Bergedorf. Das offene Atelier im Einkaufszentrum CCB zeigt eine Ausstellung mit Werken aus der Sammlung Günther Krüger.

Das offene Atelier im Einkaufszentrum CCB ist zur Schatzkiste geworden – für alle, die Bergedorfs und Hamburgs Entwicklung in den 50er- und 60er-Jahren interessiert. Gezeigt werden Bilder des Fotografen Günther Krüger (1919-2003), der damals mit dem Hubschrauber oder der Cessna in die Luft gegangen ist, um die Hansestadt und ihre Umgebung von oben zu dokumentieren.

Mit professionellem Auge sind dabei Bilder entstanden, die den Blick in die entscheidende Phase der jüngsten Vergangenheit öffnen: Es waren die Jahrzehnte, als aus den Trümmern des Zweiten Weltkriegs unser heutiges Stadtbild entstand – und teils auch neue breite Schneisen durch noch intakte Quartiere geschlagen wurden, um die Stadt autogerecht zu machen.

Bergedorfs Luftbilder entstanden 1954 bis 1969 bei Flügen über den Bezirk

„Ich war total geflasht, als ich diese Bilder entdeckt habe“, sagt Jürgen Joost, selbst Fotograf und seit 2016 Inhaber der Rechte am Nachlass von Günther Krüger. Ausschnitte aus seiner Sammlung zeigt er ab sofort für zehn Tage als Bergedorf-Premiere im offenen Atelier gleich neben der Brücke des CCB. Der Schwerpunkt liegt neben Hamburger Originalen wie Michel und Hafen, fotografiert teils aus erstaunlich niedriger Höhe, natürlich auf dem Bezirk.

Vermutlich viermal zwischen 1954 und 1969 ist Krüger mit seinem Piloten über Bergedorf geflogen. Dabei hat er den Ortskern mit der Kirche St. Petri und Pauli ins Visier genommen, ebenso wie das Sachsentor und den Serrahn sowie die damals gerade entstehenden riesigen Neubaugebiete Lohbrügge-Nord und Bergedorf-West. Mehr als 30 Bergedorf-Motive umfasst die Sammlung, neben weit über 400 aus dem Rest von Hamburg. Aber auch Bilder vom Reinbeker Ortskern oder dem Bau von Elb-Staustufe und Schleuse bei Geesthacht sind dabei.

Mit Bergedorf-Motiven hat Jürgen Joost die Basis der Günther-Krüger-Sammlung gelegt

„Die Bergedorf-Motive sind der Grund, warum ich überhaupt auf diesen Schatz aufmerksam geworden bin“, sagt Jürgen Joost, dessen Ausstellungen der Sammlung in der Handelskammer und der Fabrik der Künste bereits zu Publikumsmagneten wurden. „Ich habe meine Kindheit und Jugend in Lohbrügge und Bergedorf verbracht und wollte meiner alten Mutter eine Freude machen. Deshalb habe ich vor über zehn Jahren die ersten Luftbilder in einem Antiquariat gekauft“, sagt der heute 66-Jährige.

Begeistert von der Qualität und den besonderen Blickwinkeln machte er sich auf die Suche nach immer weiteren Werken von Günther Krüger. Er fand heraus, dass der Elmshorner insgesamt 15 Jahre lang mit dem Flieger unterwegs war, bevor sich der erste festangestellte Fotograf in der Geschichte des Springer-Konzerns für Abendblatt und Hörzu wieder irdischen Themen wie Sport und Promis zuwandte. 2016 schließlich ging das komplette Archiv vom Krügers Sohn an Jürgen Joost über.

Davon und von seinem eigenen Wirken als professioneller Fotograf kann Joost viel erzählen. Das tut er sicher bei der offiziellen Vernissage seiner Ausstellung „Hamburg und Bergedorf aus der Luft“ am Sonnabend um 13 Uhr im offenen Atelier. Aber auch sonst wird Jürgen Joost bis Sonnabend, 18. Februar, während der Öffnungszeiten von 11 bis 19 Uhr häufig persönlich anwesend sein.

22 Jahre lang für die Welt und die Welt am Sonntag gearbeitet

Wer mit ihm ins Gespräch kommt, kann auch viel über die Bergedorfer Zeitung erfahren. Denn bei uns hat er schon als Schüler mit kaum 15 Jahren seine Liebe zur Fotografie entdeckt: Vor allem im Sport, aber auch bei einigen anderen Themen waren er und seine Kamera gefragt. Später machte Joost bei Foto Scheel an der Mönckebergstraße eine Ausbildung als sogenannter Foto-Kaufmann und war anschließend zehn Jahre Teil des Teams der legendären Foto-Galerie PPS von F. C. Gundlach im Bunker am Heiligengeistfeld.

Parallel dazu blieb Jürgen Joost freier Fotograf, arbeitete für die Mopo und bis zum Ruhestand schließlich 22 Jahre lang für die Welt und die Welt am Sonntag, wo er zusammen mit Society-Reporterin Doris Bannuscher die bunte letzte Seite bestückte.