Hamburg. Der Lehrer aus Kirchwerder wird Deutscher Triathlon-Meister und verteidigt seinen WM-Titel im Aquabike – mit einem Schönheitsfehler.

Wenn der Name seiner Sportart fällt, dann würden einige Leute noch immer denken, er mache Spinning im Wasserbecken, weiß Jonas Hafemann. Das sei ihnen nicht zu verübeln. Schließlich tauchen im Internet auch zunächst Bilder solcher Unterwasser-Räder auf, wenn nach dem Begriff „Aquabike“ gesucht wird. Seine drei Söhne, Ehefrau, Freunde und auch seine Schüler und Kollegen an der Stadtteilschule Kirchwerder wissen aber längst, was Aquabike bedeutet. Schließlich haben sie mit Jonas Hafemann einen wahren Meister dieser Sportart in ihren Reihen.

Wettbewerbe im Aquabike bestehen aus Schwimmen und Radfahren, also ein Triathlon ohne die Laufdistanz. „Es gibt genug verletzte oder ältere Sportler, die sich das Laufen nicht mehr zutrauen, sich aber gern noch wettbewerbsmäßig messen möchten“, weiß Jonas Hafemann.

Erst zwei Tage vor Meldeschluss zum Start in der Slowakei entschlossen

Schließlich ging es ihm ganz genauso: 2020 musste er sich einer schweren Operation unterziehen, in der sein Sprunggelenk rekonstruiert wurde. Bereits ein Jahr später ging er bei der Aquabike-WM im niederländischen Almere an den Start und wurde bei seinem ersten internationalen Wettkampf direkt Weltmeister in seiner Altersklasse.

Nun ist es dem 39-Jährigen aus Wentorf, der seit 2012 in Kirchwerder Biologie und Englisch unterrichtet, gelungen, seinen Titel zu verteidigen. Dabei hatte er sich erst zwei Tage vor Meldeschluss im Juni dazu entschlossen, in der Slowakei an den Start zu gehen.

Nach 2:33 Stunden überquerte er die Ziellinie und sicherte sich Gold in seiner Klasse

Motiviert, die pro Strecke 1000 Kilometer weite Fahrt auf sich zu nehmen, habe ihn auch die Tatsache, dass in der Nähe von Bratislava auch der Collins Cup ausgetragen wurde, bei dem namhafte Triathleten aus der Weltspitze wie Patrick Lange oder Anne Haug an den Start gingen. „Auf demselben Kurs wie die Größten der Szene unterwegs zu sein, war schon ein Grund mitzumachen“, sagt er.

Nach zwei Kilometer Schwimmen und 80 Kilometer Radfahren kam Jonas Hafemann nach 2:33 Stunden über die Ziellinie und sicherte sich damit die Goldmedaille in seiner Klasse. Trotz aller Freude über den für ihn selbst überraschenden Titelgewinn, hatte sein Sieg einen kleinen Schönheitsfehler.

Im Zieleinlauf noch von einem Konkurrenten überholt: Gesamtsieg verpasst

Denn nach dem Absteigen vom Rad überholte ihn auf dem Weg bis zum Ziel noch ein Konkurrent. „Das hat mich schon gewurmt. Sonst wäre ich Gesamtsieger geworden“, sagt Jonas Hafemann. Beim Vierlanden Triathlon im Mai, bei dem erstmals ein Aquabike-Wettkampf ausgetragen wurde, war ihm selbst dieser Coup noch gelungen. Dort überholte er im Zieleinlauf noch zwei Konkurrenten und wurde Gesamtsieger.

Viel Zeit, sich über diesen Makel zu ärgern, blieb dem 39-Jährigen aber nicht. Denn nur zwei Wochen später ging er am Maschsee in Hannover erneut an den Start, dabei sogar mit abschließendem Lauf. Den Startplatz hatte Jonas Hafemann gewonnen und dann erfahren, dass dabei auch die Deutschen Meisterschaften ausgetragen werden.

Seit der Operation vor zwei Jahren keine zehn Kilometer mehr im Wettkampf gelaufen

„Es war eine Wundertüte, denn seit der OP bin ich keine zehn Kilometer mehr im Wettkampf gelaufen“, sagt er. Er habe damit gerechnet, ständig überholt zu werden, so Hafemann. Am Ende wurde er aber überraschend Deutscher Meister seiner Altersklasse.

Trotz der Titel bleibt Jonas Hafemann gelassen und vermutet darin sein Erfolgsrezept: „Mir geht es um den Spaß an der Bewegung“, sagt er. Natürlich möchte er bei einem Wettkampf bestmöglich abschneiden, sei aber keinesfalls verbissen. „Und so werde ich da auch weiterhin rangehen“, sagt der Triathlet der aber doch einen Traum vor Augen hat: „Ein Ironman gehört irgendwie dazu.“