Hamburg. Ehrenamtliche kümmern sich um Obdachlose. Allerdings fehlt es an Unterkünften. Wo in Hamburg Wohnungslose Hilfe bekommen.

Die Container stehen bereits neben der Friedenskirche am Ladenbeker Furtweg: Zehn Schlafplätze für alleinstehende Männer werden hier im Hamburger Winternotprogramm angeboten, das am 1. November startet. Damit wird es wohl wieder beim einzigen Angebot in Bergedorf bleiben. Die anderen Häuser, die einen Erfrierungsschutz für Obdachlose bieten, liegen außerhalb des Bezirks, zumeist in den Innenstadt.

„Hoffentlich finden unsere Leute auch den Weg dorthin“, sagt Gundula Fiedler-Bendt von der Sozialen Beratungsstelle im Weidenbaumsweg 19. Sie denkt etwa an Heinz, der derzeit auf einer Bank neben dem „Café Klo“ an der Alten Holstenstraße übernachte. An die Frau, die am Bahnhof schläft, und an Florian, dessen Domizil bei Sport-Karstadt abgerissen wurde: „Jetzt übernachtet der 33-Jährige vor der Apotheke, aber mit Glück hat er trotz Warteliste nun eine Chance auf ein richtiges Bett in einer Unterkunft“, so die Sozialarbeiterin, die sich freut, wenn der psychisch Kranke eine solche Hilfe annimmt – und um die Herausforderung weiß: „Es erträgt ja auch nicht jeder ein Mehrbettzimmer, wenn einer betrunken ist und der andere nachts schreit und Alpträume hat.“

Obdachlosigkeit Hamburg: Etwa 30 Menschen leben auf Bergedorfs Straßen

Timo zum Beispiel bleibe lieber in seinem Zelt bei der Kleingartenanlage am Schwarzen Weg. In den Lauben, aber auch auf Bergedorfs Straßen seien nachts bis zu 30 Obdachlose anzutreffen. „Manche haben erst in Hamburg Platte gemacht, kommen aber dann wieder zurück ins heimatliche Bergedorf“, weiß Fiedler-Bendt, deren Team im vergangenen Jahr 714 Gesprächskontakte in der Straßensozialarbeit zählte – wobei es in 2022 weit weniger waren: „Durch einen Krankheitsfall sind wir seit April nur zwei Sozialarbeiter, eine Vertretung kommt erst Mitte November.“ Dabei sei die Straßensozialarbeit doch so wichtig: „Dadurch kommen gut 20 Prozent der Leute in unsere offene Beratung.“

Susanne Diem (links) und Gundula Fiedler-Bendt kümmern sich um Obdachlose in Bergedorf.
Susanne Diem (links) und Gundula Fiedler-Bendt kümmern sich um Obdachlose in Bergedorf. © BGZ | strickstrock

Arbeit gebe es genug: Es gilt, neue Lebensperspektiven zu finden, Krankheiten zu kurieren, eine Wohnung zu finden, Schulden abzubauen und Behörden zu besuchen – wobei die Beratung zwar von der Sozialbehörde bezahlt wird, dennoch klafft ein Loch im Budget: Die Bahnfahrt zum Amt nach Hamburg, die Passfotos oder die Gebühr für den Personalausweis müssen aus Spenden finanziert werden.

Verein Bergedorfer Engel benötigt Spenden

Auf Spenden ist auch der Verein Bergedorfer Engel angewiesen, der nicht nur an jedem zweiten Sonntag bis zu 150 Menschen auf der Reeperbahn mit Lebensmitteln und Kleidung versorgt, sondern auch die Bergedorfer: „Mit Spenden könnten wir im Winter auch vereinzelt wieder Menschen in dem Hotel am Kurfürstendeich unterbringen“, sagt Vize-Vorsitzende Susanne Diem und denkt etwa an Matthias. Der Mitte-30-Jährige schläft schon seit Längerem in dem kleinen Park an der Lohbrügger Kirchstraße, wäscht sich im dortigen Brunnen und hinterlässt tagsüber alles ordentlich: „Der Bünabe der Polizei und auch die Anwohner kümmern sich rührend um den etwas kauzigen Kerl, wobei er lieber Kaffee annimmt als neue Schuhe“, sagt die 58-Jährige, die solche Menschen auch gern an den Suppentopf und die Bergedorfer Tafel verweist: „Eine Zeit lang waren es mit den Flüchtlingen zu viele Hilfsbedürftige. Aber im November wird der Aufnahmestopp wieder aufgehoben.“

Für die Bettkarte darf man sich auch einen Namen ausdenken

Eine Tagesaufenthaltsstätte für Obdachlose in Bergedorf ist noch immer in weiter Ferne. Aber wie kalt auch der Winter wird: In Hamburg muss niemand erfrieren, es gibt bis Ende April genügend Betten, die kostenlos und anonym nutzbar sind. Betreiber fördern & wohnen betont, dass nicht entscheidend sei, wo jemand herkommt, sondern ob jemand obdachlos ist. Ein Ausweise muss nicht vorgelegt werden: „Für die Bettkarte gibt man einen Namen an. Man darf sich auch einen Namen ausdenken“, heißt es auf der Homepage.

Und natürlich sind alle Bürger aufgefordert zu helfen: Kleidung kann etwa bei Hanseatic Help (Große Elbstraße 264) abgegeben werden oder bei der Bergedorfer Kleiderkammer von Sprungbrett neben dem Jobcenter (Weidenbaumsweg 69b). Auch loben Gundula Fiedler-Bendt und Susanne Diem die Zusammenarbeit mit dem St. Petri-und-Pauli-Laden an der Bergedorfer Schlossstraße: „Die statten einzelne Obdachlose auch mal kostenfrei aus. Da sind also gute Winterjacken, Reisetaschen und Rucksäcke sehr willkommen.“

Speziell für Wohnungslose und Arme gibt es am Sonnabend, 12. November, ein „Wohlfühlmorgen“ bei der St.-Ansgar-Schule (Bürgerweide 33): Zwischen 10 und 13 Uhr gibt es Frühstück, sind Friseure, Ärzte und ein Zahnmobil vor Ort, außerdem werden Pedi- und Maniküre angeboten sowie eine Massage. Kranke Tiere werden ärztlich begutachtet und mit Futter bedacht.