Hamburg. Der rasante Wohnungsbau mit rund 800 Genehmigungen pro Jahr lässt Bergedorf immer näher an Hamburger Verhältnisse rücken. So wohnt mittlerweile in 43,9 Prozent der Haushalte im Bezirk nur noch eine Person (Hamburg: 54,4 %), haben bloß 21,7 Prozent Kinder (Hamburg: 18 %) und liegt die durchschnittliche Zahl der Bewohner bei 2,0 (Hamburg: 1,8).
Das alles ist nachzulesen in den gerade vom Statistikamt Nord veröffentlichten „Hamburger Stadtteil-Profilen 2020“ (kostenlos unter www.statistikamt-nord.de). Jeder der 104 Hamburger Stadtteile wird dort auf jeweils zwei Seiten mit allen Details beschrieben, von seinen Haushalten samt Bevölkerungskennzahlen über die Sozialstruktur und das Wohnen bis zu Infrastruktur und Verkehr. Zum Vergleich listet die Statistik in allen Rubriken die Werte des jeweiligen Bezirks und die der ganzen Stadt Hamburg auf.
Statistik zeigt, dass die Bevölkerung in Bergedorf langsamer wächst als erwartet
Beim Bezirk Bergedorf fällt auf, dass seine Bevölkerung deutlich langsamer wächst als erwartet. So lebten Ende 2020 exakt 130.994 Menschen hier. Das sind nur 734 Bergedorfer mehr als Ende 2019. Und das, obwohl bei rund 800 neuen Wohnungen, hier bisher von durchschnittlich zwei Personen bezogen, eigentlich mit dem Doppelten zu rechnen wäre.
Der Blick zurück in die Jahre davor bestätigt allerdings diesen Trend: Seit 2017 ist Bergedorfs Bevölkerung sogar bloß um durchschnittlich 600 pro Jahr gewachsen. Deutlich rasanter ging es noch in den Jahren zuvor nach oben: von 2015 auf 2016 um knapp 1400 Menschen. Und von 2016 auf 2017 verzeichnete der Bezirk dann sogar 2700 Neubürger.
Schon heute gibt es mehr als 131.500 Bergedorfer im Bezirk
Die mit der Veröffentlichung der Stadtteil-Profile nunmehr offizielle Zahl von 130.994 Bergedorfern gilt ab sofort als Berechnungsgrundlage aller Analysen, darunter auch der Corona-Inzidenz. Tatsächlich dürfte der Bezirk die 131.000er-Marke aber bereits im vergangenen Januar geknackt haben. Hochgerechnet gibt es heute schon mehr als 131.500 Bergedorfer.
Unter Bergedorfs Stadtteilen ist Lohbrügge mit 40.745 Menschen der bevölkerungsreichste, gefolgt von Alt-Bergedorf mit 36.160 und Neuallermöhe mit 23.511, das aber die die mit Abstand größte Bevölkerungsdichte hat. Weil es sich mit nur 4,2 Quadratkilometern über eine deutlich kleinere Fläche als die beiden anderen Bergedorfer Stadtteile erstreckt, leben hier 5592 Menschen pro Quadratkilometer – fast so viele wie in Harvestehude oder Rotherbaum. In Alt-Bergedorf sind es es 3491, in Lohbrügge 3123.
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In Neuallermöhe leben in 30,9 Prozent der Haushalte Kinder
Auffällig ist Neuallermöhe auch bei anderen Kennzahlen. So leben hier in 30,9 Prozent der Haushalte Kinder. Das ist absoluter Spitzenwert in Bergedorf. Gleiches gilt für den Anteil der Bevölkerung mit Migrationshintergrund: Fast zwei von drei Neuallermöhern (65,2 %) sind nicht in Deutschland geboren, so viele wie nirgendwo anders in der Hansestadt. Gleichzeitig ist Neuallermöhe ausgesprochen jung. 22,7 Prozent der Menschen hier sind unter 18, und nur 10,5 Prozent haben mit über 65 das Rentenalter erreicht. Im Bezirk Bergedorf liegen beide Werte zwischen 18 und 19 Prozent, in ganz Hamburg sind 18 Prozent über 65 und nur 16,6 Prozent unter 18 Jahre.
Eine ganz andere, für den Bezirk Bergedorf sehr bemerkenswerte Rubrik ist die sehr ausgeprägte Beliebtheit der Stadtteilschulen: 57,8 Prozent der Schüler wurden 2020 dort unterrichtet, nur 38,8 Prozent an den Gymnasien. Der Rest besucht Privatschulen oder drückt in Schleswig-Holstein die Schulbank. In ganz Hamburg sind die Stadtteilschulen mittlerweile zwar auch beliebter – allerdings mit 49,7 Prozent nur knapp. Die Gymnasien bringen es in der Stadt auf 45,4 Prozent.
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