Hamburg. Der Architektenwettbewerb für Neubauten am Beensroaredder ist beendet. Ein Siegerentwurf liegt vor. Wovon die Jury begeistert ist.

Flächen für Wohnungsbau sind rar und kostbar im Stadtstaat Hamburg. Sehr genau schauen deshalb Eigentümer und Investoren, wo sich auch im Wohnungsbestand noch Platz gewinnen lässt. Der Trend, dabei möglichst immer mehr in die Höhe zu bauen, bestätigt sich aktuell am Beensroaredder in Lohbrügge: Dort schreiten Pläne der Hansa Baugenossenschaft voran, zwei Reihen kleiner Flachdachbungalows sowie eine Parkgarage aus den 1960er-Jahren durch Geschosswohnungsbau zu ersetzen. Der Architektenwettbewerb ist jetzt beendet, ein Siegerentwurf liegt vor. Aus derzeit 24 Bungalows sollen nun etwa 61 Wohnungen erwachsen.

Lohbrügge: Typischer Siedlungscharakter soll erhalten bleiben

Die beteiligten Architekturbüros hatten einige Hausaufgaben mit auf den Weg bekommen. Denn das Quartier Lohbrügge-Nord entstand größtenteils in den 1960er-Jahren; auch die Bebauung am Beensroaredder ist dadurch geprägt.

Der typische Siedlungscharakter müsse erhalten bleiben, lautete deshalb die Vorgabe an die Planer. Konkret solle die Architektur der alten Bungalows mit ihren Vor- und Rücksprüngen wieder aufgegriffen werden. Auch sollten die Neubauten ähnlich ausgerichtet sein. Und ein „nachbarschaftlicher“ Freiraum sollte her.

Komplex aus drei- bis viergeschossigen Gebäuden mit Innenhof

Der Entwurf des Büros Störmer Murphy und Partners überzeugte die Jury schließlich am meisten: Er sieht einen Komplex aus vier jeweils drei- bis viergeschossigen Gebäuden vor, die sich um einen Hof gruppieren. Die etwa 61 Wohnungen – die Feinplanung steht noch aus – werden fast alle barrierefrei sein. 4700 Quadratmeter Wohnfläche entstehen, verteilt auf Wohnungen verschiedener Größe und Ansprüche. Fast alle werden barrierefrei sein, und alle haben Terrasse oder Balkon.

Die Architekten haben sich aber auch Gedanken über die Nachhaltigkeit beim Bauen gemacht. So sollen die alten Bungalows als Rohstoffspender dienen: Teile der Ziegel-Fassaden könnten als Gestaltungselemente im Bodenbelag dienen.

Der zentrale Quartiersplatz bildet das Herz

Auch der Beton wird wohl recycelt. Moderne Ansprüche soll auch das Energiekonzept erfüllen: Die Wärmeerzeugung solle durch ein Wärmepumpenkonzept mit Eisspeicher sowie mit einer Stromerzeugung über eine Brennstoffzelle geschehen, heißt es. Zudem sei Fotovoltaik vorgesehen. Die Jury überzeugte der Entwurf aber auch aus anderen Gründen:

Die Gebäude, die als Ersatz für die kleinen Flachdachbungalows dienen sollen, würden sich gut an die städtebauliche Struktur anpassen, lobte die Jury. Zudem sei mit dem zentralen Quartiersplatz ein „Herz“ geschaffen worden, das die Anlage umfasse, ohne sie abzuschirmen. In diesem Hof soll es auch wieder einen Nachbarschaftstreff geben.

Politiker ebenfalls angetan

Die Politiker des Bergedorfer Stadtentwicklungsausschusses zeigten sich von den Plänen ebenfalls angetan. Von den 61 Wohnungen sollen 60 Prozent geförderter Wohnraum sein. „Es ist immer so eine Sache mit der Verdichtung, aber hier ist gut darauf geachtet worden, dass ein Mehrwert für die Umgebung entsteht“, meinte Petra Petersen-Griem (SPD).

Auch Sven Noetzel (CDU) befand, der Entwurf sei gelungen und mehr als nur „eine schnöde Maximierung“. Die Anwohner der umgebenden Genossenschaftswohnungen der Hansa Baugenossenschaft waren offenbar im Zuge der Wettbewerbsvorbereitung beteiligt worden.

Neue, moderne Parkgarage, die auch Freizeitwert haben soll

Gedanken haben sich die Architektenbüros gemäß Auftrag aber nicht nur über den Ersatz der Bungalows gemacht, sondern auch über die Erneuerung der Quartiersparkgarage aus den 1960er-Jahren. Sie soll durch eine neue Parkgarage ersetzt werden, die nicht nur mehr Stellplätze bietet (von jetzt 154 auf dann 186), sondern moderne Standards: Vorgesehen sind Stellplätze für Carsharing, Elektroautos und Fahrräder. Das Gebäude soll aber nicht nur praktisch genutzt werden, sondern auch einen Freizeitwert haben: Auf dem Dach könnte es beispielsweise Sportanlagen und Flächen fürs Gärtnern in der Stadt geben.

Alle Pläne wurden so gefasst, dass sie relativ schnell umgesetzt werden könnten. Denn das Planrecht muss für diese Bauten nicht geändert werden. Gleichwohl wird der Siegerentwurf jetzt noch intensiv geprüft und optimiert. Der Stadtentwicklungsausschuss stimmte dem weiteren Fortgang einstimmig zu.