Hamburg. Die steigenden Corona-Zahlen machen Angst. Vor allem Senioren, die nicht in Altenheimen wohnen und im Frühjahr ihre Zweitimpfung bekamen, suchen händeringend nach Möglichkeiten, mit einer dritten Spritze ihren Schutz für den nahenden Winter aufzufrischen. „Die Nachfrage nach diesen Booster-Impfungen ist riesig. Bei uns sind schon alle Termine im November ausgebucht“, bestätigt Dr. Anja Bommersheim-Klie von der Hausarztpraxis Curslack.
Corona: Hausärzte bieten Drittimpfung an
„Erste Adresse auch für die Drittimpfungen ist natürlich der persönliche Hausarzt. Grundsätzlich kann aber immer auf die vielen Angebote unserer mobilen Impfteams zurückgegriffen werden“, sagt Martin Helfrich von der Hamburger Gesundheitsbehörde. „Das gilt neben Erst- und Zweitimpfungen ausdrücklich auch für die Booster. Vorausgesetzt die Person ist mindestens 70 Jahre alt, arbeitet im medizinischen Sektor oder kann eine Immunschwäche nachweisen.“ Auch Menschen ab 18 Jahren, die mit Johnson & Johnson geimpft wurden, wird ein Booster mit Biontech oder Moderna empfohlen.
Nächste Impfangebote dieser Art sind am Donnerstag, 13.30 bis 20.30 Uhr, im Gemeindehaus der Christophorus-Kirche Lohbrügge (Riehlstraße 64) und am Dienstag, 9. November, von 16 bis 20 Uhr, im Stiftungssaal der Alevitischen Gemeinde (Osterrade 20). Beide Impfangebote sind ohne Voranmeldung.
Bethesda Krankenhaus hat weiteren Impftag eingerichtet
Ebenfalls sehr aktiv bei den Drittimpfungen ist auch Bergedorfs Agaplesion Bethesda Krankenhaus. Die Klinik am Glindersweg hat für Zweit- und Drittimpfungen ab sofort einen zusätzlichen Tag eingerichtet. Immer donnerstags werden diese Patienten jetzt von 14 bis 17 Uhr mit Biontech geimpft. Bis zu 150 Impfdosen liegen dann bereit. Eine Anmeldung ist nicht erforderlich. Erstimpfungen, ebenfalls ohne Termin, sind im Bethesda jetzt mittwochs von 14 bis 16 Uhr möglich. Termine für die Impfung vergibt die Klinik gar nicht mehr.
Bergedorfs Hausärzte verweisen gern auf das Bethesda
„Der Andrang ist und bleibt riesig. In allen Bereichen“, sagt Bethesda-Sprecher Matthias Gerwien. „Leider hören wir dabei immer öfter, dass der Hausarzt nicht mehr impfe und für den Corona-Schutz auf uns verwiesen hat. Das ist überaus ärgerlich und verschärft den Impfengpass leider erheblich.“ Aus den Hamburger Zahlen hochgerechnet, impfen in Bergedorf nur noch sechs Praxen. Genaue Zahlen für den Bezirk gibt es nicht.
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Diese Corona-Impfstoffe sind in Deutschland zugelassen
- Biontech/Pfizer: Der erste weltweit zugelassene Impfstoff gegen das Coronavirus wurde maßgeblich in Deutschland entwickelt. Der mRNA-Impfstoff, der unter dem Namen Comirnaty vertrieben wird, entwickelt den vollen Impfschutz nach zwei Dosen und ist für Menschen ab zwölf Jahren zugelassen. Laut Bundesgesundheitsministerium (BMG) hat er eine Wirksamkeit von etwa 90 Prozent – das heißt, die Wahrscheinlichkeit, schwer an Covid-19 zu erkranken, sinkt bei Geimpften um den genannten Wert. Ebenfalls von Biontech stammt der erste für Kinder im Alter von fünf bis elf Jahren zugelassene Impfstoff in Deutschland.
- Astrazeneca: Der Vektorimpfstoff des britischen Pharmaunternehmens wird unter dem Namen Vaxzevria vertrieben. Aufgrund von seltenen schweren Nebenwirkungen empfiehlt die Ständige Impfkommission (Stiko), den Impfstoff nur für Patienten zu verwenden, die älter als 60 Jahre sind. Offiziell zugelassen ist der Impfstoff aber für Menschen ab 18 Jahren. Vaxzevria weist laut BMG nach zwei Impfdosen eine Wirksamkeit von bis zu 90 Prozent in Bezug auf schwere Erkrankungen auf.
- Moderna: Der von dem US-Unternehmen entwickelte mRNA-Impfstoff mit dem Vertriebsnamen Spikevax ist für alle ab 12 Jahren zugelassen, die Stiko empfiehlt aufgrund eines erhöhten Risikos schwerer Nebenwirkungen aber, ihn auf die Altersgruppe der über 30-Jährigen zu beschränken. Der Moderna-Impfstoff hat laut BMG eine Wirksamkeit von bis zu 90 Prozent in Bezug auf schwere Erkrankungen, wenn der volle Impfschutz nach zwei Impfdosen erreicht worden ist.
- Johnson&Johnson: Das US-Unternehmen hat einen Vektorimpfstoff entwickelt, der bereits nach einer Impfdosis Schutz vor dem Coronavirus entwickelt. Er wird unter dem Namen Covid-19 Vaccine Janssen vertrieben. Das Präparat hat laut BMG eine Wirksamkeit von bis zu 70 Prozent bezogen auf schwere Erkrankungen – zudem ist die Zahl der Impfdurchbrüche im Vergleich zu den anderen Impfstoffen erhöht, daher empfiehlt die Stiko für mit Johnson&Johnson Geimpfte schon nach vier Wochen eine zusätzliche Impfdosis mit Comirnaty oder Spikevax, um den vollständigen Impfschutz zu gewährleisten.
- Novavax: Das US-Unternehmen hat den Impfstoff Nuvaxovid entwickelt. der mitunter zu den sogenannten Totimpfstoffen gezählt wird. Er enthält das Spike-Protein des Covid-19-Erregers Sars-CoV-2. Dabei handelt es sich aber genau genommen nicht um abgetötete Virusbestandteile, die direkt aus dem Coronavirus gewonnen werden. Das Protein wird stattdessen künstlich hergestellt. Das menschliche Immunsystem bildet nach der Impfung Antikörper gegen das Protein. Der Impfstoff wird vermutlich ab Ende Februar in Deutschland eingesetzt und soll laut BMG in bis zu 90 Prozent der Fälle vor Erkrankung schützen.
- Weitere Impfstoffe sind in der Entwicklung: Weltweit befinden sich diverse Vakzine in verschiedenen Phasen der Zulassung. Die Europäische Arzneimittelbehörde EMA prüft derzeit das umstrittene russische Präparat Sputnik V sowie die Impfstoffe der Hersteller Sinovac, Sanofi und Valneva. Der deutsche Hersteller CureVac hat seinen Impfstoff vorerst aus dem Zulassungsverfahren zurückgezogen.
Wer sich im Bethesda oder bei den mobilen Impfteams seine dritte Spritze abholen will, muss nachweisen, dass er 70 oder älter ist und die Zweitimpfung wenigstens ein halbes Jahr zurückliegt.
Corona-Inzidenz im Bezirk Bergedorf steigt auf 138
Dass die Zahl der Corona-Erkrankungen auch in Bergdorf rasant steigt, zeigen die am Dienstag veröffentlichten Bezirkszahlen. Demnach wurden dem Gesundheitsamt hier in der letzten Oktober-Woche 180 Neuinfektionen gemeldet, fast 20 Prozent mehr als zuvor. Die Inzidenz stieg auf 138. Im Bethesda Krankenhaus wurden am Montag vier Patienten mit Corona behandelt, drei auf der Intensivstation. Zwei müssen künstlich beatmet werden.
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