Lohbrügge. Hamid Khawaja verkaufte seine Firma in Lohbrügge für mehrere Millionen Euro. Das Geld investiert er in Dubai, aber auch in Afghanistan.

Zurzeit verbringt Hamid Khawaja jede Menge Zeit im Flugzeug. Sechs Stunden Direktflug von Hamburg nach Dubai. Ein paar Tage weiter nach Kabul. Und am heutigen Montag möchte der umtriebige Selfmade-Unternehmer unbedingt wieder in Hamburg sein, um ein weiteres Projekt vorzubereiten.

13 Jahre war Khawaja das Gesicht des von ihm gegründeten Limousinenservice „Deine Limo“, die ihre Zentrale am Rudorffweg in Lohbrügge hat. Khawaja hatte sich ein kleines Imperium aufgebaut, 30 Stretchlimousinen, sieben Partybusse, vier Linienbusse konnte er sein Eigen nennen, dazu übernahm er mehrere Konkurrenten, die dann zur Marke „Deine Limo“ gehörten. Doch etwas störte den gebürtigen Afghanen schon: „Mit den deutschen Behörden und der Polizei hatte ich am Schluss nur noch Ärger und Kontrollen.“ Zudem wurde er als Geschäftsmann mit den noblen Autos zur Zielscheibe: 2016 wurde auf dem Betriebsgelände am Rudorffweg Feuer gelegt und der Fuhrpark vernichtet.

Der frühere Chef von „Deine Limo“ in Lohbrügge

Er baute alles wieder auf, doch es hinterließ Spuren: Jetzt verkaufte der 42-Jährige seine Firma für mehrere Millionen Euro – die genaue Summe wird nicht verraten. Doch es kann nicht gerade ein Kleckerbetrag gewesen sein, denn der fünffache Vater ist umtriebiger denn je.

Dubai bei Nacht: Blick aus einer von Khawajas der Mietwohnungen.
Dubai bei Nacht: Blick aus einer von Khawajas der Mietwohnungen. © BGDZ | Jan Schubert

Hauptsächlich reinvestiert Hamid Khawaja das Geld in Dubai. Dort zieht er ein zweigliedriges Geschäftskonzept auf. Eine Stretchlimousine hat Khawaja behalten und möchte dort einen Luxus-Fahrdienst etablieren. Des Weiteren vermietet er künftig Wohnungen, Zwei-Zimmer-Appartements mit Blick auf Dubais Wolkenkratzer. Gekauft für 800.000 Euro pro Wohnung, mietbar für 150 Euro am Tag.

Offenbar sieht der Deutsch-Afghane, der mit seiner Familie in Billstedt wohnt, seinen Lebensmittelpunkt in den Vereinigten Arabischen Emiraten. „Wenn wir dort sind, wohnen wir in einer Vier-Zimmer-Wohnung in Adschman, etwas außerhalb des Trubels. Hier hat man jeden Tag Sommer, das Meer ist ganz nah.“ Lässt sich aushalten bei 38 Grad am Sonntag, 8. Mai. Schöne Aussichten: Nachdem sein Gewerbe in Dubai angemeldet ist, erhält Khawaja eine dreijährige Aufenthaltsgenehmigung im Staat am Persischen Golf.

Taliban stoppten den Bau eines Waisenhauses in Kabul

Ein Mann, der zwischen den Extremen wandert: Ein weiteres Herzensprojekt für den 42-Jährigen bleibt die ärmliche Situation in seiner Heimat Afghanistan. Khawaja, 1984 aus dem Krisen- und Kriegsgebiet geflohen, versucht dort seit einiger Zeit, etwas von seinem Erfolg zurückzugeben, baut Schulen und Waisenhäuser, um die Bildung der afghanischen Kinder zu verbessern. Seine zweite Schule entstand gerade in der Hauptstadt Kabul, aber: „Die Taliban haben im Juni 2021 die Bauarbeiten gestoppt“, berichtet Khawaja, der nun auf eigene Gefahr an den Hindukusch reiste, um die Dinge voranzutreiben.

Hamid Khawaja (l.), hier mit seinem Cousin Safi, engagiert sich auch für die Bildung in seinem Heimatland Afghanistan. Auf der Straße, an der dieses Selfie entstand, stehen Reissäcke zum Abholen in einem Park.
Hamid Khawaja (l.), hier mit seinem Cousin Safi, engagiert sich auch für die Bildung in seinem Heimatland Afghanistan. Auf der Straße, an der dieses Selfie entstand, stehen Reissäcke zum Abholen in einem Park. © BGDZ | Jan Schubert

Bliebe das dritte Projekt, und das wird Hamid Khawaja bereits am 15. Mai umsetzen. Denn er ist der neue Pächter des Bistros im Freizeitbad Reinbek. In dem Bad also, in dem er einst sauber machte. Gestoßen war er auf dieses Angebot in unserer Zeitung. „Ich habe mich beworben und schnell die Zusage bekommen“, freut sich Khawaja, der den Badegäste ausschließlich „leckeres Fast Food“ anbieten möchte.

Mietwohnungen für Schwerreiche, Bildungsstätten für Arme, Gastronomiebetrieb in Reinbek –eventuell wird Hamid Khawaja in diesem Jahr noch ein weiteres Geschäftsfeld in Bergedorf angehen. „Ich kann mir vorstellen, eine Eventagentur zu gründen.“