Hamburg. Bibliothek vergrößert Ende 2022 Fläche und Angebot deutlich und wird viel moderner. Was genau geplant ist.

Immer schön leise sein und in verstaubten Regalen nach zerfledderten Büchern suchen: Das war vielleicht die Bibliothek der Vergangenheit. Doch die Bücherhalle der Zukunft wird so aussehen wie bald in Bergedorf: Wenn die hiesige Bücherhalle voraussichtlich Ende des Jahres von ihrem Übergangsstandort in Lohbrügges Fußgängerzone in das neue Körber-Haus ziehen wird, soll sie nicht weniger als ein Treffpunkt für alle Bergedorfer sein – eine hochmoderne Bibliothek mit Loungebereich zum Lesen, Öffnungszeiten weit über die jetzigen hinaus und einem deutlich umfassenderen Medienangebot.

„Unser Team kann es wirklich kaum erwarten“, sagt Eva Quade, Leiterin der Bücherhalle Bergedorf. Seit Monaten wird an den Details des neuen Standortes gefeilt. Immerhin wird die Fläche von jetzt 380 auf dann 500 Quadratmeter wachsen. Zwar war der Ur-Standort am Kupferhof ähnlich groß, doch die neue Bücherhalle ist ebenerdig, barrierefrei und rundum verglast. Sie soll „sozusagen ein Wohnzimmer werden“, sagt Eva Quade: „Alle sind willkommen, auch wenn sie keine Bücher ausleihen.“ Das soll sich schon im Eingangsbereich widerspiegeln, wo es Loungesessel geben wird und die Möglichkeit, Zeitung zu lesen. Wer sich dann einen Kaffee mitbringt oder ein kleines Brötchen auspackt, soll nicht verscheucht werden – anders als früher, als Essen und Trinken untersagt war.

Bücherhalle Bergedorf: Fläche wird von 380 auf etwa 500 Quadratmeter wachsen

Das Medienangebot soll zudem deutlich wachsen, von derzeit 27.000 Medien auf dann etwa 45.000. „Wir werden kurz vor dem Umzug anfangen, Medien dazuzukaufen“, sagt Eva Quade. Ziel ist es, ein passgenaues Angebot zu schaffen. So wird es – außer im Kinderbereich – kaum noch CDs und Filme geben, „denn gegen die Streamingdienste kommen wir nicht an“. Dafür gibt es mehr Hörbücher.

Die Bücherhalle will auch mehr jüngere Menschen anlocken. Künftig soll es für Jugendliche etwa einen Gamingbereich geben, zudem auf sie zugeschnittene Veranstaltungen. Auch der Kinderbereich wird wachsen und „etwa doppelt so groß sein“, sagt die Bücherhallenchefin. Von jetzt 10.000 wird auf mehr als 20.000 Medien aufgestockt – Kinderbücher, CDs, Kinderfilme oder Gesellschaftsspiele werden angeboten. „Der gesamte Bereich wird außerdem kindgerecht gestaltet, mit Sitzbänken und Nischen zum Lesen.“

Bücherhalle Bergedorf: Auch mal einen Werkzeugkasten ausleihen

Weitere Neuerungen: Die „Bibliothek der Dinge“, die es in Lohbrügge bereits im Kleinen gibt, soll ausgebaut werden. Dort gibt es praktische Gegenstände zum Ausleihen, etwa einen Werkzeugkasten oder Spielroboter. Auch die beliebte Saatgutbibliothek soll bleiben. Zudem gibt es künftig einen großen Gruppenraum.

Geöffnet ist die neue Bücherhalle durch die „Open Library“ deutlich länger als bisher. Über die üblichen Öffnungszeiten hinaus (dienstags bis freitags 10 bis 18 Uhr, sonnabends 10 bis 14 Uhr), kann die Bücherhalle schon morgens ab 7 Uhr und abends bis 22 Uhr mit der Bücherhallenkarte betreten werden. Personal gibt es dann nicht, allerdings eine Kameraüberwachung. Medien können so fast jederzeit ausgeliehen werden werden. Ein externes System ermöglicht auch die Abgabe zu jeder Zeit.

Auch wenn manch ein Lohbrügger die alte Bücherhalle vermissen wird: Eva Quade ist zuversichtlich, dass das Angebot angenommen wird – und hofft, dass das skandinavische Modell Wirklichkeit wird. Dort sind die Bibliotheken neben Zuhause und Arbeitsplatz ein „dritter Ort“ zum Ankommen.