Hamburg. Architekten präsentieren sieben Ideen für Wohn- und Geschäftshaus am Bergedorfer Markt. Welche Vorgaben der Bezirk macht.

Es braucht noch einiges an Nachhilfe für die sieben Architekturbüros, die das Herz der Bergedorfer Fußgängerzone neu gestalten sollen – den Neubau auf der Fläche des ehemaligen „kleinen“ Karstadt-Hauses: „Das sieht ja aus wie in Rahlstedt“, war einer der Besucher-Kommentare am gestrigen ersten Tag der Zwischenpräsentation der Architektenbeiträge zum Wettbewerbsverfahren im „großen“ Karstadt-Haus am Sachsentor.

Andere Bürger sorgten sich um die starke Beschattung der Außengastronomie, die gemäß Vorgabe des Bezirksamtes auf dem alten Karstadt-Parkplatz entstehen wird. Und immer wieder war die Frage zu hören: „Wo ist bei diesen Entwürfen denn das Besondere?“

Stadtentwicklung Hamburg: Bezirksamt hat klare Wünsche für den Bau formuliert

Tatsächlich wünscht sich der Bezirk laut Ausschreibung eine „standortprägende Immobilie mit innovativem Charakter“, die eine „überzeugende eigene Identität entwickelt und gleichermaßen das stadträumliche Umfeld bereichert“. Wer deshalb hochmoderne Fassaden aus Stahl und Glas erwartet hat oder ein Aufgreifen des filigranen Stils der benachbarten Gründerzeithäuser, sucht vergeblich in der Zwischenpräsentation, die auch am Dienstag, 13. September, noch von 14 bis 20 Uhr geöffnet ist.

Die Fassade der früheren kleinen Karstadts in Bergedorf steht zwar noch, im Inneren reißt ein Abreissbagger schon die Wände ein.
Die Fassade der früheren kleinen Karstadts in Bergedorf steht zwar noch, im Inneren reißt ein Abreissbagger schon die Wände ein. © Ulf-Peter Busse

In den drei Monaten seit der Auftragsvergabe haben sich die Büros offenbar eher um den Komfort der ab dem ersten Stockwerk vorgesehenen Wohnungen gekümmert als um attraktive Shopping- und Gas­tro-Adressen im Erdgeschoss, geschweige denn herausragende Fassaden. Vieles wirkt wie ein typisches Wohnquartier, das eher zufällig noch Geschäfte beherbergt.

Bürger sind aufgefordert, die Entwürfe zu bewerten

Doch genau deshalb gibt es die Zwischenpräsentation, sind die Bürger doch ausdrücklich aufgefordert, die Entwürfe klar zu bewerten sowie gern auch Verbesserungsvorschläge zu machen. Und bei genauem Hinsehen gibt es tatsächlich interessante Ansätze: Einige Entwürfe trennen den ganzen Bau in zwei Teile und schaffen so einen Durchgang von der Fußgängerzone am Bergedorfer Markt zur Straße Hinterm Graben, was längere Schaufensterfronten und kleinteilige Ladenstrukturen ermöglicht. Teils werden auch Arkaden angedacht, die den massiven, in einigen Entwürfen bis zu sechs Etagen hohen Baukörper auflockern.

Besonders angetan sind mehrere Büros offenbar vom Wunsch der Auftraggeber, einen grünen Innenhof im ersten Stockwerk zu schaffen, also auf dem Dach der Geschäfts- und Gastro-Etage, am Fuß des hier beginnenden Wohnbereichs. Mancher Architekt möchte den Hof in Form einer mehr oder weniger imposanten Treppe mit der Fußgängerzone verbinden. Auffällig auch: Einzelne Büros planen die Außengastronomie auf dem alten Karstadt-Parkplatz so groß, dass der Wiebekingweg überplant wird.

Sieben sehr unterschiedliche Präsentationen

Insgesamt ist die auf sieben Stellwände verteilte Präsentation nicht gerade einfach zu vergleichen. Manche Büros liefern lange Texte zur Bergedorfer Stadtgeschichte, aus denen sie ihre Ideen ableiten, dann aber nur in sehr groben Gebäudestrukturen zeigen. Andere begnügen sich mit typischen Planzeichnungen jeder Etage. Aber einige wagen sich immerhin an mögliche Ansichten, wie das von ihnen ersonnene Gebäude aussehen könnte.

„Die Wertungen und Ideen der Besucher der Zwischenpräsentation werden an die Büros weitergegeben, mit der ausdrücklichen Bitte um Berücksichtigung“, sagt Simona Weisleder von der Stadtentwicklungsgesellschaft steg, die das Verfahren im Auftrag von Bezirksamt und Grundeigentümer organisiert.

Die Architekten haben dann bis zur öffentlichen Abschlusspräsentation am 25. und 26. November Zeit, alles in ihre Entwürfe einzuarbeiten. Auch dann sind wieder die Wertungen der Bürger gefragt. Den Zuschlag für den Sieger gibt eine Fachjury am 30. November.