Bergedorf. Die Alevitische Gemeinde kritisiert die türkischen Regierung – und hat dennoch ein Spendenkonto eingerichtet: „Die Lage ist dramatisch.“

Die Erdbeben in der Türkei und in Syrien haben unter den in Bergedorf lebenden türkischstämmigen Menschen große Trauer und Betroffenheit ausgelöst. In dem Katastrophengebiet starben mehr als 5000 Menschen, unzählige werden noch vermisst. „Die Lage ist sehr dramatisch“, weiß der Öffentlichkeitsbeauftragte der Alevitischen Gemeinde Bergedorf, Alper Dogan.

Einige Mitglieder der Gemeinde hätten Angehörige verloren. Viele seien immer noch nicht erreichbar, da das Erdbeben die Infrastruktur im Land in großen Teilen zerstört hat. „Wir sind alle sehr beunruhigt“ so Dogan weiter. Er befürchte, dass die Zahl der Todesopfer noch drastisch steigen wird.

Erdbeben: Alevitische Gemeinde ruft zu Spenden auf

Die Schuld für die Situation sieht Dogan auch bei der türkischen Regierung: „Der Staat hat komplett versagt“. Zwischen der Religionsgruppe der Aleviten und der türkischen Regierung kommt es schon seit Jahren immer wieder zu Spannungen. Dogan wirft der türkischen Regierung vor, dass in den vergangenen Jahren keine Sicherheitsvorkehrungen getroffen worden seien.

Die Alevitische Gemeinde hat nun verschiedene Hilfsprogramme ins Leben gerufen. In Bergedorf sollen Informationssuchende per Telefon an die richtigen Kontaktstellen weitervermittelt werden. Der Rat der Aleviten lädt außerdem für Donnerstag, 9. Februar, zu einer Gedenkveranstaltung ein. Sie soll um 17.30 Uhr im Stiftungssaal an der Osterrade 20 beginnen.

Appell: „Wir brauchen jetzt Einigkeit“

Dogan ruft die Bergedorfer auf, für die Opfer zu spenden. Dafür wurde ein Spendenkonto ins Leben gerufen, das besonders „den Ortschaften mit hoher alevitischer Bevölkerung“ helfen solle, da diese von der Regierung vernachlässigt würden. Auch SPD-Politiker Ali Simsek sieht die Kritik an dem Krisenmanagement der türkischen Regierung als berechtigt. Demnach seien die Bebauungspläne zu ungenau entwickelt worden, wodurch die Folgen des Erdbebens jetzt umso schlimmer seien.

Trotzdem appelliert er: „Wir brauchen jetzt Einigkeit“. Er habe noch nie „eine so hohe Hilfsbereitschaft und Solidarität erlebt“, wie dies jetzt der Fall sei. Die Unterstützung laufe bis jetzt schnell und unbürokratisch ab. Simsek verwies dabei auf die Spendenkonten der Aleviten und des DRK.

Auch Nordkirche nach stellt nach Erdbeben Nothilfe bereit

Die Nordkirche stellt 20.000 Euro Nothilfe für die Opfer des Erdbebens bereit und ruft zu weiteren Spenden auf. „Es sind erschütternde Bilder und Berichte, die uns aus der vom Erdbeben betroffenen Region zwischen der Türkei und Syrien erreichen“ sagte Landesbischöfin Kristina Kühnbaum-Schmidt. Jeder könne jetzt mit einer Spende dazu beitragen, den Betroffenen zu helfen.

Spendenkonto der Alevitischen Gemeinde: Kontoinhaber: SAG KoordinierungsRat der Aleviten

IBAN: DE86 2005 0550 1501 5443 22 bei der Haspa

Verwendungszweck „Erdbeben Türkei“

Spendenkonto des DRK: IBAN: DE63 3702 0500 0005 0233 07 BIC: BFSWDE33XXX

Bank für Sozialwirtschaft

Stichwort: Nothilfe Erdbeben Türkei und Syrien