutauschen. Da gab es etwa legendäre Mittagspausen in der verrauchten Kneipe „Bei Bärbel“, die es heute leider nicht mehr gibt. Auch der plattdeutsche „Schnack“ durfte nie fehlen: „Wir mussten unseren neuen Kollegen erstmal Wörter wie ,Dösbaddel’ beibringen“, erinnert das Team lachend.

Der Beruf als Müllwerker hat bei den Rahlfs Tradition. Schon Ronalds Vater war 28 Jahre bei der Stadtreinigung – und freute sich, seinen Sohn als Straßenfeger zu sehen, bevor er anschließend den Streuwagen im Winter fahren durfte. Am Müllwagen stand der Nachwuchs sodann elf Jahre lang hinten auf dem Trittbrett, bevor er sich endlich „vorarbeiten“ konnte – bis ganz nach vorne als Berufskraftfahrer im Führerhaus. Seither fährt Ronald Rahlf, der im Radio gern „Frühstück bei Stefanie“ und die „Freeses“ hört, früh morgens durch Lohbrügge oder Vierlanden: „Manche Leute sehen wir jedes Mal, wenn wir unterwegs sind. Dann grüßt man sich auch.“

Drei Generationen bei der Stadtreinigung Hamburg

Inzwischen ist die nächste Generation angesteckt, arbeitet auch sein Sohn bei der Stadtreinigung: „Als Kind durfte ich manchmal mitfahren und hinten draufstehen, das fand ich toll“, erzählt Niclas, der früh erfuhr, dass längst nicht jeder für diesen Job taugt: „Man muss abgehärtet sein“, betont Ronald Rahlf. Seine Arbeit sei zwar nicht immer bequem gewesen, aber: „Wenn man einmal hier ist, bleibt man dem Laden auch treu.“ Seine Kollegen nicken und loben: „Ronny ist der Einzige, der weiß, wann einer von uns Geburtstag hat und wie alt er wird“, staunt Gruppenleiterin Carmen Kröger. Kaum vorstellbar bei 65 Müllwerkern und insgesamt 120 Angestellten auf dem Gelände am Kampweg.

Nun heißt es also Abschiednehmen von all seinen Kollegen und Kolleginnen. Weniger offiziell stößt er mit Freunden und Familie auf den Ruhestand an – daheim in der legendären Fußball-Bar. Hier indes sind die Fans nicht immer einer Meinung, gesteht Ronny Rahlf: „Da schaue ich immer meine Werder-Bremen-Spiele, allerdings nur mit HSV-Fans. . . leider.“